Psalms of Isaak 01. Sündenfall
»Darf ich Euch zumindest bedienen, Herr?«, fragte der Metallmann.
Rudolfo schüttelte den Kopf. »Ganz gewiss nicht.« Er zwinkerte Jin zu. »Heute Abend ist unser Verlobungsmahl, und ich habe vor, alles selbst aufzutragen.«zu
Jin beobachtete, wie er sich von einer Seite des Tisches zur anderen bewegte und mit einer tropfenden Weinflasche, die in ein weißes Baumwolltuch geschlagen war, in der Hand wieder an ihre Seite trat. Er hob die Augenbrauen, und sie nickte. Erst füllte Rudolfo ihr Glas, dann das seine und setzte sich anschließend.
Er hob sein Glas und beugte sich vor. »Ich hätte gekocht«, sagte er, »wenn Resolut mir in der Küche freie Hand gelassen hätte.«
Jin lächelte und verfiel mühelos auf eine weitere nonverbale Sprache. Sie nippte am Wein, bewegte ihre Finger am Stil des Glases entlang und zuckte die Achseln. Resolut versteht nicht viel von der Staatskunst , signalisierte sie ihm. Sie leckte sich die Lippen und wünschte, der Wein wäre herber und etwas trockener. »Das ist eine hervorragende Wahl«, sagte sie.
Das sehe ich genauso; wir können es zu unserem Vorteil nutzen , signalisierte er zurück. Er erwiderte ihr Lächeln. »Ich freue mich, dass Ihr sie gutheißt.«
Er wandte sich zu Isaak. Wie geht es ihm? , signalisierte ihr Rudolfo, indem er mit den Fingern am Stil seines Glases entlangstrich, während er mit dem rechten Zeigefinger das Tischtuch berührte. »Wie ist es dir ergangen, Isaak?«
Reumütig , antwortete sie.
»Ich bin voll funktionsfähig, König Rudolfo.«zu
Er nickte und wandte sich wieder an Jin Li Tam. »In meinem Haus ist es ein alter Brauch, dass der zukünftige Bräutigam ein Festmahl für seine Verlobte zubereitet. Als mein Vater meine Mutter in sein Haus aufnahm, hat er eine Woche in der Küche und drei Wochen zuvor in der Großen Bibliothek verbracht, wo er über Rezepten brütete, um die besten Speisen für sie auszuwählen.« Rudolfo lachte leise. »Er hat oft davon gesprochen, als wäre es die wichtigste Prüfung seiner strategischen Fähigkeiten gewesen. Er hat Läufer durch die gesamten Benannten Lande geschickt, um an die Zutaten zu kommen. Eine Flasche Apfelbranntwein aus Grun El. Pfirsiche aus Schimmerschein natürlich. Reis und Kallabeeren von den Smaragdküsten.«
Ihr Vater hatte von König Jakob gesprochen. Von der Königin hatte er allerdings nichts erzählt. Unter besseren Umständen hätte ihr Vater sie vollständig über die Geschichte von Rudolfos Haus aufgeklärt. Als sie ihre Rolle als Gefährtin von Aufseher Sethbert angenommen hatte, hatte sie beinahe einen Monat damit verbracht, sich mit allem zurückzuziehen, was ihr Vater über diesen Mann und seine Familie zusammengetragen hatte.
Diesmal war der Einsatz höher – eine Verlobung -, und sie wusste sehr viel weniger über den Mann, den sie bald heiraten sollte.
Sie rutschte auf ihrem Stuhl herum, weil sie plötzlich das ganze Gewicht dessen spüren konnte, was auf dem Spiel stand. Vielleicht hatte ihr Vater seine Strategie geändert.
Sie bezweifelte es. Wenn er etwas Derartiges vorgehabt hätte, hätte hier eine Nachricht auf sie gewartet und man hätte ihr nicht gestattet, Rudolfo zu treffen.
Dein Vater muss Isaak beschützen , signalisierte er ihr, während er sich abermals erhob. »Leider«, sagte er, »werden wir unser Fest mit etwas weniger Glanz feiern.«zu
Nachdem er den Tisch umrundet hatte, nahm er ihren Teller und bediente sie. Er beobachtete ihren Gesichtsausdruck, während er jeden Deckel anhob, und ihr fiel auf, wie gut er ihr Mienenspiel zu deuten wusste, da er die Gerichte wegließ, die bei ihr auf weniger Gegenliebe stießen.
Er ist ein guter Beobachter, dachte sie, während er aufgespießten Spargel auf ihren Teller hob. Die flüssige Butter und den Knoblauch ließ er weg und fuhr fort.
Jin lächelte ihn an, als er den Teller vor ihr abstellte. »Ihr seid ziemlich gut darin.«
Rudolfo nickte. »Ich bin stets Euer Diener.«
Rasch bediente er sich selbst an den Speisen und füllte neue Weingläser mit etwas Rotem, Ungekühltem. Sie hob es an ihre Nase und wusste bereits, dass der Geschmack auf ihrer Zunge trocken und herb sein würde.
Rudolfo hob sein Glas. »Auf eine hervorragende Partnerschaft«, sagt er. Seine andere Hand bewegte sich leicht, aber Jins Blick folgte ihr. Mögen wir aneinander Glück finden, trotz der Umstände, die uns zusammenbringen.
Sie hob ihr Glas ebenfalls und wiederholte die Worte, die er laut ausgesprochen hatte. Sie war zu
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