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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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Vater, und damit war es für ihn ratsam zu tun, was ihr Vater verlangte. »Außerdem geht es noch darum, meine Verlobung mit Rudolfo zu vollziehen.«
    Der Papst stammelte. »Ja. Ich habe erst heute davon erfahren.«
    »Mein Vater hat sie erst kürzlich bekannt gegeben. Ich nehme an, dass der Orden eheliche Besuche bei seinen Gefangenen nicht verbietet?«
    »Es kann gewiss arrangiert werden.«zu
    »Mein Vater würde das zu schätzen wissen«, sagte sie. Die Verlobung wirkte sich bereits zu ihren Gunsten aus. Das musste das Werk ihres Vaters sein.
    Nachdem der Papst sie allein gelassen hatte, badete sie, hüllte sich in Wohlgerüche und ölte ihr Haar. Sie rollte das einzige festliche Kleid aus, das sie unter den Gewändern gefunden hatte, die in der Siebten Waldresidenz für sie bereit gelegen hatten, und hängte es in der Nähe des heißen Wassers auf, damit der Dampf die Falten glätten konnte.
    Sie bewegte sich ohne Umstände und nackt um Isaak herum, während sie sich vorbereitete.
    »Werden wir heute Abend König Rudolfo treffen?«, fragte Isaak.
    »Das werden wir«, sagte sie. »Wir haben viel zu besprechen.«
    Sie richtete es so ein, dass ihr das Abendessen in Rudolfos Räumen gereicht wurde, und zehn Minuten vorher ging sie mit Isaak die Treppen hinab, die zu dem Turm führten, wo die Graue Garde wartete. Sie machten sich nicht die Mühe, sie zu durchsuchen, allerdings begutachteten sie Isaak eingehend und tauschten heimlich beklommene Blicke aus. Trotzdem würde man sich den Wünschen ihres Vaters beugen – selbst jenen, die sie nur erfunden hatte. Daran hatte sie keine Zweifel.
    Schließlich drehten sie den großen Schlüssel im Schloss und öffneten ihr die Tür. Sie ging hinein, Isaak dicht hinter ihr, und die schweren Teppiche ließen seine Metallfüße leise klingen.
    Die Gefangenenunterkünfte waren von Jins Räumen kaum zu unterscheiden. Wandbehänge mit Jagdszenen, die auf Gobelins gewebt waren, nahmen den Platz eines breiten Glasfensters ein – die eigentlichen Fenster des Zimmers waren schmal und weit oben in die Wand eingelassen. Sie sah einen Schreibtisch mit verstreuten Papieren, die mit dicht gedrängter Schrift in mindestens drei Sprachen beschrieben waren, und dahinter einen Bücherschrank. Eine Tür führte aus dem Hauptraum, vermutlich in das Schlaf- und das Badezimmer. Gegenüber der Tür war ein kleiner Esstisch für drei gedeckt, und in der Mitte des Raums stand ein goldener Ofen, der von einem niedrigen Sofa und drei Polstersesseln umgeben war.
    Rudolfo erhob sich vom Sofa und machte ein Verbeugung. Sie sah, wie sein Blick rasch über sie strich und an den richtigen Stellen innehielt. »Edle Dame Tam«, sagte er, »Ihr seid eine Fata Morgana in meiner Wüste.«
    Sie machte einen Knicks. »Edler Herr Rudolfo, es ist schön, Euch wiederzusehen.« Und das war es. Es überraschte sie, wie schön es war. Er trug eine dunkelgrüne Hose und ein locker sitzendes Seidenhemd in der Farbe von leicht gekochtem Rahm, das von einer scharlachroten Schärpe zusammengerafft wurde. Ein passender Turban betonte die Mitternachtsfarbe seiner Augen. Er sah den Metallmann an, und sein Lächeln wurde breiter.
    »Isaak«, sagte er. »Geht es dir gut?«
    »Nein, Herr«, sagte der Metallmann. »Ich fürchte …«
    Rudolfo hob eine Hand. »Nach dem Essen, mein metallener Freund.«
    Er trat an Jins Seite und bot ihr seinen Arm an. Sie ließ sich von ihm führen. Er kam ihr größer vor, als sie ihn in Erinnerung hatte, aber bestimmt kleiner als sie selbst. Sie spürte, wie sich seine Finger auf ihrem Arm bewegten, wie sie drückten und wieder locker ließen.
    Ich hatte gehofft, Euch dies zu ersparen , tippte er. »Lasst mich Euch einen Platz anbieten«, sagte er laut.
    Sie nickte und lächelte, während er sie zum Tisch führte und dabei ihre Hand auf sein Handgelenk legte. Mein Vater hat offenbar andere Pläne , gab sie zurück.
    Er zog ihren Stuhl heraus und rückte ihn zurecht, während sie sich setzte. Dann sah sie zu, wie er um den Tisch herumging und sich hinter seinen eigenen Stuhl stellte. »Komm und setz dich zu uns, Isaak«, sagte er und deutete auf den dritten Platz am Tisch.
    »Ich esse nicht, König Rudolfo«, hob Isaak an, aber Rudolfo wischte seine Worte beiseite.
    »Schließe dich uns trotzdem an.«
    Isaak humpelte zum Tisch und setzte sich, dann starrte er auf die Platzdecken hinab, die vor ihm angerichtet waren. Er sah zu den von Glocken bedeckten Tellern und den Flaschen mit gekühltem Wein auf.

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