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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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überrascht.
    »Sie werden hier anhalten«, sagte Gregoric. »Ein guter Anführer zeigt seinen Männern, wofür sie kämpfen, lässt ihnen eine Nacht Zeit, sich zu betrinken und ihren Zorn zu schüren, um seine Armee dann wie einen brennenden Pfeil genau auf das Herz seines Feindes zu richten.«
    »Also reiten sie nach Osten?«
    »Jawohl«, sagte Gregoric. »Das tun sie.«
    Petronus lachte leise, aber es klang grimmig. »Dann sind sie Narren.«
    »Jawohl«, wiederholte er. »Das sind sie. Aber sie werden schäumend vor Zorn an unserer Hintertür eintreffen. Wir haben immer noch den ganzen Vorteil – aber auch das ganze Risiko.«
    »Irgendeine Nachricht von Rudolfo?«zu
    Gregoric sagte nichts. Einen Augenblick später wechselte er das Thema. »Worüber wart Ihr so wütend?«
    Petronus nickte langsam. »Ich war wütend über Sethberts Vorratswagen. Die Scheinheiligkeit dahinter hat mich erzürnt.«zu
    Er sah das hauchfeine Glänzen eines dunklen Auges. »Vielleicht ist es gar keine Scheinheiligkeit«, sagte Gregoric. »Er begräbt seine eigenen Toten. Bei den Sümpflern würde er sich damit Anerkennung verschaffen.«
    Wieder spürte Petronus Wut in sich aufwallen, die sich jedoch sogleich in Reue verwandelte. »Die Sümpfler sind …« Er zwang sich zu schweigen.
    »Letzten Endes«, sagte Gregoric, »spielt es keine Rolle, solange Eure Männer ernährt und gekleidet werden. Es ist nicht mehr allzu lang bis zur Regenzeit, danach kommen Wind und Schnee. Selbst ohne Kälte und Nässe ist es eine elende Arbeit. Die umliegenden Dörfer könnten vielleicht ein wenig helfen, aber damit dürfte es vorbei sein, sobald das Wetter umschlägt.«zu
    Petronus wollte ihm sagen, dass er für dieses Problem schon eine Lösung gefunden hatte: Ehe er erfahren hatte, dass sich dieser Beamte, aus dem ein Erzbischof geworden war, selbst zum Papst ernannt hatte, hatte er Abmachungen mit Vlad Li Tam getroffen, durch die sie mit Vorräten und womöglich auch mit Wachen und ausgebildeten Arbeitern versorgt worden wären, solange es die Aufgabe erforderte.
    »Solange nur die Arbeit erledigt wird«, sagte Petronus schließlich.
    »Gehabt Euch wohl, alter Mann«, sagte der Zigeunerspäher.
    »Gebt auf Euch Acht, Gregoric«, antwortete Petronus.
    Als er wieder allein war, wandte er sich um und blickte über die schwarze Weite, musterte den Wald aus Knochen. Er konnte die Stellen erkennen, die sie bereits freigeräumt hatten, und er konnte die Gräben sehen, in die sie die Toten luden, die sie mit Schubkarren fortgebracht hatten.
    Er begräbt seine eigenen Toten, dachte Petronus. So hatte es Gregoric gesagt.
    Petronus blickte abermals auf das Feld hinaus.
    Und ich begrabe die meinen, begriff er.

Kapitel 15
    Rudolfo
    Als sie das Mahl beendet hatten, führte Rudolfo Jin Li Tam ins Wohnzimmer und nahm einen Flasche Likör mit Zimtgeschmack und zwei Kelche aus Metall mit.
    Ehe er sich niederließ, blickte er noch einmal zu Isaak hinüber. »Und du bist sicher, dass du das tun kannst?«
    Isaaks Augen flatterten. »Mein begrenztes Verständnis sagt mir, dass im Falle eines Bannschriebs die Privilegien der Kommunikation nicht zurückgenommen werden. Eure Bitte hat keine Auswirkungen auf die Einhaltung des Protokolls der Androfranziner.«
    Rudolfo nickte. »Sehr gut.«
    Er hatte Tage voller Abscheu für seinen Käfig in diesem Zimmer verbracht, während derer er sorgsam verschlüsselte Anweisungen für seine Späher, die Verwalter seiner Neun Häuser der Neun Wälder und die Hohepriester verfasste. Natürlich hatte er angenommen, dass diese Nachrichten niemals jemand zu Gesicht bekommen würde; er hatte sie eher für sich selbst geschrieben. Früher oder später hätte er sie verbrannt … Doch dann hatte der alte Hauptmann der Grauen Garde seinen Kopf hereingesteckt, um zu verkünden, dass Rudolfo mit seiner Verlobten und dem Mechoservitor, der nicht von ihrer Seite weichen dürfe, speisen würde.
    Nun saß Isaak da und las sorgfältig jedes einzelne Schriftstück. Und später würde er, auf dieselbe Weise, in der Rudolfo hoffte, die Bibliothek wiederherzustellen, jede Seite genau so aus seinem Gedächtnis abrufen, wie Rudolfo sie geschrieben hatte. Wahrhaft ein Wunder der Mechanik.
    Nachdem Isaak sie kopiert hatte, konnte Jin Li Tam die Mitteilungen an die Zigeunerspäher weitergeben, die sie begleitet hatten. Diese wiederum würden sie dem Halbtrupp überbringen, den Rudolfo vor den Toren des Palastes zurückgelassen hatte.
    Rudolfo setzte sich und

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