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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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goss Likör in die Kelche. Er hielt ihr einen davon hin.
    Jin nahm ihn entgegen, und Rudolfo stellte fest, wie sehr er ihre langen, schlanken Finger bewunderte. Er folgte ihren Bewegungen, dem Schwung ihres Handgelenks und Unterarms. Das Kleid, das sie trug, betonte ihre Konturen und ihre Anmut, und er fand es schwer, den Blick von ihr zu lösen.
    Dass ihr Vater ihn als Verehrer akzeptiert und ihre Verlobung öffentlich gemacht hatte, überraschte ihn ein wenig, aber noch überraschender war, dass er sie nicht widerrufen hatte, als Resolut an die Macht gekommen war. Natürlich sagte das auch etwas über den Mann aus. Er war zweifellos ein whymerischer Irrgarten. Und er musste weitreichende Kenntnisse besitzen, sonst würde er seine zweiundvierzigste Tochter nicht aufs Spiel setzen.
    Aber noch überraschender als alles andere war ihre Schönheit. Und auch das Ungestüm, das Rudolfo bemerkte. Es war nicht das erste Mal, dass eine Frau größer war als er, aber sie überragte ihn regelrecht mit ihrer anmutig aufrechten Haltung, und diese Haltung war eine Art von Macht, die sie bewusst einsetzte. Ihr rotes Haar schimmerte im Schein der Lampe. Es war zurückgekämmt und hochgesteckt, entblößte ihren langen Hals und den Bogen ihres Kinns. Sie war nicht übermäßig schmal gebaut, sondern besaß durchaus Muskeln. Aber sie besaß auch Kurven, und das Kleid brachte sie alle zur Geltung.
    Über ihre Schönheit hinaus strahlten ihre Augen auch noch Intelligenz aus, und ihre Zunge sprühte vor Charme, so dass Rudolfo sich gänzlich verzaubert fühlte.
    Er musterte ihr Gesicht, während er an dem warmen Likör nippte. »Und wie fühlt Ihr Euch mit diesem … Arrangement?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich bin eine Tochter des Hauses Li Tam. Ich gehe den Geschäften meines Vaters nach.«
    Rudolfo lächelte. »Eine angemessene Antwort.« Er beugte sich vor. »Seid Ihr immer so vorsichtig, edle Dame?«
    Sie nahm einen Schluck aus dem Metallkelch und stellte ihn dann auf dem kleinen Kiefernholztisch neben sich ab. »Seid Ihr immer so direkt?«
    »Ich bin dafür bekannt, wenn es mir gelegen kommt.«zu
    Er betrachtete ihr Gesicht und stellte fest, dass er in diesem Augenblick weit mehr Mühe hatte, es zu deuten, da das Thema inzwischen ein anderes war als nur Essen und Trinken. »Die Strategie, die mein Vater gewählt hat, fasziniert mich«, sagte sie schließlich.
    Rudolfo strich sich über den Bart. »Euer Vater hat als Junge bei den Franzinern studiert, richtig?«zu
    Sie nickte. »Das hat er.«
    »Der Schritt, Sethbert zu demütigen, indem er sich so rasch mit seinem Feind verbündet – und sogleich in unsere Verlobung einwilligt – zeigt, dass er viel von ihnen gelernt hat.« Eine von vermutlich hunderten von Maßnahmen, die Vlad Li Tam zu einem ganzen Netz verwob, um die Ereignisse zu seinen Gunsten zu beeinflussen. »Ich habe seine Stärke stets bewundert.«
    Jin neigte leicht den Kopf. »Auch mein Vater hat wohlwollend über Euch und Euer Haus gesprochen.«zu
    »Dann missfällt Euch seine Entscheidung nicht?«
    Abermals waren ihre Worte mit Bedacht gewählt. »Mein Vater ist ein bemerkenswerter Mann. Ich vertraue seinem Urteil vorbehaltlos.«
    Rudolfo füllte ihre Kelche. Zu Hause in den Neun Wäldern nannten sie diesen Likör Würzfeuer. Es war eine verschnittene Spirituose, die sein Volk über den Hüterwall gebracht hatte, als sich der erste Rudolfo im Gräsernen Meer niedergelassen hatte. Er war stark, und wenn sie in dieser Nacht so weit kommen wollten, wie es vorstellbar war, dann konnte er bei der Vorbereitung nur hilfreich sein.
    Er nippte daran und stellte seinen Kelch ab. Dann blickte Rudolfo zu Isaak hinüber, der am Tisch saß und leise summte, während er den Stapel von Nachrichten las. Der Mechoservitor sah auf, und einen Augenblick lang trafen sich ihre Blicke.
    Jin Li Tam folgte seinem Blick. »Er ist ein unglaubliches Wunder«, sagte sie.
    Rudolfo beugte sich vor. »Er ist erstaunlich, so viel ist sicher. Aber in Wahrheit, edle Dame Tam, seid Ihr das einzige Wunder in diesem Raum.«
    Sie wurde rot und noch röter, als sie es bemerkte. Unbehaglich rückte sie auf ihrem Sessel herum, ihre Haltung ging einen winzigen Augenblick lang verloren. Aber sie fasste sich wieder, und ihre blauen Augen verengten sich. »Ihr schmeichelt mir, edler Herr Rudolfo. Und doch müsst Ihr das gar nicht. Ich kann Euch versichern, dass ich …«
    Er hob eine Hand, und sie wurde still. »Es ist nicht erforderlich«, sagte er mit

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