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Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie

Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie

Titel: Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kitz Manuel Tusch
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ich hingegen: »Ich bin enttäuscht« – was sollte sie darauf entgegnen? Soll sie mit dem Fuß auf den Boden stampfen und schnauben: »Das stimmt nicht, du bist gar nicht enttäuscht!« Wenn wir bei uns bleiben, bei unseren echten Gefühlen, dann dürfen wir unsere Gefühle auch behalten.

    Wenn Sie sich den Unterschied zwischen echten Gefühlen und Pseudogefühlen im Alltag vergegenwärtigen wollen, dann prägen Sie sich eines der schönsten Beispiele für ein Pseudogefühl ein: »Ich habe das Gefühl, ich rede gegen die Wand.« Was, bitte, hat die Betonmauer außen mit meinem Inneren zu tun, was soll das für ein Gefühl sein?
    Beispiele für echte positive Gefühle sind: ausgeglichen, ruhig, entspannt, glücklich, belebt, erregt, glühend, verliebt, frei, dankbar, optimistisch, interessiert. Beispiele für echte negative Gefühle sind: einsam, eifersüchtig, neidisch, ausgehungert, erschöpft, träge, zögernd, depressiv, taub, hilflos, labil, erschrocken, frustriert, ängstlich, nervös.
    Damit sind wir auch schon beim nächsten Punkt: Wie kommt es zu dieser Einteilung in »positive« versus »negative« Gefühle? Ganz einfach: »Schubladen« helfen uns grundsätzlich bei der Bewältigung unseres Alltags. Davon war schon weiter oben (»›Blöde Kuh‹ oder ›dumm gelaufen‹? Wie wir uns und den Rest der Welt sehen«) die Rede, als es um »Schemata« ging. Diese Einteilung in »gute« und »schlechte« Gefühle ist leider auch sehr problematisch. Schauen wir zur Erläuterung zurück in unsere Kindheit: Wenn das Kind gefallen ist, Schmerzen hat und schreit – wie reagiert in der Regel seine Mutter? Sie hebt es auf und sagt Dinge wie »Tut doch gar nicht weh«, »Ist doch gar nicht schlimm« oder »Wird schon wieder besser«. Und was passiert beim Kind? Es entwickelt eine Art Schere im Kopf und im Herzen, erlebt eine Diskrepanz zwischen »Tut sauweh« (wahres Gefühl) und »Tut nicht weh« (Etikett für das Gefühl). Und schon ist der Grundstein gelegt für die Entfremdung von sich selbst!
    Die Tendenz zu trösten ist nur allzu gut gemeint (darauf kommen wir noch zu sprechen). Sie nützt jedoch wenig und richtet sogar Schaden an: Absicht (Helfen) und Wirkung (Entwicklungsstörung) liegen weit auseinander, ein Phänomen, das in Bezug auf Ratschläge eine ebenso entscheidende Rolle spielt.
    Schon ganz am Anfang unseres Lebens lernen wir also: Es gibt Gefühle, die »soll man« haben, und solche, die »soll man« besser nicht haben. Denn mit unserem Alltagsverstand setzen wir das Gefühl mit der Möglichkeit gleich, dieses Gefühl auszuleben. So gilt etwa Wut in unserer Gesellschaft als negatives Gefühl, weil wir es direkt gleichsetzen mit zum Beispiel »jemandem den Schädel einhauen«.
    Das allerdings ist vorschnell und trägt dazu bei, dass wir uns in vielen Situationen erst gar nicht mehr trauen, überhaupt unsere Gefühle zu spüren. Wut kann auch einfach »nur« ein Grummeln im Bauch sein, das niemandem schadet. Wichtig ist, dass wir in all unsere Gefühle zunächst einmal hineinspüren, sie kennenlernen, sie zulassen und als Bestandteil unserer Persönlichkeit wertschätzen. Denn wenn wir sie verdrängen, dann wirken sie unbewusst weiter und können uns krank machen. Mehr dazu in dem Kapitel »Wie wir unsere seelischen Abgründe für statt gegen uns arbeiten lassen«. Im zweiten Schritt können wir dann immer noch überlegen: »Wie möchte ich mich denn gerne oder lieber fühlen?« oder: »Welches Verhalten ist hierzu denn angemessen?« Und dann daran arbeiten. Denn wir haben ja inzwischen erkannt, dass wir unsere Gefühle selbst verantworten und somit auch unseren Gefühlskosmos steuern können.
    Damit lässt sich dann auch ganz simpel und umso wirkungsvoller verhindern, dass Frauen zu Heulsusen und Männer zu Gefühlskrüppeln werden. Wenn wir das Schubladendenken abschaffen, unseren Gefühlszugang stärken, zurückhaltender mit unseren Bewertungen »gut« versus »schlecht« werden, dann hat jeder von uns die Chance, so zu sein und zu fühlen, wie sie oder er das will. Dann bekommen unsere Kinder auch seltener Sätze wie »Du alte Heulsuse« oder »Ein Indianer kennt keinen Schmerz« zu hören – überkommene Rollenvorstellungen und überholte Wertmaßstäbe. Und verzichten dann im Sinne der sich selbst erfüllenden Prophezeiung auch eher darauf, so zu werden, wie sie gar nicht sind, wie es ihnen vielleicht nur die Gesellschaft vorschreiben will.
    Kurz: Seien Sie, wie Sie sind, fühlen Sie, wie Sie

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