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Psychoid - Der Feind in Oliver

Psychoid - Der Feind in Oliver

Titel: Psychoid - Der Feind in Oliver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loni Littgenstein
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wenigstens, dass der Nussknacker funktionierte, und er funktionierte sehr gut. Kein Wunder, der war ja auch wie neu gewesen. Mit dem anderen Fuß hatte mir meine Mutter auf die Brust getreten, und wir sind dann beide umgefallen. Ich für meinen Teil konnte aufstehen, sie tat, wie ich schon sagte Dr. Klein, als wäre sie tot.«
    » Sie haben Ihrer Mutter nicht hoch geholfen? Dann lag sie also am Stuhl gefesselt, mit gebrochenem Knöchel und zerquetschtem Zeh schreiend auf dem Boden, und Sie haben Ihre Mutter so liegen lassen?«
    » Sie hat nicht mehr geschrien. Meine Mutter stellte sich tot, Dr. Klein. Wenn ich es Ihnen doch sage.«
    Der Doc schü ttelte seinen Kopf. Das war das erste Mal, dass er so was getan hatte. So als wäre ich ein Lügner. Ein kranker Lügner, so kam ich mir jetzt vor.
    » Hatten Sie denn nicht die Absicht gehabt, Ihre Mutter zu töten? So müsste Ihnen der Anblick doch gefallen haben?«
    » Was denken Sie nur von mir, Dr. Klein? Ich war mir nicht sicher, aber meine Mutter schluckte. Ich weiß nicht, wie es ist zu sterben. Wenn man kurz davor ist. Vielleicht muss ich dann auch so schlucken?«
    Jetzt hob der Doc seine Schultern. Ich denke, er hatte heute keine Lust mit mir zu reden.
    »Ich war froh, dieses Ölpapier gekauft zu haben. Es war eigentlich nicht für meine Mutter gedacht, aber das war mir egal. Ich habe kleine Stückchen ausgeschnitten. So viele, wie meine Mutter Zehen hatte. Ich musste lächeln, denn diese gelben Streifen Ölpapier haben wie Pommes ausgesehen. Ich habe sie um die einzelnen Zehen meiner Mutter gewickelt, und das restliche Ölpapier habe ich ihr um den Fußballen gelegt. Sie können sich nicht vorstellen, wie gespannt ich gewesen bin, ob meine Mutter wirklich tot war.«
    Nun schü ttelte der Doc seinen Kopf und hob zugleich seine Schultern. Er wusste wohl nicht mehr zu antworten.
    » Sie haben es dann angezündet, nicht wahr? Sie haben es doch angezündet und der Fuß Ihrer Mutter verbrannte, nicht?! So war es doch, Oliver!«, schrie er mich an.
    Dr. Klein war bö se auf mich. Er hatte mich nicht verstanden. Der Doc hatte auch nicht so eine Mutter wie ich. Er konnte es nicht verstehen. Es war nur ein Test, um zu sehen, ob meine Mutter mir etwas vorspielte. So wie Dr. Klein es bei mir gerade tat. Ich war enttäuscht. Warum musste Dr. Klein mich so anschreien? Davon hatte ich genug. Ich hatte Lust zurückzuschreien, tat es aber nicht.
    » Ja.«
    » Ja? Das ist alles?«
    » Ich habe mich geschämt.«
    » Gut, Oliver. Das ist gut!«, schrie Dr. Klein, so als geschehe es mir Recht.
    Ich hatte wirklich Gewissensbisse, denn ich hatte vergessen , meinen Plan einzuhalten.
    » Wasser. Wasser. Es musste Wasser her, dachte ich nur. Ich rannte in die Küche und füllte einen Eimer mit Wasser. In der Küche hörte sich das Gekreische meiner Mutter viel angenehmer an. Ich überlegte, ob ich lieber hier bleibe, als zu ihr zurückzugehen. Als auch noch mein Vater so schrie, habe ich das Wasser über ihre Füße geschüttet und irgendein altes Tuch herumgewickelt. Mir ist aufgefallen, wie alt meine Mutter ausgesehen hatte. Sie hatte ein faltiges Gesicht, und sah sehr unglücklich aus. Es wäre schön gewesen, wenn sie mir leidgetan hätte, dann hätte ich nicht überlegen können. Und wenn ich überlege, dann kommen meine Ideen, Dr. Klein. Wissen Sie?«
    » Sie haben Ihre Mutter unglücklich gemacht, Oliver.«
    Er hatte wieder im normalen Ton gesprochen. So war es mir viel lieber, sonst wü rde das Ganze nichts werden.
    » Ich hätte gerne das Dschungelbuch, Dr. Klein. Könnten Sie mal fragen, on ich es bekomme?«
    » Was?«
    » Das Dschungelbuch. Mogli, Shir Khan, Balu. Das wäre was.«
    Der Doc rä usperte sich. Er wirkte genervt. Ich habe ja nur gefragt. Kein Grund, genervt zu sein.
    » Ich werde mal fragen. Dürfte kein Problem sein, ein Kinderbuch zu besorgen.«
    Ich hatte sofort gemerkt, wie abfä llig er das Wort »Kinderbuch« sagte. So als würde das Buch zu mir passen. Und das hat es auch.
    » Das wäre sehr nett.«
    » Sie haben also zuerst Ihrer Mutter den Knöchel gebrochen, und als sie vor Schmerzen auf dem Boden lag, haben Sie ihren Fuß angezündet, um zu sehen, ob Ihre Mutter noch lebt. Ihr Vater hatte alles mit ansehen müssen?«
    Der Doc hatte den zerq uetschten Zeh nicht erwähnt.
    Er wurde anscheinend vergesslich.
    » Es ging mir elend. Ich hatte ein schlechtes Gewissen.«
    « Warum?«
    Er dachte wohl nicht, dass auch ich ein schlechtes Gewissen haben

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