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Psychoid - Der Feind in Oliver

Psychoid - Der Feind in Oliver

Titel: Psychoid - Der Feind in Oliver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loni Littgenstein
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berichten hatte, denn er redete wieder mehr.
    » Deswegen sind es ja Märchen, Oliver. Da können Sie sich ausdenken und vorstellen, was Sie wollen.«
    » Das konnte ich auch gut. Aber ich habe mich nicht getraut, es David zu sagen. Was sollte er dann von mir denken?«
    » Haben Sie auf Davids Meinung Wert gelegt? Sie waren doch noch ein Kind, oder?«
    Jetzt wä re ein Kaugummi schön gewesen, aber ich wollte den Doc nicht mit meinen Anforderungen nerven. Ich fand, er hatte schon genug für mich getan.
    » Ich war vierzehn. Also, in einem Alter in dem mich Drachen nicht sehr interessierten. Wenn es denn kein Märchen gewesen wäre, und man sich nicht ausdenken und vorstellen konnte, was man wollte, dann wäre es langweilig gewesen. Ich hatte ja auch nie eine schöne Stimme gehabt. Aber ich konnte gut nachdenken.«
    Ich konnte jetzt ganz schö n viel reden. Meine Stimme war auch nicht mehr so kratzig wie sonst.
    Stille.
    Dr. Klein wartete ab. Er schien mich mit Augen zu sehen, die ich von meiner Mutter her kannte. Er sagte nichts. Er fragte auch nichts. Also redete ich weiter.
    » Ich habe Wert auf Davids Meinung gelegt, Dr. Klein. Haben Sie auch Geschwister?«
    » Nein, habe ich nicht.«
    Ich wusste zwar nicht, ob es wirklich so war, aber es war mir auch egal.
    » David war ehrlich. Wenn ihm irgendwas nicht passte, sagte er das. Aber einmal enttäuschte er mich. Da wurde David böse. ‚Was hast du dir dabei gedacht?! Was für ein Psychohirn hast du nur?!‘, brüllte er mich an. ‚Es ist doch nur ein Märchen. Nur Gedanken, David‘, sagte ich. Aber er wollte das nicht hören. Er schüttelte seinen Kopf so stark, dass ich meinte Knochen knacken zu hören glaubte. Gleich würde David seinen Kopf, oder seinen Verstand verlieren. Das hatte ich nicht gewollt. ‚Was ist falsch daran, einen Drachen zu erschaffen, der nur fliegen kann, wenn er Mütterköpfe zum Mittag hatte?‘ Mütter, die den gleichen Namen hatten wie meine, die Söhne hatten, die so hießen wie ich, und noch einen namens David. Es gibt doch jede Menge Olivers und Davids auf der Welt, Dr. Klein, nicht? Und meine Mutter hatte ja auch keinen besonderen Namen. Er hatte keine Bedeutung, keinen Sinn und nichts.«
    » Wie ist der Name Ihrer Mutter?«
    » Ich weiß es nicht mehr.«
    » Sie wissen es nicht mehr? Die Frau, die Sie auf die Welt brachte, Oliver. Sie wissen nicht mehr, wie sie heißt?«
    Ich musste es verdrä ngt haben. Ich denke, ich wusste es so ungefähr, aber halt nur ungefähr.
    » Tut mir leid, Dr. Klein. Amanda, Alice, jedenfalls etwas mit A.«
    Ich denke , es war Anna. Aber das war mir jetzt egal. Leute, die mir nicht wichtig sind, brauchen keinen Namen.
    » Wie ist Ihr Vorname, Dr. Klein?«
    » Adam.«
    Und schon war er nicht mehr unwichtig.
    »Wissen Sie, man reißt einem ja nicht einfach den Kopf ab und so. Da hängt jede Menge daran. Haut, Knochen, Sehnen, Blut. Ist doch normal, dass es spritzt und knackt. Das hat David nicht verstanden.«
    » Vielleicht, weil es die Köpfe Ihrer Mutter waren?«
    Darü ber hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht. Es war zwar schon eigenartig, dass alle den gleichen Namen wie meine Mutter hatten und Söhne, die Oliver und David hießen. Aber mir fiel nichts anderes ein.
    » Ich weiß nicht, Dr. Klein. Vielleicht. Aber jeder Kopf ist doch gleich angebracht. Ihrer doch auch.«
    Der Doc schluckte ein paar Mal. Keine Angst. Ich werde ihm schon nichts tun.
    » So ist der Mensch eben konzipiert. Sie müssen eine große Portion an Fantasie haben, wenn Sie so ins Detail gehen können. Davon gehe ich jetzt einmal aus, wenn Sie David damit so geschockt haben.«
    Was gab dem Doc das Recht , zu behaupten, es sei Fantasie gewesen? Meine Fantasie war anders. Sie war fast real. Für mich war sie das. Und wenn ich davon erzählte, hatte es irgendetwas Reales.
    » Mag sein. Aber ich habe David nicht geschockt.«
    » Nein? Warum war er dann so wütend auf Sie?«
    Diese Frage hatte der Doc so gestellt, dass ich mir wirklich eine Antwort ü berlegen musste.
    » Es war dieses Grinsen. Mein Grinsen war es gewesen, dass David hatte böse werden lassen. Das habe ich immer getan, wenn ich diese Märchen erzählte. Da hat er keinen Spaß verstanden. ‚Grinse nicht so blöde‘, sagte er. Aber ich grinste weiterhin, weil mir der Gedanke so gefiel. Das mit dem Mutterkopf und so. David ist einfach gegangen. Er konnte mich nicht mehr sehen. Dann hat er sich auf unserem Dachboden erhängt.«
    Dr. Klein presste seine Lippen

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