Psychologische Homöopathie
Lycopodium-Pseudointellektuelle oft ein Alleswisser ist, der in den meisten Fällen zu jedem Thema etwas zu sagen hat, während sein Natrium-Gegenstück dazu neigt, bei seinem Lieblingsthema zu bleiben. Ein anderer Unterschied ist der, daß der Natrium-Pseudoexperte stärker emotional beteiligt wirkt als Lycopodium, was ihn irgendwie »schwerfälliger« erscheinen läßt. Solange der Homöopath weiß, daß diese beiden Typen meist Männer hervorbringen,die außergewöhnlich stolz auf ihr Wissen sind und gerne darüber reden, kann er mit einiger Erfahrung lernen, die subtilen Unterschiede zwischen beiden zu erkennen.
Der Snob
Der Snob ist ein Natrium-Untertyp, der beeindrucken möchte. Vielleicht stammt er aus einer reichen, kultivierten Familie, und in diesem Fall bemüht er sich wahrscheinlich nicht so stark, weil seine Herkunft und sein Geld eindrucksvoll genug sind. Er ist ein Snob, weil er auf andere Menschen, die weniger kultiviert sind, herabsieht und weil er es genießt, zu zeigen, was er hat, und sich auf subtile Weise mit seinen edlen Qualitäten zu brüsten. Natrium ist nicht der einzige Konstitutionstyp, der das tut. Arsenicum ist oft ein Snob, und manchmal auch Nux. Der aristokratische Natrium-Snob fühlt sich von der Vulgarität des gemeinen Volkes abgestoßen. Er stellt sich selbst so dar, als halte er die Fahne von Anstand und Adel hoch, und zu diesem Zweck gibt er sich gerne als Wohltäter. Als Natrium ist er in den meisten Fällen emotional sehr verschlossen und bewahrt die Haltung einer vergangenen Ära. (Nicht alle Natrium-Aristokraten sind Snobs, aber es ist schwer für sie, diese Tendenz zu vermeiden.) Er bewahrt eine herzliche Distanz zur Familie und verbirgt sich hinter der Etikette, seinen Hobbys und seiner Autorität. Er ist sehr stolz auf die Privatschule, die er als Junge besucht hat (obwohl er die halbe Zeit dort zutiefst unglücklich war), und er meldet seinen Sohn gleich nach dessen Geburt in derselben Schule an. Für den Snob ist die äußere Erscheinung wichtiger als alles andere, und er sorgt dafür, daß seine Kinder das nicht vergessen. Der echte aristokratische Natrium-Snob scheint emotional recht stabil zu sein (das heißt verschlossen), besonders die Männer. Der weibliche Snob kann gelegentlich unter Depressionen, dramatischen Ausbrüchen oder Panikanfällen leiden, sorgt jedoch dafür, daß davon nichts an die Öffentlichkeit dringt. Sie kann zeitweise so fordernd sein wie ein verwöhntes Kind, und sie sieht zu, daß sie immer bekommt, was sie will (na ja, fast immer). Solche Menschen führen ein sehr unwirkliches Leben, das oberflächlich ist und dem jedes wirkliche Selbstverständnis fehlt. Leider regierten sie früher einen großen Teil der Welt, und ihr Einfluß ist immer noch stark.
Die andere Variante des Natrium-Snobs ist größenwahnsinnig. Meist sind es Frauen, aber nicht immer (Basil Fawlty ist als Mann ein beachtliches Beispiel, auch wenn es sich um eine fiktive Gestalt handelt). Da diese Frau nicht aus einer adligen Familie stammt, muß sie alles daransetzen, sich mit denInsignien von Reichtum und Eleganz auszustatten. Wenn es ihr nicht gelingt, in eine reiche Familie einzuheiraten, wird sie zumindest einen Mann heiraten, der sie in ihren Ambitionen nicht einschränkt. Oft ist er ebenfalls ein Natrium, der, wenn er schon kein Snob ist, doch zumindest nach Reichtum und sozialer Anerkennung strebt. Diese »neureichen« Snobs (und auch die »vor-reichen«) sind weit unerträglicher als die aristokratischen, weil sie das Bedürfnis haben, ständig ihre Überlegenheit zu demonstrieren. Zu diesem Zweck legen sie sich einen sehr affektierten Akzent zu (und nehmen dafür sogar oft Sprechunterricht), und wenn sie nicht eine sehr gute Bildung haben, benutzen sie Fremdworte nicht korrekt. Neureiche Snobs sind furchtbar selbstbesessen. Sie investieren viel Zeit und Geld in ihre äußere Erscheinung und lesen die entsprechenden Magazine, um immer auf dem aktuellen Stand der neuesten Mode zu sein. Es ist besonders traurig zu sehen, wie solche Leute ihre Kinder erziehen. Wenn sie es sich leisten können, schicken sie sie ins Internat. Wenn nicht, behandeln sie sie entweder wie gesellschaftliche Ausstellungsstücke oder wie Prügelknaben oder beides. Solche Kinder wachsen zutiefst unglücklich auf und unterwerfen sich entweder der elterlichen Konditionierung, indem sie selber Snobs werden, oder sie rebellieren, was gesünder ist und hoffen läßt.
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