Psychologische Homöopathie
der Mentalität des neureichen Snobs. In einigen Fällen ist es das Beispiel der Eltern, aber in anderen Fällen ist das Natrium-Kind in einer armen Familie ohne jede Kultur aufgewachsen und war zutiefst beschämt über seine Herkunft. Dann wird es versuchen, die Familienbande so bald wie möglich zu lösen oder mit Glanz und Gloria zurückzukehren, um selbst die Vorherrschaft zu übernehmen. Solche Kinder haben früher wahrscheinlich nicht genug Liebe bekommen, sonst würden sie sich nicht so sehr schämen. Sie haben einen Minderwertigkeitskomplex, der aber nur sekundär das Ergebnis ihrer bescheidenen Herkunft ist und vorrangig aus dem alten Natrium-Gefühl der Verlassenheit resultiert. Es ist sehr wahrscheinlich, daß ihre Eltern nachsichtig waren und das Kind verwöhnt haben, aber Nachsichtigkeit ist nicht dasselbe wie bedingungslose Liebe, und sie verhindert nicht, daß sich die Kinder innerlich verlassen und leer fühlen. Der neureiche Snob hat starke emotionale Abwehrmechanismen und wird nicht einmal auf die Idee kommen, daß er irgendwie nicht gesund sein könnte, es sei denn, er wird durch eine Krise oder schwere Verluste dazu gezwungen. Wenn letztere eintreten, sind sie ein heimlicher Segen, denn sie zwingen den betreffenden Menschen, sich mit der Realität auseinanderzusetzen.
Depression
Natrium muriaticum ist für Depressionen anfälliger als irgendein anderer Typ außer Aurum, aber Aurum-Menschen sind selten. Die weitaus größte Mehrheit der depressiven Patienten braucht Natrium in einer sehr hohen Potenz, sofern der körperliche Zustand nicht dagegen spricht. Die Reaktion eines depressiven Natrium auf die Arznei in einer 10M-Potenz gehört zu den dramatischsten und befriedigendsten Reaktionen aller homöopathischen Behandlungen, vorausgesetzt der Patient nimmt nicht gleichzeitig Antidepressiva, die der Arznei entgegenwirken. Nach einer Erstverschlimmerung von ein oder zwei Tagen beginnt das schwere Gewicht von Trauer und Verzweiflung leichter zu werden, und nach ein paar Wochen fühlt sich der Patient meist so gut wie nie zuvor. (Es wäre an der Zeit, diese Behandlung in kontrollierten Doppelblindstudien zu verifizieren, weil sie so zuverlässig und so wirksam ist.)
Natrium-Menschen werden depressiv, weil sie ihre Traurigkeit unterdrücken. Wenn sie all die Traurigkeit, die sie je empfunden haben, im Moment der Entstehung durch Weinen aufgelöst hätten, gäbe es keine Depression und auch kein Gefühl der Wertlosigkeit und nicht die Myriaden von Abwehrmechanismen, mit denen Natrium versucht, seinen Gefühlen zu entgehen. Deshalb fühlen sich Natrium-Menschen besser, wenn sie weinen. Durch das Weinen löst sich eine Schicht der Traurigkeit, was Erleichterung bringt, bis die nächste Schicht an die Oberfläche kommt. (Jede dieser Schichten kann aufgelöst werden, bis die emotionale Gesundheit erreicht ist, aber das erfordert eine tiefgreifende Psychotherapie, wie sie weltweit nur von wenigen Therapeuten praktiziert wird. Mehr darüber später.)
Der größte Teil der Traurigkeit von Natrium sammelt sich gewöhnlich während der Kindheit, wenn die Psyche am stärksten verwundbar ist. Vieles davon wird unterdrückt, aus dem Bewußtsein verdrängt und als chemische oder energetische Erinnerung im Körper gespeichert. Wenn der Natrium-Mensch später Zeiten erlebt, in denen es ihm schlechtgeht, oder wenn er plötzlich intensiv leidet, wird noch mehr Traurigkeit unterdrückt, bis der unterbewußte Speicher schließlich voll ist und das, was überläuft, wieder ins Bewußtsein gelangt und dort zur kontinuierlichen Traurigkeit der Depression führt. Es ist wichtig zu erkennen, daß die Traurigkeit, die der depressive Mensch fühlt, nur die Spitze des psychischen Eisbergs darstellt. Deshalb sind Depressionen so schwer auszulöschen, und nicht etwa, weil sie das Ergebnis eines chemischen Ungleichgewichts wären. In die Tiefe gehende Psychotherapiebeseitigt die Traurigkeit durch Weinen, und damit verschwindet auch das chemische Ungleichgewicht, das entstanden ist, als die Traurigkeit im Körper gespeichert wurde. Das ist ein Prozeß, der Jahre einer regelmäßigen Therapie braucht, aber er wirkt. Die Ursprünge der Depression sind so gut in der Vergangenheit des Patienten verborgen, daß die herrschende medizinische Wissenschaft sie noch nicht entdeckt hat, denn diese Wissenschaft benutzt das medizinische Modell der psychischen Krankheit und geht davon aus, daß psychische Krankheit ihrem Wesen nach ein
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