Psychologische Homöopathie
Vorrecht von Natrium, gehört aber zu seinen am weitesten verbreiteten Abwehrmechanismen. Es kann die niedrigste Form von Witz sein, aber für Natrium ist es oft die einzige Möglichkeit, seine Wut auszudrücken. Manischer Humor ist ebenfalls eine Stärke von Natrium, perfektioniert von Komödianten wie John Cleese und Harry Secombe. Auf diese Weise kann Natrium seine dramatische Neigung ausleben und muß sich nicht mit seinen wirklichen Gefühlen auseinandersetzen. Slapstick und Pantomime sind bei Natrium ebenfalls sehr beliebt. Im Grunde sind die führenden Exponenten aller Arten von Humor Natrium-Typen, ganz gleich wie subtil oder schlicht ihre Darbietung sein mag. Bei einem Natrium-Patienten, der offensichtlich ein sehr negatives Selbstbild hat, frage ich oft: »Und was sind Ihre Qualitäten?« Häufig fällt ihm dazu nur ein: »Ich habe viel Humor.« Viele Natrium-Patienten müssen lachen oder andere zum Lachen bringen, um nicht zu weinen.
Der Süchtige
Jede beliebige Abhängigkeit ist zunächst einmal die Flucht vor emotionalen Schmerzen und die Suche nach einem Liebesersatz. Die Substanz oder Aktivität, nach der man süchtig ist, schafft ein vorübergehendes Gefühl des Wohlbefindens und vertreibt das sonst ständig vorhandene Unwohlsein. Nicht alle Suchtkranken sind Natrium, aber die meisten, denn Natrium ist sehr verbreitet und sehr häufig emotional verletzt. Folglich ist die Mehrheit der Alkoholiker Natrium muriaticum, und die meisten davon sind Männer. Natrium-Männer unterdrücken ihre Gefühle im allgemeinen stärker als Frauen, und deshalb ist ihr psychischer Streß auch größer. Da die meisten Männer sich nicht erlauben zu weinen, flüchten sie in ein Suchtverhalten, um ihre innere Spannung zu verringern. Alkohol, Nikotin, Koffein, Marihuana und Kokain sind einige der Substanzen, die Natrium-Süchtige am häufigsten verwenden. Die Frauen werden oft eßsüchtig und entwickeln eine besondere Abhängigkeit von Schokolade, die mehrere anregende Substanzen enthält. In den USA gibt es sogar eine ernsthafte Organisation, die sich »Anonyme Schokoholiker« nennt und vor allem übergewichtigen Natrium-Frauen hilft, von dieser Angewohnheit loszukommen.
Natriums Tendenz, sich mit Essen zu trösten, geht in einigen Fällen bis zur Bulimie (Eß-Brech-Sucht). Nach meiner Erfahrung sind die meisten Bulimiekranken Natrium, und sie reagieren im allgemeinen sehr gut auf die Arznei. Menschen, die unter Bulimie leiden, versuchen verzweifelt ihr inneres »Nichts« zu füllen, aber da das Gefühl der Leere im Körper nur ein Spiegelbild ihrer emotionalen Unterernährung ist, können auch die üppigsten Mahlzeiten sie nicht befriedigen.
Verwandt mit der Bulimie ist der noch ernstere Zustand der Anorexia nervosa (Magersucht). Fast jede magersüchtige Patientin, die ich behandelt habe, brauchte Natrium muriaticum als Basistherapie oder alleiniges Mittel. Die Magersüchtige hat ernsthafte emotionale Störungen. Sie ist typischerweise ein Mädchen im Teenageralter, bei dem ein Elternteil oder beide stark kontrollierend sind. (Diese Konstellation ist in Natrium-Haushalten weit verbreitet, wo die Eltern sich häufig mehr um die äußere Erscheinung kümmern als darum, wie sich ihr Kind fühlt.) Das magersüchtige Kind kommt zu dem Schluß, daß die Nahrungsaufnahme das einzige ist, was sie in ihrem Leben unter Kontrolle hat. Unbewußt entscheidet sie sich dafür, diese Kontrolle auf die einzige Weise auszuüben, die ihr zur Verfügung steht, indem sie ihre Nahrungsaufnahme einschränkt. Dieses Verhalten wird durch ihre geringeSelbstachtung verstärkt, die (zweifellos durch die Modeindustrie gefördert) ihr das Gefühl gibt, häßlich zu sein und häßlich mit dick gleichzusetzen. Da sie sich häßlich fühlt, muß sie dick sein, und diese unbewußte Schlußfolgerung verzerrt ihr bewußtes Selbstbild, so daß sie sich selbst dann, wenn sie nur noch ein Strich in der Landschaft ist, als dick und deshalb als häßlich empfindet. Magersüchtige reagieren meist gut auf Natrium muriaticum 10M in Verbindung mit psychologischer Beratung. (Manchmal wird aber auch Ignatia als Konstitutionsmittel benötigt.)
Aktivitäten können ebenfalls zur Sucht werden, doch ist eine solche Sucht sozial eher akzeptiert als die Abhängigkeit von bestimmten Substanzen. Der Workaholic ist genauso süchtig wie der Alkoholiker, auch wenn die verheerenden Folgen bei der Arbeitssucht geringer sind.
Suchtverhalten ist keineswegs auf Natrium-Menschen
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