Psychologische Homöopathie
treibt ihm die Tränen in die Augen und läßt ihn innerlich die schwere Last seines Kummers fühlen. Wenn solche Natrium-Menschen einen Partner verloren haben, werden sie erklären, sie könnten niemals einen anderen lieben, und in der Tat bleiben sie gewöhnlich allein, bis sich der Schmerz gelegt hat, was viele Jahre dauern kann. Wenn sie wiederheiraten, während sie noch trauern, sind sie oft nicht fähig, dem neuen Partner ihr Herz zu öffnen, sondern bleiben besessen von dem Verstorbenen. Eine Dosis der Arznei in hoher Potenz kann diesen Menschen sehr wirksam helfen, ihre übermäßig lange Trauerphase zu beenden.
Genau dieselben Reaktionen treten auf, wenn die Natrium-Frau von einem geliebten Menschen verlassen wird oder sogar, wenn sie sich selbst zur Trennung entschließt. Ganz gleich ob es durch Tod oder Trennung zum Verlust kommt, der Prozeß ist derselbe, und das Mittel hilft dem Patienten loszulassen.
Sehr häufig kommt es auch vor, daß die Natrium-Frau sich wegen »unerledigter Geschäfte« in bezug auf den Verstorbenen quält. Sie kann von Schuldgefühlen zerrissen werden, weil sie ihm nie gesagt hat, daß sie ihn liebt, oder schlimmer noch, weil sie sich für seinen Tod verantwortlich fühlt. Dabei werden nur ein weiteres Mal die Schuldgefühle des Natrium-Kindes wiederholt, das beschlossen hatte, es müsse seine Schuld sein, daß seine Eltern es nicht lieben.
Es kommt oft vor, daß Natrium seinen Kummer bereitwillig unterdrückt, weil er das Gefühl hat, er müsse stark sein, entweder zum Wohl der Familie oder um nicht selbst in eine Depression zu fallen. Leider bedenkt er dabei nicht, daß solche Taktiken meist zum Bumerang werden, denn sie führen am Ende zu weiterem Leiden. Viele Natrium-Patienten haben mir erzählt, daß sie als Kinder beim Verlust eines geliebten Verwandten (oder Elternteils) nicht trauern durften. Oft wurde ihnen nicht erlaubt, zur Beerdigung zu gehen, oder sie wurden davon ferngehalten, indem man ihnen irgendeine Aufgabe übertrug. Schuld daran ist die Angst der Erwachsenen vor Emotionen. Sie ist enorm schädlich für ein Kind, das seinen normalen Trauerprozeß nie beenden kann, weil er künstlich eingefroren und ins Unterbewußtsein verdrängt wird. Später im Leben wird er wieder auftauchen, und die Trauer muß dann bewältigt werden.
Der Clown
Jedermann weiß, daß der Clown ein gebrochenes Herz hat. Aber kaum jemand weiß, daß eine Dosis Natrium muriaticum dabei helfen kann, es wieder heil zu machen. Ich habe mehrere Amateur- und Proficlowns kennengelernt, und alle waren Natrium. Was der Clown tut, hat einen doppelten Zweck: Es hilft dem Natrium-Menschen zu vergessen, daß sein Herz weh tut, und im weiteren Verlauf bringt es ihm Anerkennung von anderen ein, die er als Liebesersatz benutzt.
Es gibt viele Komödianten, die es genauso machen. Je früher im Leben ein Mensch zum Komödianten wird, desto wahrscheinlicher versteckt er sich vor einem großen emotionalen Schmerz. Kinder, die in der Schule freiwillig den Narren spielen, sind gewöhnlich Natrium, und in der Regel sind sie innerlich sehr unglücklich. Der australische Komödiant und Rundfunkmoderator Clive James beschreibt in seiner Autobiographie sehr klar, wie er in der Schule zum Komödianten wurde, damit die Leute mit ihm und nicht über ihn lachten. Natrium erträgt es nicht, ausgelacht zu werden. Das tut ihm mehr weh als jede andere Art der Zurückweisung. Ich habe einmal den jungen Sohn eines Freundes behandelt, der nicht in der Lage war, auch nur für einige Sekunden ein ernsthaftes Gespräch zu führen. Er war sehr intelligent und benutzte seine rasche Auffassungsgabe, um mit Wortspielen und schlauen Bemerkungen auf das zu antworten, was irgend jemand zu ihm sagte. Seine Mutter erzählte mir, er sei sehr unsicher und mache sich ganz unrealistische Sorgen darüber, daß seine Eltern sterben könnten. Er war ungefähr zehn Jahre alt, wirkte aber oft älter, weil er so einen scharfen Verstand hatte. Ich sagte ihm, seine ständigen Wortspiele seien ungesund, und er schien das zu verstehen. Innerhalb einiger Wochen, nachdem er Natrium muriaticum 10M genommen hatte, war er ein anderer Mensch. Er war wesentlich ruhiger und konnte nun ein vernünftiges Gespräch führen, ohne den Narren zu spielen.
Natrium-Komödianten haben alle Arten von Humor. Bei manchen ist es ein sarkastischer, trockener Witz, der symptomatisch für ihre zynische Lebensphilosophie ist (zum Beispiel Basil Fawlty). Sarkasmus ist kein
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