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Psychologische Homöopathie

Psychologische Homöopathie

Titel: Psychologische Homöopathie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip M. Bailey
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emotional krank sei.
    Solche Sulfur-Männer müssen durch die eigene Not lernen, daß Selbsterfahrung mehr bedeutet, als an einem Wochenendkurs teilzunehmen. Wenn sie auf die Nase fallen, reagieren sie meist wie Kinder, weinen und suchen Zuwendung oder irgend jernanden, dem sie die Schuld geben können. Die Neigung zum Selbstmitleid ist bei einem Sulfur-Mann in Not größer als bei jedem anderen Typ. In solchen Zeiten kann er jeden Lebensmut verlieren und das genaue Gegenteil des leidenschaftlichen Sulfur werden. Dann wird er sich vernachlässigen, sich schlecht ernähren, zu spät oder gar nicht am Arbeitsplatz erscheinen und langsam wie durch eine Nebelwand sprechen (Kent: »zu faul, um sich aufzurichten, und zu unglücklich, um zu leben«). In solch einem Zustand ist Sulfur oft davon abhängig, daß eine Freundin ihn motiviert und wieder in Form bringt. (In manchen Fällen schafft es niemand, Sulfur wieder auf die Füße zu helfen, und er bleibt ein verwirrter und völlig erschöpfter Schatten seines alten Selbst.)
    Vermutlich ist Ihnen inzwischen klar, daß viele Sulfur-Männer nur ihren eigenen Gesetzen folgen. Sie mögen zwar einsehen, daß Gesetze und Regeln notwendig sind, aber wenn es ihnen paßt, brechen sie die Regeln, ohne sich irgendwelche Gedanken darüber zu machen. Wenn diese Eigenschaft in Verbindungmit der Liebe zum Abenteuer und zum Alkohol auftritt, was oft der Fall ist, dann haben wir die Bedingungen, unter denen sich ein Sulfur-Gauner entwickelt. Sulfur hat eine überschwengliche Natur und das Bedürfnis zu spielen, und weil er sich gelegentlich von seiner Begeisterung davontragen läßt, kann er manchmal wild werden und verrückte Dinge tun, von denen die einen schockiert sind, während sich die anderen darüber amüsieren.
    Zwei bemerkenswerte Beispiele für diese Haltung sind beide klassische Bühnenschauspieler, beide Iren, und beide haben den Ruf, ausgesprochen trinkfest zu sein. Ich denke an Peter O'Toole und Richard Harris. Beide sind überlebensgroße Charaktere, auf der Bühne ebenso wie in Wirklichkeit, und sie sind wegen ihres wilden Lebens und ihrer Trunksucht verrufen. Auf der Bühne und im Film haben sie liebenswerte Gauner gespielt, was nicht überrascht, denn genau das sind sie ja. Ebenso wie Falstaff werden diese beiden Hitzköpfe von der Öffentlichkeit toleriert und geliebt, denn ihr Charme ist genauso groß wie ihre Verantwortungslosigkeit. Dieser Charme ist nicht nur eine Frage der Frechheit und des Selbstvertrauens. In echter Sulfur-Manier ist ihr Verhalten oft genauso edel und inspiriert, wie es wild und ausschweifend ist.
    Die meisten Sulfur-Gauner haben ein weiches Herz, und wenn ihre Eskapaden vorbei sind, können sie echte Reue über den Schaden ernpfinden, den sie angerichtet haben, sowohl materiell als auch und besonders emotional. Die Frau eines Sulfur-Gauners muß Masochistin sein, aber gerade in dem Moment, in dem sie es nicht mehr aushält und ihre Koffer packt, ist er zurück und fleht sie tränenüberströmt an zu bleiben, leistet Liebesschwüre und verspricht, sich zu ändern. Bei Sulfur sind solche Gefühlsausbrüche wahrscheinlich echt, und er hat oft Erfolg damit. Danach wird er freilich aufs neue seine Versprechen nicht einhalten, sich schlecht benehmen und untreu sein.
    Der Sulfur-Gauner ist genauso großzügig wie jeder andere Sulfur und wird häufig kriminelle Partner finden, die ihn bei seinen Abenteuern begleiten. Einige von ihnen sind weniger selbstsichere Zeitgenossen, die durch Sulfurs Beispiel ermutigt werden, das Leben etwas lockerer zu nehmen, während andere Zyniker sind, die Sulfurs Großzügigkeit und Leichtgläubigkeit ausnutzen. Ein ausgezeichnetes Beispiel eines Sulfur-Gauners, der ausgenutzt wird, kann man in dem Film Arizona Junior sehen, einer schwarzen Komödie über ein kinderloses Paar im tiefen Süden der USA, die ein Kind aus einer Fünflingsschar entführen, deren Vater ein reicher Geschäftsmann ist. Herb, gespielt von Nicholas Cage (der gewöhnlich Sulfur-Typen spielt und höchstwahrscheinlich selbst Sulfur ist), ist anfangs ein kleiner Sulfur-Krimineller,der sich jedesmal, wenn er wieder ins Gefängnis muß, ein bißchen mehr in die Polizistin Edwina verliebt, die ihn für die Akten fotografiert. Schließlich steckt er ihr einen Ring an den Finger, bevor er in die Zelle abgeführt wird, und behauptet dann bei der Entlassung, sie sei seine Braut.
    Kurz nachdem sie das Kind gekidnappt haben, bekommt das glückliche Paar Besuch

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