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Psychologische Homöopathie

Psychologische Homöopathie

Titel: Psychologische Homöopathie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip M. Bailey
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weigern anzuerkennen, daß seine Einschätzung falsch war (Kent: »starrsinnig«). Das hat teilweise mit seinem unerschütterlichen Selbstvertrauen und teilweise mit seiner zwanghaften Leidenschaft für das fragliche Projekt zu tun.
    Ein anderer Aspekt von Sulfurs Stolz ist seine Neigung, sich zu brüsten, Er tut das im allgemeinen subtiler als der Lycopodium-Angeber, der ein zerbrechliches Ego hat, das er aufzublasen versucht. Sulfurs Ego ist nichts weniger als zerbrechlich, und es kann viele Schläge einstecken, ohne auch nur eine Beule zu bekommen. Ein Sulfur-Vater kann einem das Foto seiner Tochter zeigen und dann vor Stolz strahlen, wenn er erzählt, daß sie an einem örtlichen Schönheitswettbewerb teilnimmt. Wie Nux und Ignatia kann der Sulfur-Geschäftsmann und der Sulfur-Künstler für sich selbst eine aktive Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Im allgemeinen geschieht das stilvoll und ohne sich selbst ausgesprochen zu brüsten, was die Leute abstoßen würde. Die Sulfurs, die glauben, sie hätten das Monopol auf Wahrheit und Weisheit (und davon gibt es viele), können ihre überlegene Sicht der Dinge ziemlich diktatorisch ausdrücken. Hahnemann ist ein klassischer Fall. Es stimmt zwar, daß er eine wunderbare neue Therapie entwickelt hat, aber die arrogante Art, mit der er seine neuen Erkenntnisse verkündete und die »alte Schule« angriff, hat die Popularität der Homöopathie nicht gerade gefördert.
    Moderne spirituelle Führer und Gurus sind ziemlich oft Sulfur, und es sind vor allem die Sulfur-Typen, die außergewöhnliche Behauptungen über ihre einzigartigen Qualifikationen als spirituelle Führer der Menschheit aufstellen. Sie tun das in allem Ernst und glauben, was sie sagen, aber ihre spirituelle Arroganz kann abstoßend sein, besonders wenn sie gleichzeitig andere spirituelle Führer diffamieren. Vor allem »Feuer-und-Schwefel«-Prediger sindmeist Sulfur. Sie folgen mit Leib und Seele ihrer Berufung, verlorene Seelen zu retten, und setzen zu diesem Zweck ihre ganze feurige Leidenschaft ein. Ihre Predigten werden durch einen dramatischen Tonfall und phantastische Beschreibungen himmlischer Freuden und höllischer Qualen belebt, ganz ähnlich wie die Ansprachen von Ronald Reagan, dessen phantasievolle (aber unpraktikable?) Vision einer Technologie für den »Krieg der Sterne« die gottesfürchtigen Bürger der Vereinigten Staaten vor dem »Reich des Bösen« schützen sollte.
    Ein amüsantes Beispiel eines besonders arroganten Sulfur aus Shakespeares Werken ist der walisische Kommandeur Owen Glendower in Heinrich IV. , Teil 1. Als Glendower den genauso feurigen Soldaten Hotspur trifft, der ein Verbündeter sein soll, erleben wir eine Konfrontation zwischen dem »walisischen Windbeutel«, der sich gerne auf übernatürliche Kräfte beruft, und dem trockenen Humor seines Nux-Gastes. Wiederholt versucht Glendower Hotspur zu erklären, bei seiner Geburt habe der Erdball gezittert, und der Himmel sei von feurigen Gestalten und brennenden Meteoren erfüllt gewesen, worauf Hotspur antwortet: »Das würd' er getan haben, wenn in der nämlichen Stunde eurer Mutter Katze Junge gehabt hätte und ihr nie geboren worden wäret.« Der mächtige und von seiner eigenen Bedeutung überzeugte Sulfur Glendower weist daraufhin, daß er sich eine solche Unverschämtheit von keinem anderen würde bieten lassen, und in der Tat kann das Pormat eines Sulfur-Führers nur von einem Nux-Führer oder einem anderen Sulfur-Führer erreicht werden. Sulfur wirkt deshalb arrogant, weil er ein Gespür für seine eigene innere Größe hat. Leider spüren manche Sulfurs mehr innere Größe, als tatsächlich vorhanden ist (Kent: »alberner Stolz«).
    Chauvinismus ist ein Beispiel für Arroganz, das man bei Sulfur- und Lycopodium-Männern häufiger findet als bei jedem anderen Typ. Beide haben die Tendenz, Frauen als etwas Selbstverständliches hinzunehmen und davon auszugehen, daß sie einer Frau einen großen Gefallen tun, wenn sie sie mit ihrer Gesellschaft beehren. Die meisten Sulfur-Männer glauben, sie seien anderen Männern überlegen (Kent: »überheblich«) und Männer seien Frauen überlegen, obwohl nur wenige das heutzutage so unverblümt ausdrücken würden. Bei all seiner Arroganz ist Sulfur jedoch im allgemeinen eine freundliche Seele, und deshalb nimmt er Frauen gegenüber eine väterliche Haltung ein, beschützt sie und macht ihnen Komplimente über ihr Aussehen, erwartet aber im Gegenzug, daß sie ihn bedienen, und geht

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