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Psychologische Homöopathie

Psychologische Homöopathie

Titel: Psychologische Homöopathie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip M. Bailey
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schwindsüchtigen, romantischen Dichters, der gegen die Zeit anschreibt, um sein Werk zu vollenden, und dabei nur von Brot, Wein und Tabak lebt, verkörpert sehr prägnant den Geist von Tuberculinum. Tuberculinum-Menschen hungern gewissermaßen danach, möglichst viele Dinge in möglichst kurzer Zeit zu erleben, so als würde ihre Uhr zu schnell ablaufen. Sie ertragen keine permanente Routine, es sei denn, sie wäre vollgestopft mit Aufregungen. Mehr als jeder andere Typ haben sie jedesmal, wenn ihr hektisches Lebenstempo sich verlangsamt und sie keine Anregungen mehr bekommen, das schreckliche Gefühl, etwas zu verpassen.
    Früher lebte der tuberkulöse Patient viele Jahre mit seiner Krankheit, verlor allmählich seine Kraft und näherte sich dem vorzeitigen Tod. Dieser schleichende Krankheitsverlauf scheint ein »Miasma« produziert zu haben. Mit anderen Worten, er betraf jeden Aspekt der Gesundheit einer infizierten Person, veränderte den Organismus auf der zellulären Ebene und schuf neue Charakteristika, die dann an die folgenden Generationen weitervererbt wurden. Es ist der langsame Krankheitsverlauf, der zu einem charakteristischen, vererbbaren mentalen Profil führt. Der Tuberculinum-Mensch hat von seinen schwindsüchtigen Vorfahren den rastlosen Lebenshunger geerbt. Ich erinnere mich an einen Mann, der in den Fünfzigern und noch sehr fit war. Erkonsultierte mich wegen seines allergischen Asthmas. Er war Zimmermann und hatte festgestellt, daß bestimmte Holzarten seine Anfälle von Atemnot auslösten. Ich war überrascht, als er mir sein Alter sagte, weil er wesentlich jünger aussah. Sein Körper war sehr schlank und fest, und er trug ausgesprochen modische Freizeitkleidung, was noch weiter zu seiner jugendlichen Erscheinung beitrug. Er war eine Art Gesundheitsfanatiker, trieb mehrmals in der Woche Gyrnnastik, radelte regelmäßig in den Bergen und aß nur die beste Gesundheitskost.
    Es zeigte sich, daß er beträchtliche Angst hatte, früh zu sterben, genauer gesagt mit 56 Jahren. Sein Vater war in diesem Alter plötzlich an einem Herzinfarkt gestorben, und er war entschlossen, alles zu tun, um diesem Schicksal zu entgehen. Jeder Konstitutionstyp könnte so auf den vorzeitigen Tod seines Vaters reagieren, aber bei der weiteren Befragung wurde mir klar, warum das tuberkulöse Erbe meines Patienten seine Furcht verstärkte. Er erzählte mir, sein Vater habe sein Leben lang in einer Fabrik gearbeitet, er habe diese Arbeit gehaßt und sei gestorben, bevor er die Gelegenheit hatte, sein Leben zu genießen. Das war es, was meinen Patienten so entsetzte, die Aussicht, in einer langweiligen Existenz steckenzubleiben und dann zu sterben, ohne sich seine größten Wünsche erfüllt zu haben. Auch ihm machte die Arbeit, wie seinem Vater, keinen Spaß, und er versuchte verzweifelt, einen leichteren Weg zu finden, wie er genug Geld verdienen könnte, um sein Leben in Freiheit zu genießen. Er beschäftigte sich mit kreativen Steuertips und verdiente nebenbei Geld, indem er für andere Leute die Steuererklärungen machte. Er plante auch, Seminare darüber zu veranstalten, wie man seine Lebensziele erreichen und finanziell unabhängig sein kann (wahrscheinlich hoffte er, im Verlauf solcher Seminare diese Fertigkeiten selbst zu lernen).
    Schließlich versuchte er sich als Kreditvermittler großen Stils, und die drei Male, die ich ihn sah, stand er jedesmal kurz davor, das Geschäft seines Lebens zu machen, das ihm endlich die ersehnte Freiheit verschaffen würde. Der Grund dafür lag wie bei den meisten Tuberculinums darin, daß er die Langeweile eines regelmäßigen Arbeitstages von neun bis fünf nicht ertrug, zumal seine Arbeit auch in keiner Weise aufregend war, und sich nach der Freiheit sehnte, zu gehen, wohin er wollte, und zu tun, was er wollte, wobei er jedoch nicht bereit war, seinen gewohnten Lebensstandard zu opfern. Er spürte sogar noch genauer als die meisten Tuberculinums, daß seine Zeit ablief, und dabei gab es so viel, was er noch nicht erlebt hatte. Er war mit einer Frau verheiratet, die sich nichts als Sicherheit und die Liebe ihres Mannes wünschte, aber er war in seiner Rastlosigkeit auch mit dieser Ehe unzufriedenund sehnte sich nach den Anregungen, die er von jüngeren, abenteuerlustigeren Frauen erwartete. Er sagte rnir, sein größtes Bedürfnis im Leben sei zu spielen, und auf dieses Ziel konzentriere er all seine Energien. Tuberculinum IM linderte seine Asthmaanfälle beträchtlich, aber ich

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