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Psychopathen

Psychopathen

Titel: Psychopathen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Dutton
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Werkzeugsatz eines Serienkillers gehören. Aber es könnte sich auch am Flughafen als nützlich erweisen.
Psychopathenradar
    2003 führte Reid Meloy, Professor für Psychiatrie an der School of Medicine der University of California in San Diego, ein Experiment durch, das ein Licht auf die Kehrseite der Taschentuch-Gleichung warf. 1 Die Asse unter den Psychopathen haben offenbar ein Gespür für die Verletzlichkeit ihrer Mitmenschen. Sie sind aber auch dafür bekannt, dass sie uns das Gruseln lehren. In Geschichten aus der klinischen Praxis und in Berichten aus dem Alltagsleben gibt es zahllose Aussagen von Menschen, die solchen unbarmherzigen sozialen Raubtieren begegnet sind, Aussagen wie: »Mir haben sich die Nackenhaare aufgestellt« oder »Als ich ihn sah, hab ich eine Gänsehaut bekommen«. Aber ist da tatsächlich etwas dran? Halten unsere Instinkte einer genauen Überprüfung stand? Sind wir ebenso gut in der Lage, Psychopathen einzuschätzen, wie die Psychopathen es verstehen,
uns
einzuschätzen?
    Um dies herauszufinden, fragte Meloy 450 in den Bereichen Strafjustiz und psychische Gesundheit Beschäftigte, ob sie bei der Befragung von Psychopathen – gewalttätigen Kriminellen, bei denen alle Mischpult-Regler auf maximal gestellt sind – je solch seltsame körperliche Reaktionen gehabt hätten.
    Die Ergebnisse waren absolut eindeutig. Mehr als drei Viertel bejahten diese Frage, wobei der Prozentsatz bei den Frauen höher lag als bei den Männern (84 verglichen mit 71 Prozent).Kliniker mit einem Master/Bachelor-Abschluss berichteten häufiger davon als Kliniker mit einem Doktortitel, aber auch als Polizeibeamte (84 Prozent gegenüber 78 Prozent bzw. 61 Prozent). Die Äußerungen lauteten in etwa: »Hatte das Gefühl, ich könnte als Mittagessen dienen«, »Abscheu ... Widerwillen ... Faszination« und »Mir lief es kalt den Rücken hinunter«.
    Was genau nehmen wir da eigentlich wahr?
    Um diese Frage beantworten zu können, geht Meloy in der Zeit zurück: in die menschliche Vorgeschichte mit den geheimnisvollen, schemenhaften Geboten menschlicher Evolution. Es gibt eine Reihe von Theorien zur möglichen Entstehung der Psychopathie, mit denen wir uns später noch beschäftigen werden. Eine sehr wichtige Frage im Zusammenhang mit ihren Ursachen besteht darin, aus welcher ontologischen Perspektive sie überhaupt betrachtet werden sollte: von einem klinischen Standpunkt aus als Persönlichkeitsstörung? Oder vom Standpunkt der Spieltheorie aus als legitimer biologischer Schachzug – als Lebenszyklusstrategie, die in der urzeitlichen Umgebung unserer Ahnen wichtige reproduktive Vorteile hatte?
    Kent Bailey, emeritierter Professor für klinische Psychologie an der Virginia Commonwealth University, vertritt die zweite Perspektive und stellt die Theorie auf, dass ein heftiger Konkurrenzkampf innerhalb und zwischen Abstammungsgruppen der primäre evolutionäre Vorläufer der Psychopathie gewesen sei (oder, wie er sagt, des »Kriegsfalken«). 2
    »Ein gewisser Grad an Raubtierhaftigkeit«, so Bailey, »war bei der Jagd auf großes Haarwild für das Aufspüren und Töten nötig« – und ein Elitetrupp skrupelloser »Kriegsfalken« hätte sich vermutlich nicht nur beim Aufspüren und Töten der Beute als nützlich erwiesen, sondern auch als Verteidigungstrupp zur Abwehr unerwünschter Annäherungsversuche von ähnlichen Trupps benachbarter Gruppen.
    Das Problem war natürlich, was man in Friedenszeiten mit den Kriegsfalken anfangen soll? Die Forschungen von Robin Dunbar, Professor für Psychologie und evolutionäre Anthropologiean der Oxford University, unterstützen Baileys Behauptungen. 3 Dunbar geht zurück zu den Wikingern ins neunte bis elfte Jahrhundert und führt als Beispiel die »Berserker« an: die gefeierten Wikingerkrieger, die – wie die Sagen, Gedichte und historischen Berichte zeigen – offenbar mit brutaler, tranceartiger Heftigkeit gekämpft haben. Sieht man sich genauer in der Literatur um, ergibt sich ein noch etwas düstereres Bild von einer gefährlichen Elite, die sich zuweilen gegen Mitglieder der Gemeinde wendete, die sie beschützen sollte, und ihren eigenen Landsleuten brutale Gewalt antat.
    Hier liegt laut Meloy die Lösung des Geheimnisses: die Erklärung für die sich aufstellenden Nackenhaare und unseren »Psychopathenradar«. Denn wenn diese raubtierhaften Individuen unter unseren Vorfahren tatsächlich psychopathisch waren, wie Kent Bailey behauptet, dann musste man nach allem, was

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