Psychose: Thriller (German Edition)
reichten, umrannte.
Aber was dann?
Sie würden ihn verfolgen und ihn in diesem Wald wie ein verwundetes Tier jagen, bis er tot war.
Er drehte sich langsam um und sah dem Jungen, der am einschüchterndsten wirkte, in die Augen, einem postpubertierenden Blonden, der mit einem Baumwollstrumpf bewaffnet war, der sich in einer bedrohlichen Form ausbeulte, als hätte er einen Baseball oder eine schwere Glaskugel hineingesteckt. Der Teenager trug einen Anzug, der seinem Vater gehört haben musste, denn er war einige Nummern zu groß und die Ärmel reichten ihm bis zu den Fingerspitzen.
Ethan brüllte, näherte sich dem Jungen mit nach hinten gezogenem Arm und hätte ihn geschlagen, wenn dieser nicht einige Schritte nach hinten gemacht hätte, sodass er stolperte und stürzte. In dem Moment, in dem er wieder auf den Beinen war, drehte der Junge sich um, rannte in den Wald und brüllte, dass sie ihn gefunden hatten.
Die Hälfte der Kinder lief ihm nach, als sie sahen, dass ihr Anführer den Schwanz einzog.
Die, die stehen blieben, wurden von Ethan angegriffen, der sich vorkam wie ein Elch, der eine Schar von Kojoten vertreiben wollte, aber schließlich hatte er alle bis auf einen verjagt, und die Kinder verschwanden schreiend zwischen den Pinien, als ob der Teufel hinter ihnen her wäre.
Der Junge, der stehen geblieben war, sah Ethan durch den Regen an.
Er musste einer der Jüngsten der Gruppe sein und Ethan schätzte ihn auf sieben, maximal acht Jahre.
Mit seinem rot-weißen Hut, den Stiefeln, der Westernfliege und seinem Westernhemd sah er aus wie ein Cowboy.
Er hielt eine Taschenlampe und einen Stein in den Händen und stand mit leerem Gesichtsausdruck vor ihm.
»Hast du keine Angst vor mir?«, wollte Ethan wissen.
Der Junge schüttelte den Kopf und das Wasser tropfte von seiner Hutkrempe. Er sah zu Ethan auf, und als das Licht der Taschenlampe auf seine Sommersprossen fiel, erkannte Ethan, dass er log. Er hatte Angst und seine Unterlippe zitterte. Doch er setzte eine tapfere Miene auf und Ethan musste ihn einfach bewundern, gleichzeitig fragte er sich jedoch auch, wieso der Junge dageblieben war.
»Sie sollten nicht länger weglaufen, Mr. Burke.«
»Woher kennst du meinen Namen?«
»Sie könnten hier ein wunderbares Leben führen, aber das scheinen Sie nicht zu begreifen.«
»Was ist das für ein Ort?«
»Nur irgendeine Stadt«, sagte der Junge.
Die Stimmen von Erwachsenen wurden immer lauter und neue Lichtkegel von Taschenlampen blinkten zwischen den Pinien wie aufgehende Sterne.
»Wo ist dein Zuhause?«, fragte Ethan.
Der Junge legte den Kopf schief und schien mit der Frage nichts anfangen zu können.
»Wie meinen Sie das?«
»Wo hast du vor Wayward Pines gelebt?«
»Ich habe immer hier gelebt.«
»Du hast diese Stadt nie verlassen?«, erkundigte sich Ethan.
»Sie können nicht gehen«, erklärte der Junge.
»Warum nicht?«
»Es geht einfach nicht.«
»Das akzeptiere ich nicht.«
»Aus diesem Grund werden Sie sterben.« Dann schrie der Junge: »Er ist hier! Beeilt euch!«
Lichter drangen zwischen den Pinien hindurch auf die Lichtung.
Ethan rannte los, preschte auf der anderen Seite in den Wald und machte sich nicht einmal die Mühe, sein Gesicht abzuschirmen oder nach hinten zu seinen Verfolgern zu sehen. Er lief einfach durch die Finsternis, verlor jeglichen Sinn für Raum und Zeit und versuchte nur noch, die totale Panik aus seinem Kopf zu verbannen, denn wenn er sich ihr hingab, würde er auf die Knie fallen, sich in Embryonalhaltung zusammenrollen und endgültig den Verstand verlieren.
Weil er solche Angst hatte.
Weil er wahnsinnige Schmerzen hatte.
Weil nichts von all dem irgendeinen Sinn ergab.
Es war nicht das Rauschen des Flusses, das ihn stehen bleiben ließ, sondern der Geruch.
Eine plötzliche Süße lag in der Luft.
Das Gelände fiel ab und er lief über ein schlammiges Ufer in das eiskalte, tosende Wasser, während der Fluss wie flüssiger Stahl in seine Stiefel vordrang.
Trotz des Schocks schwankte er nicht, sondern taumelte weiter, weg vom Ufer, immer tiefer und tiefer in die Strömung hinein.
Das Wasser reichte ihm bis zur Hüfte und Ethan keuchte, weil es ihn bis ins Innerste auszukühlen schien. Die Strömung war stark und drohte ihn mitzureißen.
Er machte langsame, vorsichtige Schritte und die Steine auf dem Grund des Flusses wackelten unter seinen Füßen und rollten weiter flussabwärts.
Vor jedem weiteren Schritt spannte er sich an und stemmte sich gegen
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