Psychose: Thriller (German Edition)
wurde.
Er betrat ein kleines Wäldchen aus hoch aufragenden Pinien.
Der Felsboden wich einer weichen, feuchten Erde, die mit einer Decke aus herabgefallenen Piniennadeln bedeckt war.
Wenn es hart auf hart kommt, schlafe ich eben hier
, dachte Ethan. Es war nicht ideal: Zu nah am Wasser, keine Äste, mit denen er sich zudecken konnte, und jeder, der ihm auf den Fersen war, würde ihn leicht finden. Aber zumindest wäre er unter den Kronen dieser uralten Pinien ein wenig geschützt.
Er sah sich noch einmal um, obwohl er sich bereits entschieden hatte, hier die Nacht zu verbringen, wenn er nicht bald etwas anderes fand.
Ethan blickte den Hang hinauf, der zum Fuß der Klippe führte.
Er glaubte, eine dunkle Stelle entdeckt zu haben.
Ohne nachzudenken, ohne zu überlegen, fing er an zu klettern.
Auf allen vieren kroch er durch die Pinien und hinaus auf den nackten Felsen.
Der Weg wurde steiler und immer steiler.
Er keuchte, der Schweiß floss ihm über das Gesicht und stach in seinen Augen.
In der Nähe der Klippe wurde der Steinboden lockerer und feiner und seine Füße rutschten bei jedem Schritt ab, als würde er eine Sanddüne erklimmen.
Er erreichte die Klippe.
Um ihn herum wurde es dunkler, da nur noch ein kleiner Teil des Mondes nicht von den Wolken verdeckt wurde, und schon wieder lag der Geruch von Regen in der Luft.
Da war er: Der dunkle Fleck, den er vom Flussufer aus gesehen hatte, entpuppte sich als Nische im Felsen. Sie war knapp zwei Meter tief, vor den Elementen geschützt, und das Innere sah glatt und trocken aus.
Ethan kletterte auf den Felsvorsprung und kroch in die Nische.
Die hintere Wand war leicht angewinkelt und er lehnte sich dagegen, sodass seine dunkler werdende Welt von den Seitenwänden des kleinen Alkovens abgegrenzt wurde. Er konnte den Fluss von dieser Stelle aus nicht mehr sehen und das Tosen des Wassers war zu einem lauten Flüstern geworden.
Als das Mondlicht ganz erstarb und der Pinienwald jenseits des Flusses nicht mehr zu erkennen war, blieb Ethan erneut in völliger Dunkelheit zurück.
Es begann zu regnen.
Er setzte sich auf und versuchte mit zitternden Fingern, die Stiefel aufzuschnüren, die von dem Mann stammten, den er in der Wohnung getötet hatte. Erst nach einigen Minuten hatte er den Knoten gelöst und die Stiefel ausgezogen. Er goss die letzten Reste des Wassers aus und entledigte sich dann auch der diversen Sockenschichten, die er auswrang und auf den Felsen zum Trocknen ausbreitete.
Seine Kleidung war pitschnass.
Er zog den Kapuzenpullover, das T-Shirt, die Jeans und sogar die Unterhose aus. Zehn Minuten lang saß er nackt in dem Alkoven und wrang seine sämtlichen Kleidungsstücke aus, bis sie nur noch feucht waren.
Dann legte er sich den Pullover über die Brust, das T-Shirt über die Beine und faltete sich ein Kissen aus der Jeans. An der schrägen Rückwand der Höhle drehte er sich auf die Seite und schloss die Augen.
So sehr hatte er in seinem ganzen Leben noch nie gefroren.
Zuerst glaubte er schon, gar nicht einschlafen zu können, da sein Körper so stark zitterte bei dem vergeblichen Versuch, sich zu wärmen, dass er die Ärmel des Pullovers festhalten musste, damit er nicht herunterfiel.
Doch ihm war zwar kalt, aber seine Erschöpfung war deutlich größer.
Und nach fünf Minuten hatte der Schlaf gewonnen.
KAPITEL 13
Ethans rechter Knöchel ist an einen im Boden verankerten Bolzen gefesselt.
Er sitzt an einem wackligen Schreibtisch, auf dem sich nur drei Dinge befinden …
Ein leeres Blatt Papier.
Ein schwarzer Kugelschreiber.
Und eine Sanduhr, deren schwarze Körnchen aus der oberen Hälfte in die untere fallen.
Aashif hat Ethan gesagt, dass er zurückkehren wird, wenn der Sand durchgelaufen ist, und dass Ethan durch Lingchi sterben wird, wenn ihn das, was Ethan bis dahin aufgeschrieben hat, nicht zufriedenstellt.
Aber Ethan weiß, dass er nicht genug zu Papier bringen könnte, selbst wenn er die genauen, streng geheimen Informationen über die große bevorstehende Offensive, das Datum, die Positionen, die Ziele und die Details kennen würde.
Nichts könnte Aashif zufriedenstellen, denn was immer er auch aufschreibt, er würde trotzdem einen schrecklichen und grauenvollen Tod erleiden.
Er kennt von Aashif nichts als dessen Stimme und seine braunen, bösen Augen, in denen er nicht die Gier nach Informationen, sondern nur den Wunsch, anderen Schmerzen zuzufügen, sieht.
Das vermeintliche Verhör ist nur das Vorspiel.
Etwas,
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