Psychose: Thriller (German Edition)
Bücherregal, einen Matisse-Druck, eine Staffelei. Neben der Tür hing ein Frotteebademantelan einem Haken an der Wand, darunter standen pinkfarbene Hausschuhe.
Er ging weiter durch den Korridor.
Keine der Türen war verschlossen und jede, die er öffnete, enthüllte einen ähnlich minimalistisch ausgestatteten Wohnraum, der nur durch wenige individuelle Gegenstände verändert wurde.
Irgendwann endete der beachtlich lange Gang an einer Treppe und Ethan stand auf dem Absatz und blickte drei Stockwerke weit nach unten.
Auf einem Schild an der Wand stand »3. Etage«.
Er schlich zum nächsten Absatz, von dem aus man in einen weiteren Gang gelangte, der genauso aussah wie der vorherige.
Auf einmal hallte lautes Gelächter durch den Gang.
Ethan zog sich auf die Treppe zurück und überlegte, ob er flüchten sollte. Er konnte in die dritte Etage zurückkehren, sich aus einer der Wohnungen einen Stuhl holen und wieder in den Luftschacht klettern. Aber das Lachen erstarb, und obwohl er eine ganze Minute gewartet hatte, kam niemand in den Korridor.
Er ging zehn Meter in die zweite Etage hinein und blieb vor einer Schwingtür stehen, in die ein kleines Fenster eingelassen war.
Drei Männer und zwei Frauen saßen an einem der etwa ein Dutzend Tische einer einfachen Cafeteria, und der Geruch von warmem Essen bewirkte, dass Ethans Magen zu knurren begann.
»Du weißt, dass das nicht stimmt, Clay«, sagte eine der Frauen und deutete mit einer Gabel auf ihn, auf die sie bereits einen Klecks Kartoffelbrei gehäuft hatte.
Ethan ging weiter den Gang entlang.
Er kam an einer Wäscherei vorbei.
Einem Gemeinschaftsraum.
Einer Bücherei.
Einer leeren Turnhalle.
Umkleidekabinen von Männern und Frauen.
Einem Trainingsraum, in dem zwei Frauen nebeneinander auf Laufbändern joggten und ein Mann Gewichte stemmte.
Am anderen Ende stieß Ethan erneut auf eine Treppe und ging hinunter in den ersten Stock.
Vor der ersten Tür blieb er stehen und sah durch das darin eingelassene runde Fenster.
In der Mitte des Raums standen eine fahrbare Krankentrage, umgeben von Lampen, Wagen voller chirurgischer Instrumente, Herzüberwachungsgeräte, Infusionsständer, Kauter- und Absaugeinheiten und einem Durchleuchtungstisch. Alles war makellos sauber und glänzte im schwachen Licht.
Die nächsten drei Türen waren fensterlos und mit Schildern markiert:
Labor A, Labor B, Labor C
.
Weiter den Gang entlang leuchtete es aus einem der Fenster, und Ethan stellte sich daneben.
Er sah hindurch.
Der Raum lag größtenteils im Dunkeln und das Leuchten kam von zahlreichen Monitoren. Fünfundzwanzig Bildschirme waren in Fünferreihen an der Wand montiert worden, und darunter stand eine Konsole, die aussah, als könne man damit einen Raketenabschuss steuern.
Drei Meter von Ethan entfernt saß ein Mann, starrte die Monitore an und bewegte die Finger mit Lichtgeschwindigkeit über eine Tastatur, während sich die Bilder ständig veränderten. Er trug ein Headset und Ethan konnte hören, dass er etwas sagte, seine Worte jedoch nicht verstehen.
Er sah auf einen der Monitore und studierte die wechselnden Bilder …
Die Fassade eines viktorianischen Hauses.
Die Veranda eines anderen Hauses.
Eine Gasse.
Ein Schlafzimmer.
Eine leere Badewanne.
Ein Bad, in dem eine Frau vor dem Spiegel stand und sich die Haare kämmte.
Ein Mann, der an einem Küchentisch saß und eine Schüssel Cornflakes aß.
Ein Kind auf der Toilette, das ein Buch las.
Der Blick auf die Main Street in Wayward Pines.
Der Spielplatz im Park.
Der Friedhof.
Der Fluss.
Das Innere des Cafés.
Der Eingang des Krankenhauses.
Sheriff Pope, der die Füße auf seinen Schreibtisch gelegt hatte und telefonierte.
Ethans Blickwinkel war durch das Fenster eingeschränkt, aber er konnte den linken Rand einer weiteren Monitorwand erkennen und weitere Menschen tippen hören.
Wie eine Supernova stieg brennend heißer Zorn in seinem Inneren auf.
Er legte die Hand auf den Türknauf und wollte ihn drehen. Nur zu gern hätte er sich an diesen Mann angeschlichen, der andere Leute in ihrer Privatsphäre beobachtete, und hätte ihm den Hals umgedreht.
Doch er hielt sich zurück.
Noch nicht.
Ethan entfernte sich vom Überwachungszentrum und ging die Treppe weiter nach unten, um dort einen weiteren Gang zu betreten.
Auch wenn er es aus dieser Entfernung nur schwer erkennen konnte, schien jenseits des Korridors eine weitere Treppe in einen anderen Gebäudeteil zu führen.
Er ging
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