Psychosomatische Homoeopathie

anbringt, ist allerdings immer zutreffend, und ein Beispiel für den Sinn für Realität und Qualität, der diese Menschen auszeichnet, weshalb man sie sehr häufig als Kenner oder Fachmänner zu Rate zieht.
    Diese Menschen tragen meist Kleidung, die schon längere Zeit aus der Mode ist, achten dabei aber auf korrektes Aussehen. Ihre Kleidung ist sauber, gut geschnitten und meist von einem angesehenen Couturier, doch da diese Menschen sehr sparsam sind, kann sie durchaus etwas abgewetzt sein, dennoch wird sie mit Würde getragen. Durch ihre Ängstlichkeit sind Arsenicum-album-Typen manchmal recht argwöhnisch. Es fehlt ihnen das Urvertrauen, sie rechnen mit Missgeschicken und fürchten alles Neue, da sie hier Chancen und Risiken noch nicht richtig abschätzen können. Wenn sie unter Druck geraten, werden die Ängste so quälend, dass sie rastlos auf und ab gehen und die kleinste Änderung des Körpers für ein Krebssymptom halten.
    Arsenicum album gehört zu den wichtigen Arzneien im Alter, und das besonders in Fällen, in denen in jüngeren Jahren die Gabe von Phosphor angebracht war.
    Wenn man die Periodentabelle der Elemente betrachtet, befindet sich Arsen unterhalb von Phosphor in der gleichen Spalte. Nach Jan Schölten, dem bekannten niederländischen Reformer der Homöopathie, kann man aus der Ähnlichkeit der physikalischen Eigenschaften auch Rückschlüsse auf homöopathische Wirkungen ziehen. Phosphor ist gewissermaßen das wichtigste Angstmittel der frühen und mittleren Jahre und wird dann im Alter von Arsen abgelöst. Ähnlich steht es mit dem Thema Schwäche. Wenn ich einen 30-jährigen Menschen vor mir habe, der aufgrund einer seelischen Belastung geschwächt ist, gehört Phosphor zu den Mitteln, die ich für die Behandlung in Betracht ziehe. Steht aber die Behandlung eines 70-Jährigen an, bin ich eher dazu geneigt, zu Arsen zu greifen. Es hilft Menschen mit geschwächter Lebenskraft, die sehr leicht frieren und leicht erschöpfbar sind.
Aurum metallicum (Blattgold)
    Polychrestpunkte: 3
    Vorwiegend für Männer
    Der 35-jährige Mann hatte bereits ein eigenes Unternehmen, das Ersatzteile für die Autoindustrie herstellte. Die Branche ist besonders schwierig, wenn auch lukrativ. Man muss international und vorausschauend agieren und hat nur sehr wenige Abnehmer, die aber im Erfolgsfall dann Millionenbeträge in die Kasse spülen. Man kann nur dann, wenn man hohe Qualität abliefert, so einen Beruf ausüben, und es wird nur wenige geben, die sich in dieser Zeit einen längeren Urlaub leisten können. Er kam in meine Betreuung, weil er in letzter Zeit erhöhten Blutdruck hatte und unter den Nebenwirkungen der Betablocker litt, die er einnehmen musste. Außerdem wollte er sich nicht damit abfinden, ab jetzt lebenslang ein Medikament einnehmen zu müssen, sondern wollte das Problem von Grund auf lösen. Auch hier zeigte sich eine der Eigentümlichkeiten des Aurum-Typs. Er hatte sich umfassend informiert und schon beim Herz- und Gefäßspezialisten eine ausführliche Untersuchung durchlaufen. Er legte alle Befunde vor mit der Frage, was man noch untersuchen könnte, um nichts zu übersehen. Meine Erklärungen nahm er wach und ruhig auf, immer lösungsorientiert und sachlich. Er wollte alles wissen, was man in naturheilkundlicher Hinsicht zum Blutdruck sagen kann – vom „Einrichten“ der Halswirbel über Schröpftherapien bis zu Heilpflanzen, die blutdrucksenkend wirken. Unwillkürlich dachte ich: Ja, so macht man das professionell. Als wir dann mit Aurum metallicum D12, 5 Kügelchen täglich, zu arbeiten begonnen hatten, führte er ein Blutdruckprotokoll, das sich sehen lassen konnte. Nicht auf die äußere Form kam es ihm an, sondern auf die Genauigkeit und Aussagekraft der einzelnen Messungen. Tatsächlich war schon in den ersten Wochen eine deutliche Verbesserung der Werte zu erkennen, sodass wir dann langsam die Betablockerdosierung zu reduzieren begannen. Die Gabe von Aurum metallicum war zu dem Zeitpunkt bereits nur noch einmal in der Woche nötig. Nach einem halben Jahr fanden sich normale Blutdruckwerte, auch viele anderekörperliche Beschwerden wie drückende Kopfschmerzen und Rückenschmerzen, die oft in die Beine ausstrahlten und dann Lähmungsgefühle verursachen, hatten sich zurückgebildet. Besonders eindrucksvoll fand ich aber die Veränderung im Wesen. Der Patient schien durchaus weiter konzentriert an seinen beruflichen Zielen zu arbeiten, aber die Verbissenheit hatte sich gelegt. Es war