Psychosomatische Homoeopathie

auch interessant, dass er eine Beziehung mit einer Frau begonnen hatte, die er dann später auch heiratete.
    Ein anderes Beispiel war der 58-jährige Manager, der schon zweimal einen Herzinfarkt erlitten hatte und weiterhin an Bluthochdruckkrisen litt. Er nahm bereits fünf verschiedene Blutdrucksenker ein und hielt mir bei unserem ersten Gespräch einen Verordnungsplan hin, der ihn zwang, morgens um zwei Uhr aufzustehen, um eine weitere Tablette zu nehmen. Dieser Plan war in einer Rehabilitationsklinik erstellt worden, in der er sich fünf Wochen aufgehalten hatte. „Diese Ärzte waren die Ersten, die die Sache überhaupt halbwegs in den Griff bekommen haben“, erzählte er mir, „alle anderen waren erfolglos.“ Der Patient zeigte die charakteristischen Anhaltspunkte für einen Aurum-Typ, der schon länger an einer Störung leidet. Optisch war er körperlich gedrungen mit einem kantigen Gesicht, das zur Rötung neigte. Seelisch war er ungeduldig, fordernd, leicht reizbar und äußerte sich leicht verächtlich über andere, und das stets aus dem gleichen Grund: Sie waren nicht perfekt. Oder zumindest nicht kompetent genug. Und Kompetenz war etwas, das er schätzte, vor allem, weil er selbst so beschaffen war. Er hatte im Laufe seines Lebens mehrmals Firmen vor dem Konkurs gerettet und sich mit jedem Firmenwechsel verbessert. Nun leitete er die wichtigste Geschäftssparte eines Konzerns und gehörte zweifellos zur Managerelite. In meine Praxis gekommen war er einerseits, weil er in der Stadt Bekannte hatte. Außerdem hatte er bei ihnen eines meiner Bücher gelesen und war zu der Meinung gelangt: Wenn das die Experten nicht hinkriegen, dann suche ich mir als Alternativmediziner wenigstens einen, der des Schreibens mächtig ist.
    Dass ihm Aurum helfen könnte, merkte man auch daran, dass wir mit der Erstanamnese in einer halben Stunde fertig waren. So fordernd und ungeduldig er auf den ersten Blick erschien – wenn es um Sachliches ging, war er Profi durch und durch. Er hatte alle Daten und Fakten seines Lebens parat. Er verstand sofort, was man wollte und ging darauf ein. Wenn ich eine Behauptung in den Raum stellte, konnte es passieren, dass er nachfragte, aber wenn ihn die Begründung zufriedenstellte, ging es weiter zum nächsten Punkt. Dieses strukturierte Verhalten kenne ich eigentlich nur bei Menschen, die Mineralien als Arznei brauchen. Und wenn jemand in einem ihm fremden Fach schnell den „Durchblick“ hat und Gutes von Schlechtem trennen kann, ist es sehr wahrscheinlich, dass ihm Aurum metallicum als Arznei helfen wird, Krankheitssymptome zu überwinden.
    Ich entschied mich also für die Gabe von Aurum metallicum D12, 5 Kügelchen täglich über zwei Wochen, und bat dann um einen Rückruf. Dieser erfolgte auf den Tag genau. Vorher hatte mir seine Sekretärin den Trend, den er mehrmals täglich gemessen hatte, durchgefaxt. Die Werte lagen anfänglichim Bereich 180/120, und in den letzten Tagen um 150/90. In der Folge habe ich noch mehrere andere Mittel eingesetzt, und es gab in den darauffolgenden Jahren auch mehrmals andere Erkrankungen und Blutdruckschwankungen. Nach 2#x00BD; Jahren aber kam der Tag, an dem wir das letzte der konventionellen Arzneien absetzen konnten, und das bei Werten um 130/80 trotz anhaltender Arbeitsbelastung. In diesem Stadium hatten wir uns darauf geeinigt, dass er Aurum metallicum C30, sein Hauptmittel, zwischendurch bei Blutdruckanstiegen einsetzen sollte, was dann nur wenige Male im Jahr notwendig wurde. Als er dann etwas vorzeitig in den Ruhestand ging, hatte er das auch nicht mehr nötig. Auch der gefürchtete dritte Herzinfarkt blieb bis heute aus.
    Steckbrief
    Aurum metallicum: Der gewissenhafte Herrscher
Wodurch diese Konstitution entsteht: Frühe Übernahme von Verantwortung für die Familie, meist durch den Tod des Vaters oder den wirtschaftlichen Zusammenbruch des Familienbetriebs.
Was diese Menschen antreibt: Das Streben nach Einfluss und Besitz.
Stärken: Fleißig, tüchtig, gewissenhaft, verantwortungsvoll.
Schwächen: Strenge, Ernsthaftigkeit, Alkoholismus, Depression.
Häufige körperliche Beschwerden: Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall. Geschwollene Nase, Gesichtsröte, Mundgeruch, Hitzegefühl im Bereich der Leber mit Schmerzen, Druck auf der Brust mit Herzbeklemmung und Herzklopfen, Schwellung der Halslymphknoten, nächtliche Schmerzen im Bein.
Beschwerden verschlechtert durch: Seelische Aufregung, Kälte.
Beschwerden verbessert durch: Frische Luft im