Pubertaet fuer Anfaenger
kocht. Seien Sie unbedingt äußerst wachsam, die Idylle könnte trügerisch sein!
IMPULSE
ELTERLICHE INTUITION
Bei der Vorbereitung auf dieses E-Book haben wir in vielen Elternratgebern gelesen. Allein zum Thema Pubertät sind rund 600 Titel lieferbar. Hinzu kommen unzählige Veröffentlichungen in Zeitschriften und Zeitungen. Viele Eltern sind theoretisch gut informiert – aber im Alltag versagen die klugen pädagogischen Entwürfe häufig. Hier ist nach wie vor elterliche Intuition gefragt.
Je nach Entwicklung von Wissenschaft und Forschung wandeln sich alle paar Jahre die Erziehungsstile. Aber Ihr Kind ist kein »Fall«, sondern ein Mensch mit individuellen Gewohnheiten und Besonderheiten. Was für einen schüchternen, sensiblen Jungen richtig ist, kann für ein starkes, eigensinniges Mädchen falsch sein. Sie selbst sind die besten Experten für Ihren Heranwachsenden! Daher plädieren wir mit diesem Buch dafür, die Intuition, das Gefühl für das jeweils Passende, nicht zu vernachlässigen.
Für den Neurobiologen Joachim Bauer sind Eltern und Kinder mit einem »unsichtbaren Band« verbunden. Diese Verbindung hat ihren Niederschlag im Gehirn gefunden: Bestimmte Nervenzellen, die sogenannten Spiegelneuronen, ermöglichen den Eltern, sich in ihre Kinder einzufühlen, intuitiv mit ihnen in Verbindung zu treten und sie zu verstehen. Eltern spüren oft sehr deutlich, wenn etwas beim Nachwuchs nicht rund läuft. Sei es Ärger in der Schule, Streit mit der besten Freundin oder ein schlechtes Gewissen, weil der Jugendliche etwas »ausgefressen« hat.
Diese inneren Antennen für Problemsituationen sind bei Eltern oft bereits sehr gut entwickelt. Intuition können Sie aber auch trainieren, indem Sie sich möglichst häufig bewusst in einen anderen Menschen einzufühlen versuchen. Denn die Spiegelneuronen im Gehirn sind ein schnell lernendes System, das uns zuverlässig erkennen lässt, was mit unserem Gegenüber los ist.
PUBERTÄT: WIE LANGE NOCH?
Seit die Pubertät in Ihrem Haus Einzug gehalten hat, haben Sie alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen eingeleitet, die nötig waren, um zu überleben: Sie haben den Beitrag der Haftpflichtversicherung erhöht, eine Unfallversicherung abgeschlossen, sich häufig eigentlich notwendige Kritik an kritikwürdigem Verhalten verkniffen, sich auf stundenlanges Diskutieren eingestellt, ständig wechselnde Launen und Stimmungen ertragen und schlaflose Nächte durchlitten.
Irgendwann jedoch stellt sich die Frage: Wie lange dauert die Pubertät eigentlich noch? Wann endlich brechen andere Zeiten an? Wann kann man wieder mit dem Nachwuchs diskutieren, ohne dass Nerven oder andere Gegenstände zu Bruch gehen? Zu welchem Zeitpunkt kehrt wieder Ruhe in der Wohnung ein?
Das kann dauern ...
Im letzten Jahrhundert erstreckte sich die Pubertät laut Statistik hauptsächlich auf die Zeit zwischen zwölf und achtzehn Jahren. Danach verließen die jungen Erwachsenen die Eltern, um in ihren Wohngemeinschaften, Studentenbuden oder kleinen Wohnungen selbstständig und unabhängig zu werden.
Viele Eltern, die im Strudel der pubertären Rebellionen und Aufsässigkeiten unterzugehen glauben, hoffen heute noch auf ein absehbares Ende der Flegeljahre, das sich mit dem Erreichen des achtzehnten Lebensjahres automatisch einstellt.
In diesem Zusammenhang haben wir leider schlechte Nachrichten für Sie: Der bekannte amerikanische Hirnforscher Jay Giedd widerspricht dieser Erwartung und verweist darauf, dass ein menschliches Gehirn erst mit 25 Jahren ausgewachsen ist.
Die Pubertät beginnt zwar immer früher, dafür erstreckt sie sich jedoch mittlerweile bis Mitte zwanzig. Aber nicht einmal darauf ist wirklich Verlass. Ein Beispiel dafür ist die wahre Geschichte eines jungen Mannes aus Roquebrune-Cap-Martin an der Côte d’Azur, die vor ein paar Jahren in den Zeitungen für Schlagzeilen sorgte. 1972 wurde der 14-jährige Michel von seinen Eltern gezwungen, sich die Haare schneiden zu lassen. Aus Protest gegen diese Maßnahme ging er nie wieder zum Friseur und ließ sich die Haare wachsen, die nach 36 Jahren bis zu den Füßen reichten.
Ein solches Verhalten allein beunruhigt normalerweise noch keinen erfahrenen Pubertistenflüsterer. Aber es kommt noch dicker: Seit dieser Zeit weigert der Sohn sich auch, das Haus seiner Eltern zu verlassen. Selbst in seinem Dorf wussten die Nachbarn nichts von der Existenz des heute Fünfzigjährigen, der noch immer im Hause der Eltern lebt.
»Erwachsensein
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