Pubertaet fuer Anfaenger
sie ihre Jugendlichen erziehen sollen. Moderne Mütter und Väter, die im Alltag ansonsten ganz tough ihren Mann oder ihre Frau stehen, sind oft inkompetent und versagen, wenn es um die Erziehung des Nachwuchses geht. Hilflos stehen sie den Bedürfnissen und dem Verhalten ihres Pubertisten gegenüber, als seien sie oder ihr Kind von einem anderen Stern.
Wer aus seinem Teenager nicht mehr schlau wird und bereits den Zugriff der Jugendhilfe fürchtet, sucht schnelle Hilfe und einen Trostspender. Wohlklingende Erziehungskonzepte, -rezepte und -philosophien vermitteln Ihnen Sicherheit bei allen pädagogischen Unwägbarkeiten. Wegen der Vielfalt der Probleme, die bei der Erziehung eines Pubertisten auftreten können, erhalten Sie dabei nicht nur von Pädagogen Hilfestellung, sondern auch von Therapeuten, Ärzten, Lehrern, Psychologen, Verhaltens- und Neurobiologen, von Sozialarbeitern und Journalisten.
»Bevor ich heiratete, hatte ich sechs Theorien über Kindererziehung. Jetzt habe ich sechs Kinder und keine Theorie. «
John Wilmot, Earl of Rochester | englischer Dichter, 1647–1680
Versuchen Sie, eine möglichst große Vielfalt der empfohlenen Erziehungsstile auszuprobieren. Die Ratschläge der Profis bieten Ihnen dafür sehr unterschiedliche und oft sogar gegensätzliche Ansätze. Für Abwechslung ist also gesorgt.
Probieren Sie sich als Erzieher immer wieder neu aus. Versuchen Sie es mal mit Disziplin, Strenge und Führungswille, ein andermal mit Gelassenheit und Liebe, dann wieder zähmen Sie Ihren tyrannischen Nachwuchs mit engen Grenzen. Je nach Lust, Laune und Lage können Sie sich als »pädagogische Swinger« austoben.
Trost und Rat vom Experten
Im Gegensatz zu den darin vertretenen Theorien ähneln sich fast alle Ratgeberbücher im Aufbau, sodass Sie sich bei einem Wechsel Ihres Erziehungsstils nicht groß umstellen müssen: Gleich zu Beginn werden die Katastrophen beschrieben, die sich täglich bei Ihnen abspielen oder zumindest irgendwann eintreten werden. Zu diesen Themen werden nicht nur einfache Hinweise gegeben, nein, Sie erhalten in der Regel »Überlebenstipps«. Spätestens an diesem Punkt ahnen Sie erstmals, in welcher Gefahr Sie sich als Pubertistenflüsterer befinden.
Besonders einfühlsame Autoren weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es Ihnen persönlich zur Zeit wahrscheinlich auch nicht viel besser geht (Wechseljahre, Lebenskrise, Falten, schütteres Haar, Burnout). Lebensnah beschreiben die Fachleute in den folgenden Kapiteln Ihr alltägliches Erziehungsversagen: Gehen die regelmäßigen Ausraster und Wutausbrüche Ihrer Tochter nicht einzig und allein auf Ihr Konto? Ist es etwa die Schuld Ihres Sohnes, wenn er sich wegen der Zustände zu Hause nicht aufs Lernen konzentrieren kann und ständig schlechte Noten heimbringt?
Als hätte der Autor einen ganzen Tag lang hinter Ihnen gestanden, deckt er Ihre Probleme und Schwächen anhand von eingängigen Fallgeschichten auf. Sie haben es mit der Erziehung eigentlich gut gemeint, aber trotzdem lief vieles falsch! Oder klar ausgesprochen: »Sie haben jämmerlich versagt.« Statt wie Ihre Vorfahren intuitiv und mit gesundem Menschenverstand zu wissen, was richtig und was falsch ist, verfallen Sie bereits bei den einfachsten pädagogischen Entscheidungen in Ratlosigkeit und Stress und sind mit der Lage komplett überfordert.
Haben auch Sie alles falsch gemacht?
Werden Sie als gescheiterte Eltern in die Familiengeschichte eingehen? Bereits jetzt wird Ihnen deutlich, dass es ein Fehler war, ohne Expertenrat einfach draufloszuerziehen. Bei den Erziehungsfachleuten finden Sie Trost und Zuspruch. Vor allem erfahren Sie dort, dass andere Pubertisten noch viel schlimmer sind als Ihrer. Sie sind zudem umgeben von unfähigen Müttern und Vätern, die orientierungslos an ihrem wehrlosen Nachwuchs herumerziehen.
Hier können die Fachleute glänzen mit ihrem neurobiologischen, psychotherapeutischen, pädagogischen oder soziologischen Wissen. Beginnend mit der geheimnisvollen Gefühls- und Gedankenwelt des Teenagers über Alltag, Kleidung, Ausgeh- und Schlafenszeiten bis hin zu Schule, Sex, Drogen, Gewalt und Kriminalität werden Sie in fast keiner Lebenssituation alleingelassen. Es bleibt nur zu hoffen, dass Ihr Nachwuchs und Sie selbst in das aufgestellte Raster passen.
Vielleicht sitzen Sie ja gerade ganz gemütlich auf der Couch und lesen, während Ihr Teenager scheinbar friedlich am Küchentisch Tagebuch schreibt oder für Sie beide Kakao
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