Pubertaet - wenn Erziehen nicht mehr geht
meinem Leben kannten meine Eltern, und von dem wichtigsten Teil wussten sie überhaupt nichts. (Mutter: Das kenne ich. Das stimmt, ja.) Und jetzt gibt es in vielen Familien, Gott sei Dank, eine ganz andere Atmosphäre, es gibt ganz andere Möglichkeiten, es gibt sehr viel mehr sinnvolle Gespräche und Diskussionen usw. Und das bedeutet ja auch, dass die Jugendlichen kommen, und die sagen was, und die wollen was, und die machen was, worauf wir überhaupt keine Antwort haben. Es ist nicht über Generationen eingeübt, was man sagt.
Wenn ein junges Mädchen das erste Mal verliebt ist, dann wissen wir genau, was zu sagen ist. Dann können wir es entweder sagen oder nicht, aber es kommt, das ist eine alte Geschichte. Aber hier kommen die Jugendlichen und sagen: »Wir wollen das eigentlich gerne innerhalb unserer Gemeinschaft machen können und nicht draußen und nicht darüber lügen müssen usw. Geht das?« Das ist schwierig, das ist neu in eurer Generation von Eltern, ihr seid ja alle Pioniere! Wie verhält man sich? Was kann man sagen? Man sollte in einer Familie, wo es grundsätzlich
eine gute Atmosphäre gibt, nicht unterschätzen, wie wichtig es für die Kinder ist, Eltern zu haben, wenn man Schwierigkeiten hat. Du kannst das ganz gut verbalisieren und sagen: »Was ist für mich schwierig«, das wissen die beiden Kinder, das macht einen Eindruck, das vergessen sie nicht morgen, und du musst es eigentlich nicht immer wiederholen. Ich weiß nicht, ob du das machst, aber …
MUTTER: Ja, doch.
JUUL: Aber man muss es nicht immer sagen, denn die wissen das und es ist ein wichtiger Faktor in den Entscheidungen, die sie treffen. »Also, ich entscheide mich jetzt dafür«, das heißt auch: »Also, ich entscheide mich jetzt gegen meine Mutter«, und das ist nicht einfach, auch ohne sogenannte Konsequenzen usw. ist es nicht einfach. Ich würde als Mutter oder Vater meine Beziehung zu meinen Kindern beobachten und beurteilen und sagen: »Fühle ich mich mit meiner Beziehung zu meinem Sohn sicher, fühle ich mich gut, haben wir eine gute Kommunikation, können wir auch zusammen schweigen?« usw., und wenn das grundsätzlich gut ist, dann kann ja alles passieren, auch Furchtbares. Es gibt kaum einen Menschen so zwischen 14 und 19, dem nicht irgendwas Furchtbares passiert. Man trinkt zu viel, man schläft mit den Falschen, man hat gute Freunde, die sind überhaupt nicht freundlich usw. Das kommt alles, und da können wir als Eltern nur empathische Zuschauer werden. (Mutter: Ja.) Wir können dafür sorgen, dass wir da sind, dass wir bereit sind, um diese Beobachtungen zu machen.
Vor 20 Jahren, als die ersten dieser Blut-Videos kamen, also wirklich furchtbare, da hatten wir eine Gruppe von Jugendlichen, ganz junge Teenager, zehn, elf, zwölf, die kamen jeden Tag zusammen und haben stundenlang diese Videos geguckt. Mit denen habe ich vereinbart: »Ich bin jetzt bei eurer Stadt angestellt. Die mögen das nicht, dass ihr das macht. Ich will das nicht mit euch diskutieren, aber tut mir einen Gefallen: Ich
kann persönlich diese Videos nicht sehen, das geht für mich nicht, deshalb brauche ich eure Hilfe. Es gibt bei uns solche Entspannungspädagogen, d.h. Leute, die sehr viel über Stress und Körper usw. wissen.« Und dabei haben die Jugendlichen mitgemacht. Ich glaube, zehnmal haben die Entspannungspädagogen mit den Jugendlichen eine halbe Stunde Übungen gemacht, und anschließend haben sie alleine diese Videos geguckt. Langsam, innerhalb von drei Monaten, hat es aufgehört, denn die Jugendlichen konnten körperlich merken: »Das verspannt mich total, wenn ich die angucke, und das will ich nicht.« Aber das muss man selber merken können und man muss seine eigene Erfahrung machen. Und wir können, als Eltern oder Lehrer etc., diesen Erkenntnisprozess sehr stören, wenn wir mit unserer Besserwisserei kommen, weil es dann unmöglich wird zu lernen. Denn dann stören die Alten immer, und dann muss man sich gegen die verteidigen, und dabei kann man nicht lernen. Ich sage nicht, dass es eine einfache Antwort gibt, aber ich glaube, die Wünsche, die Bedürfnisse, die Ambitionen der meisten Eltern sind: Wir wollen eine gute Beziehung haben, wir wollen mit den Jugendlichen in Kontakt bleiben, wir wollen die Beziehungen weiterbauen über die Jahre. Das, glaube ich, ist das Wichtigste.
Dann kommen diese Details, die sind auch wichtig. Gehen wir zu einem Detail, bei dem es gesicherte Erkenntnisse gibt: Ist Heroin gefährlich? Ja, es ist
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