Pubertaet - wenn Erziehen nicht mehr geht
sprichst auch davon, was sie alles alleine machen muss, und sie macht sowieso zu viel alleine. Es geht also darum, einen Teil dieser Verantwortung zu übernehmen. Kinder sind das einzige Feld bei Eltern, wo alle beide 100 Prozent verantwortlich sein können. Wenn es um Haushalt, Einkaufen, Auto, Rasen usw. geht, dann wird es mehr oder weniger verteilt, und dann muss eigentlich bloß einer verantwortlich sein. Aber hier geht’s um etwas anderes. Und ich glaube, es wäre sehr gut, wenn du langsam mehr Verantwortung übernimmst. Ich weiß,
du machst dich am Anfang in diesem Prozess nicht beliebt. Ich glaube, deine Frau hat einen ganz großen Überblick, ganz feste Meinungen, ganz klare Wertvorstellungen, und sie weiß eigentlich genau, wie alles sein sollte.
VATER: Das weiß sie auch.
JUUL: Und das heißt, ein Partner zu sein, ist nicht einfach. Man kann ein bisschen entlasten, man kann manchmal was machen, man kann alle vier Stunden weggehen usw., das geht. Aber diese Verantwortung zu übernehmen und zu sagen: »Jetzt mache ich es, und ich mache es, wie ich es will und wie ich das denke, und wenn du Kommentare dazu hast, dann kannst du ein Buch schreiben, und wenn ich in Pension gehe, dann will ich vielleicht das Buch lesen.«
VATER: Aha.
JUUL (ZUR MUTTER): Das ist notwendig. Denn das ist es, was deine Lebensfreude langsam wegnimmt: dass du wirklich alleine bist, auch in einer Zeit, wo du so eine große Familie hast und so viel Lebensenergie in die Kinder, zwei Ehen gepumpt hast. Und jetzt solltest du eigentlich deine Belohnung haben. Aber es kommt nicht. - (Zum Vater) Jetzt muss ich aber wissen, hast du eine Ahnung, worüber ich rede?
VATER: Doch, innerlich spüre ich das schon, aber ich kann es nicht immer umsetzen. Ich spüre das sehr deutlich im Herzen, was gemeint ist und was sie braucht und was sie auch jeden Tag leistet bei den Kindern. Das spüre ich schon deutlich, und ich schaue immer, wo ich was machen kann, wo ich ihr helfen kann. Aber wie gesagt, ich hatte kein solches Elternhaus, um mich hat sich niemand gekümmert, und da habe ich es auch nicht so leicht mit solchen Dingen, und ich versuche halt, wo ich kann. Und ich hoffe, sie weiß das und merkt es auch.
JUUL: Ja, kein Zweifel! Wir reden jetzt über deine Frau, die sehr, sehr verantwortlich ist, aber Schwierigkeiten mit ihrer Eigenverantwortlichkeit hat. Sie kann Nein sagen, wenn irgendwas
um sie herum falsch ist, das schafft sie. Aber Nein zu sagen in dem Sinne, dass sie Ja zu sich sagt, zu ihren Bedürfnissen, das ist für sie schwierig. Das ist auch ein einsamer Prozess, aber mit Unterstützung dieser Art geht es normalerweise. Aber es muss sein, sonst hat sie immer diese Erklärung oder Entschuldigung: »Jemand muss das machen, und dieser Jemand bin ich.« Es ist schwierig und dieser Lernprozess dauert die nächsten zehn Jahre. (Zur Mutter) Man kann seine Freiminuten haben, wie du es jetzt machst, und das können auch Freistunden sein, das können auch Freitage sein, das ist alles gut, aber das ist leider nur Erholung, und das genügt nicht. Was du deinen Kinder alles gibst, so viel brauchen die nicht. Kannst du das glauben?
MUTTER: Ja, kann ich schon glauben.
JUUL: Ok, dann bin ich zufrieden.
MUTTER: Ja.
JUUL: Ok. Die Kinder haben alles gekriegt, und es geht so weiter, aber jetzt müssen wir so eine Privatstiftung für dich haben.
MUTTER: So groß brauch ich es dann auch nicht. Ein bisschen schon, so ein bisschen Verantwortung mal von mir runter. Das hast du schon ganz richtig erkannt.
JUUL: Leider bist du nicht ein bisschen korrupt, du bist ganz korrupt. Wenn jemand sagt: »Ich brauche nur ganz wenig«, dann ist das nicht wahr. Du brauchst ganz viel.
MUTTER: Na gut, dann bin ich so ehrlich, dass viel recht wäre.
JUUL: Darfst du! Hast du verdient! Schon lange. Ok?
VATER: Vielen Dank.
FAMILIE 5
Computer und Medien
DABEI SIND: MUTTER, VATER, TOCHTER (17), SOHN (13)
JUUL: So, jetzt bin ich gespannt.
MUTTER: Ja, vieles von unseren Themen ist schon besprochen worden. Wir haben schon ein großes Thema, was mich sehr betrifft, das sind die Medien in der Familie. Ich habe einen sehr medienbegeisterten Sohn, was ich, muss ich ehrlich sagen, schwer nachvollziehen kann, denn ich arbeite mit dem PC, ich schaue wenig fern, aber mir fehlt das auch nicht. Ich kann das mit diesen Computerspielen schwer verstehen. Derzeit haben wir das Thema eigener Fernseher im Zimmer oder nicht. Und ich merke, ich habe heute schon gut aufgepasst, ich merke
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