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Pubertaet - wenn Erziehen nicht mehr geht

Titel: Pubertaet - wenn Erziehen nicht mehr geht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Juul
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machen das schon, die halten sich dran, und wenn sie sich nicht dran halten, dann ist das ein Stück weit auch ok, weil ich das früher auch nicht anders gemacht habe. Wenn die Eltern mal weg waren, dann war
es grad’ schön, und ich bin da wahrscheinlich etwas lockerer, was dann eher bei meiner Frau und mir zu Problemen führt.
    JUUL (ZU DEN JUGENDLICHEN): Wie ist das für euch beide: Hört sich das an wie ein wichtiges Thema oder sind es andere Themen?
    SOHN: Doch, schon. Mich stört daran: Wenn wir einmal irgendwas machen sollten und das hat nicht geklappt, dann ist gleich so ein Vorurteil da, dass es beim nächsten Mal auch nicht so ist. Zum Beispiel vor dem Computerspielen Hausaufgaben machen. Wenn wir das ein Mal nicht gemacht haben, dann ist es beim nächsten Mal gleich so, wenn wir wirklich zuerst Hausaufgaben gemacht haben und dann Computer spielen, wird es nicht geglaubt, und unsere Mutter denkt, dass wir erst Computer spielen wollen und das andere nicht machen.
    TOCHTER: Ich find, dass unsere Mutter oft etwas voreilig ist und uns beschuldigt und noch gar nicht so richtig weiß, ob wir was falsch gemacht haben oder nicht. Das ist eigentlich gar nicht so oft, dass wir ihr was vormachen.
    JUUL: Dafür ist zu früh.
    MUTTER: (lacht)
    JUUL: Was soll ich denn sagen, was ich nicht schon gesagt habe? Ich kann sagen, aber das weißt du ja schon, dieses Misstrauen ist dein Gefühl. Was oft passiert und früher, vor zwei bis drei Generationen, immer so war: Eltern haben ein Gefühl und machen dafür ihre Kinder verantwortlich. Nach dem Motto: »Ich bin nicht selber für meine Gefühle verantwortlich, sondern die sind verantwortlich und die müssen jetzt beweisen, dass ich mein Vertrauen wieder etablieren kann.« Das ist eine unendliche und unmögliche Geschichte. Das passiert nie. - Also, was kann ich für dich tun?
    MUTTER: Ich glaube, ich mache das aus einer Angst heraus, nicht ernst oder für voll genommen zu werden von meinen Kindern, und wenn es um Haushaltsangelegenheiten geht, dann fühle ich
mich alleine gelassen. Wenn ich bitte: »Mach mal dies oder das« und komm’ dann heim und es ist nicht gemacht, dann habe ich das Gefühl, das lastet dann alles auf mir und keiner mag mich unterstützen. Ich bin dann einfach überfordert.
    JUUL: Könntest du dir vorstellen, dass ihr vier euch nächste Woche oder nächsten Monat hinsetzt und dass du Folgendes sagen kannst: »Ich finde es sehr schwierig, dass ich mit meiner Verantwortung für den Haushalt alleine bin und dass ich nicht immer damit rechnen kann, dass ihr beide euren Teil macht. Es ist mir aber auch klar, dass ich Schwierigkeiten habe, für mich verantwortlich zu sein. Ich versuche jetzt, mit meinem Misstrauen umgehen zu lernen. Am liebsten würde ich es wegmachen. Bis dahin möchte ich gerne wissen: Ist es überhaupt für euch beide möglich, zu unserer Gemeinschaft in dieser Art und Weise beizutragen, wie ich es mir wünsche?« Kannst du dir das vorstellen? (Mutter nickt)
    Das ist zwar eine ganz andere Geschichte, doch im Moment sehen wir das deutlich in den Schulen: Die Lehrer haben genau dieselbe Doppelmoral, wie sie die meisten Eltern früher hatten und manche auch heute noch haben: Wenn meine Beziehung zu meinen Kindern oder Schülern erfolgreich ist, dann ist es mein Erfolg, und wenn sie nicht erfolgreich ist, dann sind die Kinder schuld. Dann muss man seine Kinder ganz konsequent bestrafen oder schlagen, um keine Proteste zu haben, denn es ist so offensichtlich eine Doppelmoral. - Ich bin natürlich für meine Beziehung zu meinen Kindern oder meinen Schülern verantwortlich, ich kann nicht die Kinder dafür schuldig machen. Das ist über die Zeit mit euren Kindern passiert, und die versuchen bis jetzt, freundlich zu sein. Wenn die hier beide reden, ist es ja ganz freundlich. Aber irgendwie ist diese Passivität, dieses »Ach das habe ich vergessen« auch eine Antwort. Da ist mit unserer Beziehung irgendetwas los. Als Kinder schaffen wir das nicht, das zu verbessern, weil wir keinen Rahmen dafür haben. Unsere
Mutter könnte zum Beispiel sagen: »Jetzt habt ihr mich schon so und so oft enttäuscht, ich bin jetzt bereit das zu vergessen, aber dann dürft ihr mich die nächsten zwei Jahre, vier Monate, zwei Wochen und sieben Stunden nicht enttäuschen.« Ich glaube, du hörst ganz deutlich: Das ist unmöglich, das geht nicht. Man kann als Kind sagen: »Wenn das die einzige Möglichkeit ist, dann probieren wir es.« Aber man weiß auch als Kind, dass

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