Pubertaet - wenn Erziehen nicht mehr geht
Mutter so wichtig ist, dass es nicht mehr wehtut.« Manchmal müssen wir als Eltern zurücktreten und sagen:
»Ich habe ein paar Fehler gemacht, ich hab’ den falschen Vater gewählt, ich hab das und das und das gemacht, und damit muss leider mein Sohn weiterleben und ich auch. Ich will soweit wie möglich für ihn da sein. Aber ich versuche nicht, aus meinem Sohn ein Projekt zu machen, wo ich sage: ›Auf diese Weise übersteht man unangenehme Erlebnisse‹.« Ich glaube, für eine lange Zeit hat deine Verantwortlichkeit dich in diese Richtung geführt: »Lass mich endlich gut machen, was schlecht war.« Ist das richtig?
MUTTER: Ja.
JUUL: Wenn das passiert, dann sind Kinder ja sehr verwundbar, denn sie denken dann: » Ich bin noch nicht richtig. Mich muss man reparieren«, und das ist natürlich die Rückseite dieser liebevollen Verantwortung. Ich glaube, es wäre jetzt schön, wenn das aufhört mit deinem Sohn. Einfach wird das nicht, denn für dich ist es ja, als ob du plötzlich unverantwortlich sein solltest und dich nicht darum kümmerst, hab ich den Eindruck. Entweder bist du ganz »da« oder es ist schwierig, eine andere Rolle zu finden. Ist das richtig?
MUTTER: Ich hab das jetzt gut gespürt, dass das stimmt, was du gesagt hast. Ich denke, dass wir das gut schaffen, und ich möchte es mir zu Herzen nehmen, kein Projekt mehr draus zu machen.
JUUL: Damit es auch Zeit und Platz für deinen Sohn gibt, sein Projekt zu formulieren. Auch, was er an Hilfe, Unterstützung usw. braucht. Er kann jetzt sein eigenes Projekt machen. (Zum Sohn) Genügt das?
SOHN: Doch.
JUUL: Ist das richtig oder diplomatisch?
SOHN: Beides. (Lachen)
JUUL: Das ist ein Problem: Jungen mit ausgezeichneten, überverantwortlichen Müttern lernen nicht, Nein zu sagen. Besonders Frauen gegenüber, und das ist sehr wichtig. Wenn du
siehst: Er sagt Ja, meint aber wahrscheinlich Nein, dann kannst du ihm helfen und sagen: »Du kannst Nein sagen.« Wenn er dann sagt: »Ja, aber dann krieg’ ich mit dir so viel Ärger«, dann sagst du: »Ja, das ist aber nicht so wichtig. Es ist viel wichtiger, dass du das machst, was du willst, und für meinen Ärger, meine Gefühle, dafür habe ich einen Mann.« - Ok. Danke.
RÜCKMELDUNG DER BETEILIGTEN FAMILIE NACH VIER WOCHEN
MUTTER: Bei mir haben diese drei Tage zusammen mit Jesper Juul und den anderen Familien viel in Bewegung gebracht. Kurz gesagt habe ich eine andere Einstellung zu meinem Sohn. Ich habe ihm die Verantwortung für sich jetzt übergeben und kann auch tatsächlich stolz auf ihn sein und bin immer wieder erstaunt und angenehm überrascht, wie erwachsen er sich jetzt verhält. Was mich besonders anrührt, ist, dass unser Sohn »gut drauf« ist, er ist »motiviert«, so kann ich es wohl am besten beschreiben. Weil ich ihn jetzt mit Respekt und als Erwachsenen behandle, merke auch ich, wo ich ihn bisher schlecht behandelt habe. Ich bin froh, das jetzt sehen zu können und danke Jesper Juul von Herzen. Ich hoffe nun sehr, dass die Veränderungen von Dauer sein werden.
SOHN: Das Gespräch mit Jesper war sehr interessant und aufschlussreich. Die Situation zurzeit ist sehr angenehm entspannt und alles in allem läuft es besser als vorher.
FAMILIE 7
Misstrauen und Vertrauen in unserer Familie
DABEI SIND: MUTTER, VATER, TOCHTER (11), SOHN (14)
MUTTER: Viele der bisherigen Themen betreffen auch uns und jetzt haben wir überlegt, welches Thema es noch sein könnte, und für mich ist so ein Punkt Vertrauen/Misstrauen. Ich habe das Problem, dass ich meinen Kindern zum Teil Vorschussvertrauen gebe und dann merke, das funktioniert nicht. Es hat halt nicht geklappt, was wir ausgemacht haben, und da entwickelt sich langsam ein gewisses Misstrauen in mir, was mir selber nicht gefällt, womit ich auch ein Problem habe. Aber ich müsste lügen, wenn ich sage, das wäre nicht da. Das belastet unsere Beziehung und ich weiß nicht so recht, wie ich mit dem Misstrauen umgehen soll.
VATER: Das ist ein Thema bei uns. Ich sehe es ein bisschen anders, was dann im Einzelfall zu Problemen unter uns Eltern führt. Ich habe dieses Misstrauen nicht in dem Maß den Kindern gegenüber und bin auch eher bereit, weil ich es als relativ normal empfinde, dass zum Beispiel, wenn wir nicht da sind, die mal was machen, was sie sonst nicht machen dürfen. Und fühle mich genauso missachtet, wenn ich irgendwas vorgebe und das wird nicht gemacht. Aber ich habe nicht dieses grundsätzliche Misstrauen. Ich glaube eher, die
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