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Puck

Puck

Titel: Puck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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zitterndes Etwas, die Beute eines grausamen Schicksals!
    Dann aber wurde er herausgehoben, abfrottiert, Onkel Felix lachte und erzählte ihm von anderen Hunden, die auch Angst hatten. Dann wurde es noch einmal ekelhaft, weil der verfilzte Bart gekämmt wurde. Schließlich aber war auch das zu Ende, und nun sauste ein schneeweißes, nach frischer Seife duftendes Fellwesen befreit durch die Wohnung. Schnell kratzte er unter dem Büfett einen längst vergessenen alten Ball hervor; alle mußten zur Belohnung mit ihm spielen, die Welt war wieder voller Sonne.
    Und noch anderes geschah in diesen aufregenden Tagen. Herrchen war nur auf eine kurze Stunde weggefahren und kam dann gleich wieder zurück. Puck durfte ihn in die Werkstatt begleiten und im Wagen sitzen bleiben, während Männer in blauen Monteurkitteln sich um den Wagen bemühten. Herrchen pfiff vergnügt. Er hatte sich in der Werkstatt umgezogen und erschien wieder in genauso einem Kittel wie die anderen Männer und genauso scheußlich riechend.
    Er strich über Pucks Kopf: »Du wirst mich nicht verraten, mein Junge! Hast du gehört, wie ich mir heute morgen meinen Overall vom Boden holte? Haha! Die Weiber sind fern, jetzt sind nur wir Männer unter uns und machen, was wir wollen!«
    Dem Wagen wurde der Rachen aufgerissen, es wurde geschraubt, gestellt, die Maschine wurde gefüttert und brüllte dann wild auf. Nun wurde sie wieder abgestellt, und Herrchen sprach gewichtig über Ventil-Einstellung, Vergaser regulieren, Kerzen auswechseln. Die anderen Männer grinsten sich an, hüteten sich aber, es Herrchen merken zu lassen. Nur Puck merkte es und ließ vorsichtig die Ohren hängen, sobald sie in seine Nähe kamen. Es kümmerte sich aber niemand um ihn. Ein Monteur war unter den Wagen gekrochen und ließ das Öl in eine Blechwanne ab. Die Wanne war schon sehr voll, der Monteur stand auf und ging zu einem Arbeitstisch, wo er mit Herrchen zusammen die Gebrauchsanweisung studierte. Derweilen lief die Blechwanne über, und Puck beobachtete aufmerksam das Öl, das seine dunkle Zunge unter dem Wagen vorstreckte. Sie roch nicht gerade angenehm, aber wenigstens besser als der scheußliche Seifengestank, der immer noch an ihm haftete. Vielleicht wurde man den los, wenn man sich drin wälzte? Er tat es — und plötzlich war Herrchen über ihm: »Ja — du unmögliches Ferkel! Eben gebadet und jetzt — was machen wir denn nun bloß mit dir?«
    Die Monteure lachten. »Nehmen Sie doch einfach Waschbenzin«, riet einer, »da, in der Büchse mit dem Pinsel.«
    »Großartig«, erklärte Herrchen und griff zu dem Pinsel »Es geht!« verkündete er befriedigt.
    Erst hatte Puck nur die Feuchtigkeit gespürt. Dann aber kam der furchtbar brennende Schmerz, der sich in seine Haut fraß. Puck schrie und begann, in seiner entsetzlichen Pein an Herrchen hochzuklettern. Seine Augen waren riesengroß aufgerissen. Nur Herrchen konnte ihm helfen, obwohl der es ja war, der ihm diese Höllenschmerzen zugefügt hatte.
    Ich war entsetzt: »Was hat er denn?«
    »Sie haben ihm die Haut verbrannt!« sagte einer der Monteure. »Ich hab’ das auch mal bei meinem Hund gemacht, es war ein Schäferhund, und er...«
    Aber ich war mit dem schreienden Fellbündel schon in den Wagen geklettert: »Alles frei machen!« schrie ich hinter mich, und während die Werkstatt-Türen auseinanderrollten: »Das hab’ ich doch nicht gewollt, mein Puckemännchen, das wollte ich doch nicht, mein Pferdchen!« Und immer wieder, während ich in einem Höllentempo nach Hause raste und auf zwei Rädern um die Ecken fegte: »Das habe ich nicht gewußt — Puck — nicht gewußt...« Ich bremste, daß Puck, immer noch an mich geklammert und aus weitgeöffnetem Rachen keuchend, gegen das Steuer gedrückt wurde. Ins Haus — die Klingel der Wohnung. Ich hämmerte, als man nicht gleich öffnete, gegen die Tür: »Aufmachen — schnell!«
    Endlich ging die Tür auf, Frauchen im Unterkleid: »Was ist denn los?« Wie siehst du bloß aus?«
    Ich drückte sie zur Seite: »Ich hab’ ihn verbrannt!«
    »Verbrannt? Womit?«
    »Mit Benzin! Mein Puckchen — mein armer Kerl! Schnell, warmes Wasser einlassen, — ich gottverdammter Idiot!«
    Frauchen und Dora waren sehr schnell. Die Wanne — Frauchen drehte die Brause auf — milde Wärme ergoß sich über Puck. Sechs Hände, vorsichtige, liebende Hände waren gleichzeitig beschäftigt, und allmählich ließ der Schmerz nach.
    »Er hat ja richtige Brandblasen«, sagte die Gefährtin.

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