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Puck

Puck

Titel: Puck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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vermochten ihn nicht daran zu hindern.
    »Hund«, sagte sie halb zornig, halb lachend, »bist du denn komplett verrückt geworden? Sitz doch mal einen Moment still!« Aber Puck wandte sich nur schnell zu ihr zurück, gab ihr ein hastiges Küßchen mitten auf die Nase, und schon war die nächste Kuh in Sicht, und wieder mußte er aufspringen und bellen, es ging eben nicht anders!
    Plötzlich bremste der Wagen. Puck flog um ein Haar von Frauchens Schoß, und dann rollte die Maschine langsam zwischen einer ganzen Herde von Kühen hindurch. Puck bellte erst furchtbar, als die milchriechenden Kolosse in seine Nähe kamen. Dann aber, als die riesigen Köpfe mit den sanften Augen und großen Hörnern unmittelbar vor ihm auftauchten und eine gar den Kopf in den haltenden Wagen steckte und ihn mit ihrem warmen Milchatem anblies, wurde er ganz klein und bescheiden. Er schmiegte sich mit zärtlich verdrehten Augen dicht an Frauchen. Kaum jedoch flog der Wagen wieder auf freier Strecke dahin und eine Kuh kam in Sicht, war sein ganzer Mut erneut da und entlud sich in trotzigem Gekläff.
    Um die Mittagsstunde hielt man in einem kleinen Gasthof. Puck war wie der Blitz herausgesprungen und trat sofort die Herrschaft an. Zunächst biß er einen gelben ringelschweifigen Kollegen weg, der es als >Hund vom Dienst< wagte, ihm die Zähne zu zeigen. Dann fuhr er, schnüffelnd eine Spur verfolgend, in einen Hühnerschwarm, der laut gackernd auseinanderstob. Hühner interessierten Puck nicht, sie waren ihm zu albern. Da aber hatte er etwas Phantastisches gefunden! In einem großen, vergitterten Kasten saßen die Märchentiere mit den langen Ohren! Sein Herz schlug wie ein Hammer. Er wurde ganz Auge und Nase. Auf den Hinterbeinen aufrecht stehend, vermochte er gerade in ihre Behausung zu blicken. Sie saßen dort mit großen, starren Augen und mümmelten mit ihren rosa Wackelschnauzen an einem Kohlblatt. Puck tobte und schlug die Zähne in die Maschen des Drahtgitters. Dabei wedelte er dauernd mit dem Schwänzchen. Die Karnickel huschten in die äußerste Ecke ihres Käfigs, nur ein großer Bock nahm den Kampf auf und schnappte von innen gegen Pucks Nase. Der fand das großartig und Versuchte ihn mit der Vorderpfote zu streicheln.
    Leider wurde das schöne Spiel unterbrochen, er wurde zu einem Napf geschleppt, in dem Fleischstücke lagen. Ein Schälchen mit Milch wurde danebengestellt. Aber er verschmähte das alles voll Verachtung und wich rückwärtsgehend vom Freßnapf zurück. Wie konnte man ihm Fressen zumuten, wo die Tiere mit den großen Ohren so nahe waren und wo man vor allem niemals ganz sicher war, daß man auch weiter mitgenommen wurde!
    Dann ging es wiederum zum Wagen, und sofort war er auch da, in gieriger Erwartung der kommenden Abenteuer.
    Der Tag verging im rauschenden Wind, im Dröhnen der Maschine. Der Abend fiel ein. Erst trüb-gelb, dann leuchtend weiß stießen die Scheinwerferarme vor uns her, smaragdgrüne Wiesen, Baumwipfel und rote Dachziegel flammten darin kurz auf, von den Wiesen quoll betäubender Duft, Fledermäuse taumelten dicht über unsere Köpfe hinweg. Und die ganze Zeit, unbeweglich, saß das kleine Tier auf Frauchens Schoß, die Augen starr, rund und riesengroß. Nicht einen kurzen Moment ließ seine Aufmerksamkeit nach, bis wir in einer kleinen Stadt endlich vor einem Hotelportal bremsten und der Wagenschlag aufgerissen wurde.
    Puck raste als erster hinaus, drehte die Runde auf dem kleinen stillen Marktplatz, wurde von einem großen Wolfshund angefletscht, jagte einen Kater auf einen Baum. Dann endlich geruhte er etwas zu trinken, zu fressen.
    Spät in der Nacht wurde er in einem fremden Zimmer todmüde in sein Deckchen gehüllt und in einem Sessel verstaut, wo er wie ein Stein bis zum anderen Morgen schlief. Er war so müde, daß er nicht einmal träumte.

Wasser

    Am nächsten Morgen begann die Fahrt ins Gebirge. Ferienzeit — Freiheit! Keine Verleger, keine Zeitungen, keine Konferenzen — und vor allem keine Bedrohungen! Mochten sie daheim hinter meinem Rücken in meiner Abwesenheit austüfteln, was sie wollten, mochte sich das Schicksalsrad klick-klack weiter auf den letzten Schrecken zubewegen — für vier Wochen warf ich das alles hinter mich und fühlte mich als freier, als richtiger Mensch. Ich atmete wieder normal, die verfluchte Glaswand war verschwunden, die mich von allem getrennt hatte.
    Die letzten Häuser versanken, die Weite des Landes empfing mich wieder. Boxi schien sich noch tiefer

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