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Puck

Puck

Titel: Puck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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Zeit!«
    »Es steht eins zu eins, und jetzt kommt die Entscheidung!«
    »Verstehe ich nicht, was ist hier überhaupt los?«
    Ich trat einen Ball, den Puck mit einem schlanken Sprung in der Luft auffing: »Nein, verstehst du wirklich nicht!« rief ich und bemühte mich, den herunterrollenden Ball noch aufzufangen, bevor er gegen die Garagentür prallte, aber durch Frauchens Zwischengerede kam ich zu spät.
    »Puck hat gewonnen«, sagte ich, »und daran bist du schuld!« Ich schloß die Tür auf und stürzte ins Innere der Garage.
    An diesem Tag hatten wir eine besonders unangenehme Redaktionskonferenz. Unser von der Partei eingesetzter Redaktionsspitzel machte eine bissige Bemerkung über die aus der demokratischen Zeit übriggebliebenen Redakteure. Wir Betroffenen wechselten Blicke, aber dann tat ich den Stänker mit einem Witz ab, und der Boden unter unseren Füßen wurde wieder fest.
    »Das war prima«, sagte mir einer der Betroffenen, »deine Nerven möchte ich haben...«
    Das machte mich nachdenklich, denn Nerven sind — und waren besonders damals — meine schwache Seite. Ich versuchte eine Selbstanalyse und stellte fest, daß wieder einmal das Puckchen als Puffer gedient hatte. Ich sah seinen Struppelbart und die nußbraunen Augen zum Greifen nahe vor mir, dachte an seine Schnee-Ekstase und lächelte.
    Als ich wieder zu mir kam, bemerkte ich, daß ich den Spitzel angelächelt hatte. Gerade drückte er. sich mit einem äußerst beunruhigten Grinsen aus der Tür. Ich las seine Gedanken: Hoffentlich hab’ ich keinen Fehler gemacht. Wie der Kerl mich angrinst — scheint ja sehr gute Beziehungen nach oben zu haben.
    Zwei Tage später, an einem Sonntag, war ich mit der Gefährtin wieder draußen, die Sonne schien, der Frost hatte sich grimmig verschärft, die Oberfläche des Schnees schimmerte in Milliarden von Diamanten. Wir beschlossen, den Kaffee in einem kleinen Restaurant am See zu trinken. Puck saß zwischen uns, als wir starteten. Dann waren wir an dem See, er war tatsächlich schon zugefroren, das Schilf an seinem Rand kristallumschlungen. Ich stieß mit dem Fuß ein Eisstück los und schleuderte es über den See. Blitzend schlidderte es dahin, Puck wie ein Wilder hinterher. Nun hatte er es, wollte bremsen, aber seine Beine sausten unter ihm weg, er setzte sich auf den Fellpopo und fuhr so vier, fünf Meter weit. Dann stand er auf, völlig verdutzt, trabte vorsichtig zu dem Eisstück, nahm es in die Schnauze, ließ es wieder fallen, packte es noch einmal und brachte es mir. Bei jedem Schritt des kleinen Trabes, den er anschlug, rutschten ihm die Pfoten weg. Den Bart mit Eis verkrustet, stand er erwartungsvoll da, keineswegs entmutigt durch die Schlüpfrigkeit der Situation. Wieder und wieder mußte ich ihm das Eisstück werfen, bis sich der Frost in unsere Glieder biß und wir beschlossen, das Restaurant aufzusuchen. Am Ufer griff Frauchen in ihre große Tasche und zückte einen neu gekauften Mantel, den sie Puck mit einem großen Druckknopf unter dem Bauch und vor der Brust zuknöpfte.
    Ich sah einen Tannenzapfen aus dem Schnee ragen und warf ihn, Puck schaltete den Kompressor ein und war wie ein Pfeil hinter ihm her. Im Weg lag ein Gebüsch, er schaffte den Sprung nicht ganz, sauste krachend durch die oberen Zweige, der Mantel blieb zerfetzt darin hängen, und Puck kam nackt auf der anderen Seite wieder heraus, zurück zu uns, den Zapfen im Maul. Frauchen holte sich den Mantel und steckte ihn schweigend in ihre Handtasche. In diesem Augenblick tat sie mir direkt leid.

    Der Winter schritt fort. Meist bestand er aus Matsch und Regen. Puck war ein Problem, zumal er nach seinen Spaziergängen, wie ein Wildschwein auf der Szene erscheinend, besondere Zärtlichkeit entfaltete und entweder auf unseren Schoß wollte oder sich die hellsten Sessel als Ruhequartier aussuchte.
    Er wurde daraufhin ein Stubentier. Die Ballschlachten fanden meist im Zimmer statt. Wenn Herrchen, was oft vorkam, keine Zeit hatte, spielte er oben allein. Er trieb den Ball unter einen Schrank, von wo er ihn nicht mehr hervorkriegte, und die Situation erinnerte ihn dunkel an ähnliche in dem muffigen Gefängnis bei seinem ersten Herrn. Diesmal aber war es doch anders. Man konnte, wenn es gar nicht klappte, das neue, das richtige Herrchen holen, und das legte sich dann auf den Bauch und zauberte den Ball wieder hervor. Lag er zu weit hinten, dann fluchte Herrchen laut und mußte ihn mit dem Spazierstock vorangeln, den er sonst nie

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