Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Puck

Puck

Titel: Puck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
Vom Netzwerk:
heißt: Man glaubte es.
    Eines Tages, als wieder beide aufgerichtet hinter dem Gitter standen, der Scotch etwas höher — weil drinnen im Park die Erde aufgeschüttet war —, steckte Puck im Eifer des Gefechtes seine Pfote durch ein Loch im Gitter, und sofort biß Jackie mit seinen mörderischen Hauern hinein, durch und durch. Glücklicherweise war er über seinen Erfolg selbst so erstaunt, daß er die Pfote fahrenließ und Puck davonhumpeln konnte. Laut weinend kam er auf mich zu.
    Er hielt mir die Pfote hin. Ich umwickelte sie mit meinem Taschentuch, hob ihn hoch und trug ihn heim. Unterwegs erzählte ich ihm, was Jackie für ein schlechter Kerl sei und wie wir es ihm heimzahlen würden. Pfotenbeißen durch ein Gitterloch — so etwas Unfaires! Zu Hause allgemeines Bedauern. Es wurde ausgewaschen und verbunden, und allmählich, als der Schmerz nachließ, gewann Puck Geschmack an seiner Rolle. Man brauchte nur zu sagen: »Ach, der arme Hund!« — sofort stöhnte er und legte sich mit Leidensmiene auf den Rücken.
    Eine Woche lang humpelte er auf drei Beinen herum. Dann war er gesund, und am nächsten Tag sauste er schon wieder mit Jackie hinter und vor dem Gitter hin und her. Und dann, an diesem Tag der wiedergewonnenen Gesundheit, passierte es: Aus Jackies Haus kam ein Besucher und öffnete das Tor. Jackie, in voller Fahrt, von einer Runde zurückkommend, wurde durch den geöffneten Torflügel gehindert, seinen Galopp hinter dem Gitter fortzusetzen, und auf die Straße >abgeleitet<. Plötzlich stand er draußen auf dem Pflaster. Ich sah es eine Sekunde zu spät. Wie ein Blitz war Puck über ihm. Der andere hatte sich ihm, sein mörderisches Gebiß in dem schwarzen Gesicht entblößend, entgegengeworfen, aber Puck war mit einer schattenhaften Bewegung zur Seite gewichen, ließ den anderen an sich vorbeischießen, und dann hatte er ihn im Genick. Eisern schloß sich das Gebiß, er schüttelte ihn wie einen Stoffhund hin und her, schlug den schweren Brocken auf das Pflaster, daß Jackie laut aufjaulte, und dann, mit einem fürchterlichen Biß, riß er ihm das halbe Ohr vom Kopf. Jackie fiel auf die Seite und steckte dem Angreifer die kurzen Pfoten entgegen. Eine der Pfoten verschwand in Pucks Maul, neues, fürchterliches Wehgeschrei. Da endlich bekam ich ihn zu fassen. Ich riß ihn hoch, aber in seinem Fang hing zappelnd und jämmerlich schreiend Jackie. Erst als ich Puck eine Weile am Genick geschüttelt hatte, ließ er los, Jackie klatschte auf das Pflaster und blieb wimmernd liegen. Inzwischen kam sein Frauchen aus dem Haus gestürzt und brach in Tränen aus. Aber sie war vernünftig. Sie wußte, daß kurz zuvor Puck der Leidtragende gewesen war. So nahm sie mein Bedauern einigermaßen huldvoll und gefaßt entgegen, wir wechselten ein paar Worte über die Ähnlichkeit zwischen Hunden und Menschen, und dann setzte ich den wild strampelnden Puck nieder. Wieder schoß er an das Gitter, richtete sich auf und starrte auf die Haustür. Dann besah er sich genau, leckte das Blut seines Feindes ab, holte seinen Ball und winkte mich in Richtung Tennisplatz.
    Erst nach drei Tagen erschien Jackie hinter dem Gitter, er hatte einen dicken Verband um den Kopf und lief auf drei Beinen. Eine Woche später konnte er bereits wieder >Hinundherrasen< spielen.
    Und da wir schon einmal bei sanitären Hilfeleistungen sind: Was tut ein Liebender nicht alles für seinen Hund! In diesem Jahr wehrte sich, wie gesagt, der Herbst lange und erbittert gegen den Winter. An einem solchen, sehr späten Herbsttag lungerte ich mit Puck um den Tennisplatz herum. Puck ging in die Knie, aber es wurde nichts Richtiges. Er förderte hinterwärts einen endlosen Grashalm zutage und wurde und wurde nicht fertig damit. So erbarmte ich mich dieser Jammergestalt, die mit schlotternden Schenkeln da hockte und sich in dieser Stellung kläglich herumbewegte. Ich fand einen alten Brief in der Tasche, den ich zerriß, stellte Puck köpf und befreite ihn aus seiner unwürdigen Lage. Und gerade in diesem Augenblick ging die kleine Brünette an mir vorüber! Nie werde ich den spöttisch-amüsierten Ausdruck vergessen, mit dem sie mich in meiner Situation betrachtete. Ich weiß nur noch, daß ich vor Zorn und Scham puterrot wurde. Und dann wurde ich über meinen Zorn zornig. Was gab es zu lachen über einen Menschen, der einen Akt des Mitleids an einer hilflosen Kreatur vollzog? Dumme Pute, nicht wahr, mein Puckchen?
    Und es kam eine Nacht, da träumte ich von wilden

Weitere Kostenlose Bücher