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Puck

Puck

Titel: Puck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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Frauchen, »das ist Küster. Hast du dir denn seine Zeichnungen schon angesehen?«
    »Nein, aber ich werd’s schnell tun, halt ihn solange fest.«
    Ich flitzte ins Arbeitszimmer, schnappte mir die Zeichnungen vom Schreibtisch und flüchtete mich damit ins Bad. Mit Küster arbeitete ich schon seit einiger Zeit zusammen, und zwar immer, wenn mir ein humoristischer Artikel einfiel. Er machte dann die Zeichnungen dazu.
    Louis Küster war ein Naturtalent, hatte nie eine Akademie oder dergleichen besucht und war früher Mechaniker gewesen. Davon hatte er noch jetzt die groben, breiten Hände und die eckige Art, dazusitzen. Er war verheiratet, Lydia hieß sie und hatte eine hellbraune Ponyfrisur und grüne Augen. Eine ziemlich scharfe Angelegenheit. Im allgemeinen gehörten beide zu den erfreulichen Vertretern unseres Bekanntenkreises. Außerdem hatten sie einen großen Gönner an Puck. Puck fand Louis hinreißend, besonders in letzter Zeit, seit er sich eine kleine Foxlhündin angeschafft hatte, Daisy.
    Inzwischen hatte- ich die Durchsicht der Zeichnungen beendet. Ich öffnete die Tür und horchte hinaus. Im Wintergarten wurde gelacht. Ich schlich mich ins Arbeitszimmer, steckte die Zeichnungen unter einen Haufen Bücher und erschien dann auch zur Begrüßung. »Du kommst sicher wegen deiner Zeichnungen!« sagte ich.
    »Nein, keineswegs«, er lachte über das ganze Gesicht, »es handelt sich um was ganz anderes, wir kommen sozusagen als Brautwerber!«
    »Als Bräutigamwerber«, verbesserte Lydia.
    Es ertönte das laute Blasen Pucks, der sich an ihrem Strumpf festgesogen hatte, sich an ihr Knie hinaufroch und ihr dann den Rock hochhob. Sie nahm ihn zu sich herauf und hielt ihn zwischen ihren langen Fingern. »Ach, Kerl, ich könnte dich fressen, du bist so süß! Diese Figur...« Ihr Blick ging zu Louis und mir hinüber, wir beide richteten uns unwillkürlich in den Sesseln auf und zogen die Bäuche ein. Frauchen winkte resigniert mit der Hand ab, und die beiden Frauen wechselten einen Blick.
    »Ja«, sagte Lydia dann sachlich, »Daisy soll Kinder haben, sie sollte es schon voriges Jahr, aber es war ohne Erfolg. Jetzt dachten wir an Puck.«
    Ich war hell begeistert: »Puck — hast du gehört? Wir bekommen ‘ne Braut! Wann geht’s denn los?«
    »In drei Tagen.«
    »Also, abgemacht, wir kommen!«

    Drei Tage später rauschten wir an Bord Boxis zu den Küsters hinaus. Puck war frisch gewaschen und gekämmt, hatte ein neues Halsband um und roch wie ein Veilchen. Küsters hatten ein kleines Haus am anderen Ende der Stadt. Im Gegensatz zu unserem Garten, der völlig verwildert war, hatten sie englischen Rasen, schnurgerade Kieswege, und auch sonst war die ganze Angelegenheit wie aus dem Ei gepellt. Lydia brachte es fertig, nicht nur die Frau eines Bohemiens, sondern auch noch eine vorbildliche Hausfrau zu sein. Einen >Racksteufel< nannte Frauchen sie, wenn ich sie lobte.
    Wieder war es ein schöner Tag. Auf dem knallgrünen Rasen stand ein roter Teewagen, es gab Eier und Schinken zum Frühstück und sehr guten Kaffee. Die beiderseitigen Schwiegereltern nahmen in Korbsesseln Platz und blinzelten in die Sonne. Dann stand Lydia auf und ließ Daisy heraus. Es geschah mit einem Aplomb, als werde ein Tiger in die Zirkusmanege gelassen. Daisy war etwas mollig in den Hüften, und die Haut schimmerte rosig durch die Haare des Rückens. Eigentlich sieht sie aus wie ein kleines Schwein, sagte ich mir im stillen, aber sie hat ein nettes Struppelbärtchen, und es besteht die Aussicht, daß die Kinder — Bärtchen mal Bärtchen — auch nette Bärtchen haben. Die Figur kann Puck zur Erbmasse beisteuern. — Er hatte sich seinen Ball mitgebracht, war aber noch nicht zum Spielen gekommen, weil er so mit Schnüffeln beschäftigt war. Sie nahm vorsichtig seinen Geruch auf. Er fuhr herum und ging gleich aufs Ganze. Aber sie schnappte nach ihm, er konnte gerade noch abdrehen, und ihre Zähne klappten hölzern aufeinander. Richtig giftig sah es aus — das dumme Frauenzimmer. Puck schlug einen Haken und versuchte es von der anderen Seite. Diesmal erwischte sie ihn und zauste ihn am Bart. Er stand verdutzt, sah uns nachdenklich an, und dann machte er etwas Verblüffendes: Er war mit ein paar langen Sprüngen weg, holte sein Bällchen und legte es ihr hin. Sie roch daran, nahm es dann vorsichtig auf und brachte es Lydia.
    »Nicht nehmen, Lydia«, sagte Louis aufgeregt, »es lenkt sie ab!«
    »Ich weiß, du Schaf«, sagte Lydia. Inzwischen war Puck

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