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Puck

Puck

Titel: Puck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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Tieren, die im Dschungel heulten. Grüne Augen geisterten durch die Lianen, ich fuhr schweißnaß auf und sah mich im dunklen Zimmer um. Draußen heulte der Sturm. Durch das etwas geöffnete Fenster aber drang ein unverkennbarer Hauch; ich schwankte einen Augenblick, ob ich mein warmes Bett verlassen sollte, dann siegte die Neugier. Ich tappte ans Fenster, zog ganz leise ein wenig die Jalousie hoch — tatsächlich: Schnee! Der Sturm peitschte ihn in Schnüren durch den Lichtschein der Laterne, die vor dem Haus hing. Sie schwankte hin und her und beleuchtete so nach allen Seiten hin das Milliardengestöber, das auf die Stadt hinuntergefegt wurde. Ich stand und starrte, bis ich niesen mußte. Am nächsten ‘Morgen war alles weiß! Es war sogar tief unter Null, so daß der Schnee liegenblieb. Und noch immer schneite es leicht. Der weiße Schaum war so tief, daß die Hecken in unserem Garten nur noch mit ihren Spitzen herausschauten. Mindestens dreißig Zentimeter waren in der Nacht gefallen.
    Selten hatte ich mich so schnell rasiert, gewaschen und angezogen wie an diesem Morgen. Dreißig Jahre meines Lebens waren plötzlich weg. Als Erwachsener wieder Junge zu sein — es gibt nichts Schöneres! Da galt es vor allen Dingen, Puck mit diesem weißen Stoff bekannt zu machen, den er in seinem England vielleicht noch nicht erlebt hatte. Dann war da das mindestens so interessante Problem, Boxi aus der Garage herauszubekommen und überhaupt über die Straße zu bewegen. Vor allen Dingen aber konnte man, wenn man sich unbeobachtet glaubte, ein paar Schneebälle werfen. Man stelle sich vor — Schneebälle!
    »Ich werde Puck in der Stadt ein Mäntelchen besorgen«, sagte die Gefährtin, »das Tier erkältet sich sonst, wenn es schlafwarm in den Schnee kommt, und du weißt doch, die Nieren sind bei ihm besonders empfindlich.«
    »Quatsch! So ein Rowdy wie Puck braucht kein Mäntelchen!« Und damit war ich draußen und hörte von der folgenden Erwiderung nur noch ein Geräusch. Puck sprang in der Diele an mir hoch. Dann blieb er an dem Schränkchen stehen, in dem seine Tennisbälle lagen; ich nahm einen Ball heraus: »So — nun los!«
    Die Treppe hinunter, die Haustür auf, eine aufgeschichtete Schneemauer — draußen. Es stob herein. Puck scheute einen Moment zurück. Seine braunen Haselnußaugen schauten fragend zu mir auf. Dann roch er an dem ungewohnten Element, weiß Gott, er kannte es noch nicht! Und nun war er mit einem gewaltigen Satz draußen und mittendrin. Er raste, er tobte, er feierte Schnee. Wie ein kleiner Schneepflug warf er ihn vor seiner Brust auf. Er biß hinein, er wälzte sich auf dem Rücken, spuckte und krächzte und stand da, mit einer schneeweißen Maske vor dem Gesicht, hinter der sein sonst so weißes Fell plötzlich schmutzig erschien. Dann stampften wir beide um die Ecke an die Garage. Hausmeister Meier war schon dabei, den Schnee zu schaufeln. Neben sich hatte er eine Karre mit Asche stehen. Er hatte sich einen kleinen Hohlweg von seiner Wohnung bis zur Garageneinfahrt geschaufelt und mit der Asche bestreut. Es sah häßlich aus und schändete den Schnee, fand ich. Dann blickte ich in den Himmel. Tausendfaches Gestiebe kam noch immer von oben, obwohl nur ganz leichte Wolkenschleier über den blaßblauen Himmel zogen und die Sonne schon ab und zu schüchtern hindurchblinzelte. Dann wollte ich durch die Einfahrt an das Garagentor, rutschte aus und machte eine erstklassige Abfahrt auf meiner Sitzfläche. Puck stand oben mit dem schneeverklebten Ball in der Schnauze und ließ ihn zu mir hinunterrollen. Ich richtete mich auf, stieß mit dem Fuß den Ball, er fing ihn auf, ließ ihn wieder zu mir hinunterrollen.
    »Der spielt ja richtig Fußball mit Ihnen!« sagte Meier.
    »Ja, tatsächlich! Mal sehen, ob ich ein Tor schießen kann!« Es war verdammt schwer, ein Tor zu erreichen, er fing die unwahrscheinlichsten Bälle. Einmal schlug ich den Ball an die Seitenwand. Er kam gar nicht erst bis nach oben, kehrte schon zwei Meter vor Puck wieder um. Der stürzte ihm nach, kam genau wie ich ins Rutschen und segelte nun höchst komisch auf seinem Hinterteil bis vor meine Füße. Ach, war das alles ein Spaß! Wir knobelten uns Spielregeln aus. In der ersten Runde wurde ich eins zu vier von Puck geschlagen, die zweite blieb unentschieden, die dritte Runde gewann ich, und gerade, als wir in der vierten, der Entscheidungsrunde, waren, erschien oben Frauchen.
    »Was macht ihr denn hier, es ist doch höchste

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