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Puck

Puck

Titel: Puck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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aber ich würde es wahrscheinlich genauso machen.«
    Also meldete ich mich bei meinem Verlag ab, bekam noch einen kräftigen Vorschuß, hob alles Bargeld ab, half dem Frauchen, so gut es ging, beim Packen. Einen Teil des Gepäcks gaben wir auf in der vagen Hoffnung, daß es nicht irgendwo verbrennen würde. Das Frauchen nahm zwei Koffer, ich das Radio und Puckchen. An der Haltestelle der Straßenbahn, im Halbdunkel eines grimmigen Wintermorgens, blickten wir noch einmal zurück. Da lag das Haus, noch immer unversehrt zwischen den Ruinen, die wie hohe Zäune aussahen. Das Frauchen wischte sich mit dem Ärmel die Augen: »Werden wir es je wiedersehen?«
    In diesem Moment wurde alles in mir lebendig: die alten Schränke, der Schreibtisch mit den Löwenfüßen und dem Fries aus tanzenden Bauern, Boxi in seiner einsamen Garage. »Viel wichtiger«, sagte ich rauh, »ist, daß wir in ein Abteil ‘reinkommen. Wir müssen uns angewöhnen, von Tag zu Tag zu leben, später vielleicht von Stunde zu Stunde. Da kommt die Bahn!«
    Die Plattform war voll, aber wir zwängten uns mit Gewalt hinauf. Ich hörte die Gefährtin plädieren, mir doch Platz zu machen, ich sei schwer krank. »Man kann doch innen noch zusammenrücken, ich habe es von außen gesehen!«
    Daraufhin nahm ihr jemand das Gepäck ab. Auch mir. Ich erklomm mit letzter Kraft die Trittbretter. Der kalte Schweiß stand mir auf der Stirn, und ich war wütend über meinen klapprigen Zustand.
    »Aber die Töle!« sagte einer.
    Ich drückte Puck an mich: »Hunde sind oft besser als Menschen.«
    »Det stimmt!« sagte eine tiefe Stimme unter zustimmendem Gemurmel. »Jeb’n Se mir mal den Kleenen, bis det Se richtich steh’n.« Puck siedelte auf einen fremden Arm über. Er war ganz still und behielt mich angstvoll im Auge. Als der Schaffner abklingelte und der überfüllte Wagen anfuhr, hätte ich schwören mögen, daß seine großen Augen zu unserem Heim zurückgingen, zum Haus, zu den Resten der Laubenkolonie und zum Tennisplatz, als ahne er, daß wir das alles nie wiedersehen würden.
    Am Bahnhof hatten wir insofern Glück, als gerade ein Zug weg war und ein neuer einfuhr.
    Trotzdem waren es schon wieder Hunderte, die an der Sperre standen. Die meisten waren mit dem vorigen Zug nicht mehr mitgekommen. Immer neue Menschen strömten hinzu. Der Bahnhof hatte kein Dach und keine Türen mehr. Wir hockten zitternd unter freiem Himmel auf unseren Gepäckstücken, Puck dicht an mich gedrängt. Nicht einmal das Bein hatte er gehoben, er hechelte nur. Da sah ich, wie vorn an der Sperre jemand eigenmächtig die Kette zum Perron löste. Die Wannen der Knipser waren noch leer. Ein paar Uniformierte und Eisenbahner kamen herangeeilt, wurden aber im nächsten Moment von der durch die Sperre stürmenden Menge zur Seite geschleudert. Überall hakte man jetzt die Ketten los.
    »Schnell!« schrie ich. »Ich bleibe hinter dir!«
    Die Gefährtin nahm die beiden Koffer, ich wieder das Radio und Puck. Die Menge um uns schrie, drückte, boxte, man riß uns manchmal fast die Füße unter dem Leib weg. »Ganz nach vom!« schrie ich der Gefährtin zu.
    Als wir uns durch die Sperre zwängten, sah ich einen stiernackigen Kerl, der das Frauchen so zur Seite schubste, daß es in die Knie sank. Im nächsten Moment würde sie zertrampelt sein! Mit einer Kraft, die ich aus irgendwelchen letzten Reserven schöpfte, schwang ich das Radio hoch und ließ es dem Stiernackigen ins Genick sausen. Jetzt lag er in den Knien. Ich stellte für eine Sekunde das Radio ab, riß das Frauchen hoch, packte das Radio wieder, dabei entglitt mit Puck. »Bleib hier!« schrie ich verzweifelt. Er tat es, und zwar so sehr, daß ich mehrfach über ihn zu fallen drohte, als wir jetzt den Zug entlangstürmten. »Hier!« rief die Gefährtin plötzlich und riß eine Tür auf. Das Abteil war erst halb voll. Wir konnten sogar noch das Gepäck im Netz unterbringen und eine Sitzecke für mich ergattern. Puck nahm ich auf den Schoß. Er zitterte und begann immer mehr zu zittern, als sich nach uns die Leute in das Abteil drängten, eine in sich verkeilte und miteinander kämpfende Sturzflut menschlicher Leiber. In ihrer Mitte wurde ein riesiger schwarzer Wolfshund mit gelben Augen hereingeschwemmt. Er knurrte dumpf und böse, als er getreten wurde. Die Leute, die im Gang standen, wichen aus, so gut sie konnten, aber sie schimpften. Ein Weib mit Kneifer und spitzer Nase schlug vor, beide Hunde aus dem Fenster zu werfen. Angstvoll wartete

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