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Puck

Puck

Titel: Puck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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nahm ich seinen Kopf in die Hände und versuchte durch die Augen hindurch in seine Seele einzudringen, in diese Welt, in der es keinen Hitler und keinen Krieg gab und keine Sorgen um die Zukunft. Ich war froh, daß es diese andere Welt innerhalb unseres Lebens gab. Es tröstete mich.
    Nach vier Wochen war mein Gewicht auf hundertvier Pfund gesunken. Ich fühlte mich nach wie vor seltsam leicht, nur machte sich jetzt doch eine allgemeine Schwäche immer bemerkbarer. Schon nach wenigen Schritten war ich vor Anstrengung in Schweiß gebadet.
    Einmal stand ich auf, nahm mir das Puckchen und ging um die Ecke in die Garage, um Boxi zu besuchen. Ich öffnete das Vorhängeschloß seiner Box. Es funktionierte nur schwer, und ich beschloß, es zu ölen. Drinnen stand der Wagen ohne Reifen, auf seinen Klötzen. Er war dick verstaubt, aber sonst völlig unbeschädigt. Mühsam kletterte ich auf das Trittbrett und öffnete die Tür, setzte mich hinter das Steuer. Mit einem federnden Sprung war Puck an meiner Seite. Als er sah, daß sich nichts weiter rührte, krabbelte er auf meinen Schoß und sah von dort aus mit langem Hals über die mächtige Haube hinweg in die Stille der Sammelgarage. Aus dieser Stille stiegen glückliche Visionen vor mir auf: Nimes, Arles, Carcassonne, die Pyrenäen, Hendaye, bei Irun über die spanische Grenze nach San Sebastian. Dann das grüne Wasser des Walchensees, Userin, die Insel. Das alles war versunken — für immer, würde immer tiefer versinken.
    Puck drehte sich zu mir um, leckte mir das Kinn. Ich spürte seine heiße Zunge, den Atem, der aus unerfindlichen Gründen wieder nach Fisch roch
    Nach einer Weile des Träumens, die Jahre gedauert zu haben schien, kamen Schritte die schräge Garageneinfahrt herunter. Es war Frauchen. Sie blickte sich suchend um, bemerkte dann die offene Boxentür: »Was machst du denn hier um Gottes willen? Sag doch, wenn du weggehst, und wohin!« In ihren Augen offenbarte sich für einen Moment die Angst, die sie sonst vor mir verbarg. Sie streichelte die Haube des Wagens: »Ach, Boxi! Ob wir wohl jemals wieder mit dir fahren?«
    »Warum nicht? Noch kein Krieg hat ewig gedauert. Und wenn nicht — was Boxi uns gab, kann uns keiner mehr nehmen.«
    »Ich setz mich mal neben dich.« Sie tat es, und Puck siedelte sofort von meinen spindeldürren Schenkeln auf den bequemeren Sitz ihres Schoßes über, rückte dort ungeduldig auf dem Hinterteil hin und her: Von mir aus kann’s losgehen!
    Ich drückte auf die Hupe. Sie blieb stumm. Richtig, man hatte ja auch die Batterie ausgebaut.
    »Na, Hauptsache«, sagte die Gefährtin, »man hat ihn uns gelassen. Ist er der einzige hier unten?«
    »Ich glaube, ja — der letzte.«
    »Man sollte ihn ab und zu abstauben.«
    »Kann man tun — obwohl’s ja nicht viel Zweck hat.«
    »Es ist kühl hier unten, findest du nicht?«
    »Ja jetzt, wo du’s sagst...«
    »Dann laß uns gehen. Du darfst dich auf keinen Fall erkälten, hat Wolfgang gesagt, jetzt, wo du so dünn bist.«
    Aber ich hatte mich wohl doch erkältet, am Abend hatte ich Fieber. In der Nacht stieg es schnell, meine Sinne verwirrten sich. Auf dem Weg ins Bad wurde ich ohnmächtig. Sanders war erst am Morgen zu erreichen. In der Fieberglut verdämmerte mein Bewußtsein. Die Stiche beim Atmen schienen einen anderen zu quälen. Es war ein anderer, der die dringende Stimme der Gefährtin am Telefon hörte. Was war denn das neben meinem Bett — ach, mein Puckchen. Er saß dort mit hängenden Ohren, und plötzlich hob er die Struppelschnute und stieß ein langes, seltsames Wolfsgeheul aus. Wann hatte ich das zum letztenmal gehört? Ach ja, im Wald, als wir einen Jungen trafen, der dort ganz allein für sich auf der Trompete übte’. Dazu stimmte Puck dieses Wolfsgeheul an. Die Trompete schien irgendwelche Urerinnerungen in ihm zu wecken.
    Dann war plötzlich Wolfgang am Fußende meiner Couch. Er sah mich kaum an, blickte wie fasziniert auf den heulenden Hund, drehte sich sofort um, stürzte zum Telefon.
    »Gott sei Dank, es hat geklappt«, sagte er, als er zurückkam. »Ich habe Professor von Bergmann selbst bekommen, er hat ein Zimmer für den Hannes frei gemacht. Der Krankenwagen ist schon unterwegs.«
    Er beugte sich zu Puckchen nieder: »Du mußt jetzt mal weg, kleiner Kerl, damit ich dein Herrchen ein bißchen anziehen kann.« Puck aber zeigte ihm die Zähne. Er zitterte dabei, aber er fletschte den geliebten Onkel trotzdem an.
    »Nimm ihn mit und sperr ihn ins Bad«, sagte

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