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Puck

Puck

Titel: Puck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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Puck. Der genoß ahnungslos die Natur.
    Er hatte einen Tannenzweig entdeckt, der in einem Schneehaufen festgefroren war, und zerrte daran, als hinge sein Leben davon ab. Bald aber vergaß ich das, weil ich äußerste Mühe hatte, mich auf den Beinen zu halten.
    »Jed’s Johr«, sagte der Alois über die Schulter,» reißt der Boch den Weg weg. Früher hot ‘n der Professor immer nei machn laßn, auf sei Kostn, aber jetzt hot sie’s nimmer so dick, das Geld, d’Professorin, wissen’S?«
    Ich machte eine weitere Notiz auf dem Minus-Konto: Hat was gegen Hunde — und kein Geld. Konnte ja nett werden.
    Frau Professor Ulitz empfing uns in einem großen, dunklen Zimmer mit zwei halbvollendeten großen Statuen und dem steinernen Hund. Sie war ziemlich groß, trug die ergrauten Haare hochgekämmt, was ihr ein strenges Aussehen verlieh, und hatte eine Brille mit schmalem Goldrand auf der Nase, durch die sie Puck mißbilligend betrachtete. Kaum daß sie uns zum Sitzen einlud. Der Alois stand unsicher in der Gegend herum. Puck begrüßte die alte Dame mit kurzem Schwänzeln, nieste ein paar Tannennadeln auf den Teppich, entdeckte dann den Boxer, sträubte die Haare und näherte sich ihm knurrend. Dann roch er an ihm, sah sich fragend nach mir um, beschnupperte ihn abermals, leckte das massige Gesicht und legte ihm schließlich die Pfote auf den Kopf.
    Auf dem blassen Frauengesicht mit der Brille war der schwache Widerschein eines Lächelns: »Das ist aber ein lieber kleiner Kerl!« sagte sie mit tiefer Stimme, ging an eine hohe Glasdose, holte einen Keks mit bunten Zuckerkörnern heraus und hielt ihn Puck hin. Der nahm ihn ihr vorsichtig ab, erbiß ihn, leckte auch die Krümel auf und reichte ihr dann die höflich gebogene Pfote. Sie bückte sich und nahm sie: »Wie heißt er denn?«
    »Puck.«
    »Wollen Sie sich nicht setzen?«
    Nie hatte ich mich mit größerer Begeisterung gesetzt. Wir bestellten Grüße von Professor von Bergmann, die alte Dame holte Vermouth für uns und Alois.
    »Haben Sie noch Gepäck?« fragte sie dann.
    »Es liegt an der Bahn«, sagte die Gefährtin. »Es ist sogar mit unserem Zug gekommen. Ein wahres Wunder.« Dann schilderte sie unsere Fahrt, meine Krankheit und die Berliner Luftangriffe. Der Alois nahm die Halblange mit dem Porzellankopf aus den Zähnen und hörte mit offenem Mund zu. Er erwachte erst wieder, als die Professorin zu ihm sagte: »Hier hast du den Gepäckschein. Nimm den Hörnerschlitten aus dem Schuppen und binde den gemieteten hinten an.« Sie sah ihm mit einem gütigen Lächeln nach, als er ging. »Ein Glück, daß sie ihn noch nicht geholt haben.«
    »Wie hat er das fertiggebracht?« fragte ich.
    »Ich kenne den General von unserer Gebirgsjäger-Division. Er war ein Freund meines Mannes und hat seine Frau hier bei uns kennengelernt. Außerdem bekommt der Stabsarzt jedes Jahr vom Alois ein Schwein und der Feldwebel zu Weihnachten eine Gans. Unser alter Sanitätsrat Liebenthal hat beim Alois einen Meniskusschaden festgestellt und noch am Herzen einen Defekt, dem der Alois vor jeder Musterung mit einem Dutzend Zigarren und einem Dutzend Enzianschnäpsen nachhilft. Übrigens sind die Zigarren hier so schlecht, daß sie einem Ochsen einen Herzklappenfehler anzaubem können.«
    Sie betrachtete uns einen Augenblick über die Brille hinweg: »Bergmann hat mich informiert, daß wir politisch ungeniert miteinander reden können. Das wird eine Erholung für mich sein. Ich lebe seit fünfzig Jahren hier und kenne also die Leute ringsum von Kindesbeinen an. Trotzdem überlege ich mir oft genug, ob mein Herz nicht wieder mal mit mir durchgegangen ist. Es sind brave, anständige Menschen, die allermeisten von ihnen. Aber wie die Stecknadel im Heuhaufen gibt es immer wieder auch andere darunter, und wehe dem, der eine Stecknadel erwischt. Dazu kommt, daß es ja gar nicht derjenige sein muß, zu dem man gesprochen hat. Er braucht es nur weitererzählt zu haben... So, und nun will ich Ihnen Ihre Zimmer zeigen. Morgen besorge ich Ihnen die Aufenthaltserlaubnis und die Lebensmittelkarten. Für den Puck werden wir auch was finden.«
    Wir fanden genug für ihn — vorläufig. Die Zimmer hatten einen Erker mit Blick auf das Städtchen. Wir genossen die Freiheit von Alarmen und die grandiose Natur; langsam kamen meine Nerven wieder zur Ruhe, und die Spuren unserer Reise verwischten sich.
    Draußen nahm das ungeheuerliche Geschehen seinen Gang. Ganze Armeen von Soldaten fielen, unschuldige Zivilisten

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