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Pünktchen und Anton

Pünktchen und Anton

Titel: Pünktchen und Anton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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draußen«, meinte Klepperbein. »Wenn Sie mir noch zehn Mark dazugeben, sag ich's nicht weiter, was Sie gesehen haben. Sonst rede ich's nämlich 'rum, und dann steht's morgen in der Zeitung. Das wäre Ihnen sicher peinlich!«
    Jetzt riß Herrn Pogge die Geduld. Er gab dem Jungen eine Ohrfeige, daß es nur so knallte. Ein paar Passanten blieben stehen und wollten sich einmischen.
    Aber der Junge rannte so schnell davon, daß sie dachten, es würde wohl seine Richtigkeit gehabt haben.
    Gottfried Klepperbein lief, so schnell ihn die Füße trugen. Die Geschichte brachte ihm schrecklich viele Ohrfeigen ein. Das war nun schon die dritte, und er beschloß, sich mit den zehn Mark zufriedenzugeben.
    Zehn Mark und drei Ohrfeigen, er hatte vorläufig genug.
    Herr Pogge konnte es gar nicht mehr mit ansehen, wie sein Kind auf der Brücke im Regen stand. Sollte er hinüberlaufen und Pünktchen nach Hause bringen?
    Doch da hatte er einen Einfall, der ihm noch besser schien. Er winkte einem Taxi.
    »Fahren Sie so rasch wie möglich in die Oper Unter den Linden!« rief er, setzte sich in den Wagen und fuhr fort.
    Was hatte er vor?
    Anton machte schlechte Geschäfte. Erstens stand er wieder auf der faulen Seite, und zweitens regnete es.
    Wenn es regnete, hatten es die Menschen auf der Straße noch eiliger als sonst. Sie hatten dann gar keine Lust, sich hinzustellen und das Portemonnaie aus der Tasche zu ziehen. Er machte schlechte Geschäfte, aber er war guter Laune. Die Versöhnung mit seiner Mutter freute ihn so.
    Plötzlich zuckte er leicht zusammen. Das war doch der Bräutigam von Fräulein Andacht, das war doch Robert der Teufel? Der Mann spazierte in einem 1Regenmantel und mit einer schief ins Gesicht gezogenen Mütze an dem Jungen vorbei, ohne ihn zu sehen. Anton klappte sein Köfferchen zu und folgte in gemessenem Abstand.
    Der Mann ging bis ans Ende der Brücke, dort überquerte er sie und ging langsam auf der anderen Brükkenseite wieder zurück. Anton sperrte die Augen auf.
    Gleich mußte der Mann bei Fräulein Andacht angelangt sein. Er schob sich ganz allmählich am Geländer hin. Jetzt gab der Kerl dem Kinderfräulein ein Zeichen, und sie erschrak. Pünktchen merkte nichts. Sie knickste und klagte und wollte den Vorübergehenden partout Streichhölzer verkaufen.
    Anton preßte sich, ein paar Meter von den dreien entfernt, dicht ans Geländer und beobachtete, was jetzt geschah. Der Mann gab Fräulein Andacht einen Rippenstoß, sie schüttelte den Kopf, da packte er ihren Arm, griff in die Tasche, die an dem Arm hing, wühlte darin und zog etwas Glänzendes heraus. Anton blickte ganz scharf hin: Es waren Schlüssel.
    Schlüssel? Wozu holte sich der Kerl von Fräulein Andacht Schlüssel?
    Er drehte sich um, Anton beugte sich über das Brückengeländer, um nicht aufzufallen, und spuckte in die Spree. Der Mann ging vorüber, und jetzt hatte er es auf einmal sehr eilig. Er lief den Schiffbauerdamm hinunter.
    Anton überlegte nicht lange. Er rannte ins erste beste 1Restaurant, ließ sich das Telefonbuch geben und suchte unter P.
    Dann holte er einen Groschen aus der Tasche und stürzte in die Telefonzelle.

    Die zwölfte Nachdenkerei handelt: VON DEN SCHWEINEHUNDEN

    Gottfried Klepperbein ist ein Schweinehund. Vertreter dieser menschlichen Tiergattung kommen auch schon unter Kindern vor. Das ist besonders schmerzlich. Anzeichen dafür, daß jemand ein Schweinehund ist, gibt es eine ganze Reihe. Wenn jemand faul und zugleich schadenfroh, heimtückisch und gefräßig, geldgierig und verlogen ist, dann kann man zehn gegen eins wetten, daß es sich um einen Schweinehund handelt.
    Aus einem solchen Schweinehund einen anständigen Menschen zu machen, ist wohl die schwerste Aufgabe, die sich ausdenken läßt. Wasser in ein Sieb schütten, ist eine Kinderei dagegen. Woran mag das liegen?
    Wenn man jemandem beschreibt, wie schön und wie wohltuend es ist, anständig zu sein, müßte er sich doch darum reißen, anständig zu werden, nein?
    Es gibt Fernrohre, die man auseinanderziehen kann.
    Kennt ihr die? Sie sehen hübsch klein aus, und man kann sie bequem in die Tasche stecken. Dann kann man sie aber auch auseinanderziehen, und dann sind sie länger als einen halben Meter. So ähnlich, scheint mir, ist es mit den Schweinehunden. Und vielleicht mit den Menschen überhaupt. Sie sind als Kinder schon genau dasselbe, was sie später werden. Wie die auseinanderziehbaren Fernrohre. Sie wachsen nur, sie ändern sich nicht. Was nicht im

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