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Pünktchen und Anton

Pünktchen und Anton

Titel: Pünktchen und Anton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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gerade Windbeutel streng verboten hatte. Dann spielten sie zu dritt Versteck, damit Pünktchens Vater magerer würde. Denn er bekam einen Bauch. Anton wollte nachher nach Hause, aber der Direktor meinte, er würde Antons Mutter schon benachrichtigen.
    »Hat Herr Bremser wieder mal geschimpft?« fragte Pünktchen.
    »Nein«, sagte Anton. »Er ist neuerdings sehr nett zu mir, und ich soll ihn mal zum Kaffee besuchen.«
    »Na, siehst du«, meinte Pünktchen ganz ruhig.
    Unterm Tisch kniff sie sich aber vor lauter Zufriedenheit in die Waden.
    Zum Mittagessen kamen sie denn auch richtig zu spät. Frau Pogge war tief gekränkt. Aber die anderen drei waren so vergnügt, daß sie es gar nicht bemerkten.
    Da kränkte sich Frau Pogge noch mehr, und sie konnte überhaupt nichts essen, sonst wäre sie zerplatzt.
    »Wo mag jetzt Fräulein Andacht stecken?« fragte Anton, denn er hatte ein gutes Herz. Frau Pogge hatte für solche Fragen kein Verständnis. Sie murmelte nur: »Wo kriegen wir jetzt ein zuverlässiges Kinderfräulein her?«
    Herr Pogge hatte eine kleine Erleuchtung. Er nahm Pünktchen beiseite, flüsterte mit ihr und sagte dann: »Ich komme gleich wieder.« Dann war er verschwunden.
    Die anderen aßen, ohne viel zu sprechen, zu Ende.
    Hinterher liefen die beiden Kinder in Pünktchens Zimmer, wo Piefke sie bereits sehnlichst erwartete.
    Anton mußte sich auf einen Stuhl setzen. Die anderen spielten ihm das Märchen vom Rotkäppchen vor.
    Piefke konnte seine Rolle schon sehr gut. Aber auch diesmal wollte er Pünktchen nicht fressen. »Vielleicht lernt er es, wenn er ein paar Jahre älter geworden ist«, sagte das Mädchen. Anton meinte, die Aufführung sei trotzdem ausgezeichnet gewesen. Er klatschte wie im Theater. Pünktchen verbeugte sich und warf Kußhände, Piefke bellte, bis er ein Stück Zucker bekam.
    »Und was spielen wir jetzt?« fragte Pünktchen.
    »Ich könnte ja heute mal: der bucklige Schneider und sein Sohn sein. Oder spielen wir Mutter und Kind, und Piefke ist das Baby? Nein, wir spielen Einbrecher!
    Du bist Robert der Teufel, ich bin die dicke Berta, und wenn du durch die Tür kommst, haue ich dir mit der Keule über den Kopf.«
    »Und wer spielt die drei Polizisten?« fragte er.
    »Ich bin Berta und die drei Polizisten«, erklärte sie.
    »Du kannst doch nicht mit dir selber tanzen«, wandte Anton ein. Das war also wieder nichts. »Ich weiß etwas«, sagte er. »Wir spielen die Entdeckung Amerikas. Ich bin Kolumbus.«
    »Gut«, rief Pünktchen. »Ich bin Amerika, und Piefke ist das Ei.«
    »Was ist er?«
    »Das Ei«, meinte sie. »Das Ei des Kolumbus.« Das kannte er nicht, es war in der Schule noch nicht dran gewesen.
    »Jetzt hab ich's!« rief er. »Wir spielen: Im Faltboot über den Ozean.« Sie räumten den Tisch ab und stürzten ihn um, daß die Beine nach oben ragten. Das war das Boot. Und während Anton aus der Tischdecke ein Segel machte, ging Pünktchen in die Speisekammer und holte Schiffsvorräte: einen Topf mit Marmelade, die Butterdose, mehrere Messer und Gabeln, zwei Pfund Kartoffeln, eine Schüssel Birnenkompott und eine halbe Schlackwurst. »Schlackwurst ist gut«, sagte sie. »Schlackwurst hält sich monatelang.« Sie packten die Vorräte ins Boot, und dann war gerade noch Platz für die Kinder und den Hund. Neben dem Tisch stand eine Waschschüssel mit Wasser. Darin planschte Pünktchen, während sie über den Ozean fuhren, und sagte: »Das Meer ist furchtbar kalt.« Anton stieg mitten auf dem Ozean aus, holte Salz und streute es in die Waschschüssel. »Meerwasser muß salzig sein«, behauptete er.
    Dann kam eine Windstille. Die dauerte drei Wochen.
    Anton ruderte zwar mit Spazierstöcken, aber man kam kaum vom Fleck. Pünktchen und er und Piefke aßen die Schlackwurst auf, und Pünktchen jammerte: »Kapitän, die Vorräte gehen zu Ende!«
    »Wir müssen aushalten!« rief Anton. »Dort drüben liegt Rio de Janeiro«, und er zeigte aufs Bett.
    »Gott sei Dank«, sagte Pünktchen. »Sonst wäre ich verhungert.« Dabei war sie vom Mittagessen und von der Schlackwurst so satt, daß ihr ganz schlecht war.
    »Und jetzt kommt ein scheußlicher Sturm«, sagte Anton, stieg aus und wackelte an dem Tisch. »Hilfe!« schrie Pünktchen verzweifelt, »wir gehen unter!« Dann warfen sie die zwei Pfund Kartoffeln über Bord, um das Boot zu erleichtern. Aber Anton und der Sturm ließen nicht nach. Pünktchen hielt sich den Bauch und erklärte: »Ich werde seekrank.« Und Piefke fiel, weil haushohe

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