Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Puerta Oscura - 01 - Totenreise

Puerta Oscura - 01 - Totenreise

Titel: Puerta Oscura - 01 - Totenreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lozano Garbala
Vom Netzwerk:
unbehelligt das Tor und setzten ihren Fuß auf den Boden des Bösen. Ein merkwürdiges Gefühl breitete sich in Pascal aus und über seinen Rücken lief ein Schauer. Aufmerksam, Schritt vor Schritt, liefen sie weiter, und erst als sie ein gutes Stück von der Grenze entfernt waren, blieben sie stehen und betrachteten ihre Umgebung.
    Das Reich der Finsternis war noch dunkler als die Welt, die sie gerade verlassen hatten. Hinter ihnen lag eine weite Ebene und vor ihnen schien dies flache Land plötzlich abzubrechen.
    Sie wanderten weiter und gelangten schließlich auf einen Weg, der an einer Steilküste entlangführte. Unter ihnen wogte ein Meer aus Dunkelheit, das die Felswände geradezu verschluckte. Wenn man es wagte, hinabzublicken, und das Schwindelgefühl verschwand, konnte man den Eindruck gewinnen, dass die Felsen schwebten.
    Trotz der allseits spürbaren bedrückenden Atmosphäre von Bösartigkeit und Gefahr bewunderte Pascal die raue Schönheit dieser Landschaft. Es war paradox: Die Dunkelheit, die darüber lag, war so rein, dass sie zu schimmern schien, als würde sie aus sich selbst heraus von einem blassen Licht erhellt.
    Ein Licht, das für sie sehr nützlich war. Sie durften nicht vergessen, dass es in dieser Welt von Ghulen und anderen nicht minder grausamen Wesen nur so wimmelte. Sie befanden sich im Reich des ewigen Schmerzes, der Wut und des Hasses. Und der hungrigen Seelen.
    Außerdem war es kalt, wie die Atemwolken aus Pascals Mund bestätigten. Dass sie bei Beatrice fehlten, erinnerte ihn wieder einmal daran, dass sie kein lebendes Wesen war wie er …
    Pascal dachte an Michelle. Wo hier wurde sie versteckt? Vielleicht befand sie sich sogar in ihrer Nähe und litt unsagbare Ängste, weil sie nichts von seinem Kommen wusste?
    Wie schlimm musste es ihr ergehen, in ihrer völligen Hilflosigkeit, dem Gefühl des Ausgeliefertseins und der Angst.
    Sie mussten sie so schnell wie möglich befreien.
    Schweigend liefen sie eine Weile, wobei Pascal von ihrem Weg aus immer wieder in die Tiefe neben ihnen blickte.
    »Schau mal, die Felswand«, sagte er schließlich zu Beatrice, um sich abzulenken. »Sieht aus wie ein Felsen, der vom Meerwasser ausgewaschen wurde. Die Dunkelheit bewirkt das Gleiche. Wie merkwürdig.«
    »So ungewöhnlich und merkwürdig ist es nicht«, antwortete sie. »Das Böse richtet nun einmal Schaden an. Es stellt alles und jedes auf die Probe und es schwächt, auf wen es sich richtet. Ohne dass man es merkt, ergreift es von einem Besitz. Genauso wie es diesem Felsen geschieht.«
    Pascal antwortete nicht sogleich. Er dachte über Beatrices Worte nach, während sie ihren Weg fortsetzten. »Dann ist es also nur eine Frage der Zeit?«, fragte er schließlich besorgt. »Das Böse gewinnt immer.«
    Beatrice widersprach augenblicklich: »Das sehe ich nicht so. Nein, es ist nicht unbedingt zwangsläufig. Es kommt immer darauf an, wie etwas beschaffen ist. Und«, setzte sie lächelnd hinzu, »ich denke, dass du, der Wanderer, und ich, die umherirrende Seele, gemeinsam die Kraft haben, zu widerstehen.«
    »Ich hoffe, du hast recht, und ich will es gerne glauben«, sagte Pascal, der eine Aufmunterung gut brauchen konnte …
    Wenig später verlief die Steilküste in einem weiten Bogen, doch sie bewegten sich weiterhin geradeaus und damit landeinwärts. Das Gebirge zeigte auch dort zahlreiche Schluchten von ungeheurer Tiefe, die sie umgingen, indem sie der Richtung, die ihnen der Stein anzeigte, folgten. Hin und wieder hörten sie einen Schrei aus der Ferne oder auch ein Geräusch in ihrer Nähe, und sie blieben stehen, um festzustellen, ob ihnen aus der Dunkelheit eine Gefahr drohte. Sie mussten aufpassen, auch wenn sie mit ihrem Kompass auf dem sichersten Weg waren.
    »Dort unten ist es viel gefährlicher«, flüsterte Beatrice ihm zu und zeigte auf einen schmalen Pfad, der kaum erkennbar zwischen den Felswänden entlangführte. »Doch es ist die Strecke, die von den Wesen des Bösen benutzt wird. Das hat mir zumindest De Polignac gesagt.«
    Pascal nickte und wollte sich lieber nicht vorstellen, wie Michelle über diesen Tausende von Metern tiefer liegenden Weg gezerrt wurde.
    »Beatrice …«, fragte Pascal mit leiser Stimme. »Wie bist du eigentlich gestorben? Wenn du nicht darüber sprechen willst, ziehe ich die Frage natürlich zurück …«
    Beatrice wandte sich zu ihm. Pascal hatte das Gefühl, dass von ihren großen klaren Augen, die sich von der dunklen Umgebung abhoben, ein Strahlen

Weitere Kostenlose Bücher