Puerta Oscura - 01 - Totenreise
paar Felsen. Pascal, der noch immer müde war, nickte sofort ein.
Beatrice wollte ihn nicht wecken, und sie konnten sich die Pause gönnen. Die Route, die sie gewählt hatten, verkürzte die Strecke. Sie betrachtete Pascals schmutziges Gesicht, seine geschlossenen Augen und dachte sehnsüchtig an die Zeiten, als sie selbst noch das Bedürfnis nach Schlaf verspürt hatte. Vorbei, vorbei … so wachte sie über seine von Albträumen geplagte Ruhepause. Es war noch ein gutes Stück bis zum nächsten Kreis der Hölle, ihrem nächsten Bereich, und Pascal würde seine ganze Kraft benötigen.
Endlich erwachte er, mit schmerzendem Körper. Die Flecken auf seiner Kleidung erinnerten an das Erlebnis im Sumpf.
»Mir tut alles weh.« Er richtete sich auf.
Beatrice saß kerzengerade da und lächelte.
»Genieße es. Schmerz ist ein tolles Gefühl, es bestätigt einem, dass man am Leben ist.«
Sie mit ihren seltsamen Kommentaren.
»Ihr spürt keine Schmerzen?«, fragte er und öffnete nun seinen Rucksack, um den aus seiner Welt mitgenommenen Proviant herauszunehmen.
»Nicht so.«
Pascal runzelte die Stirn, fragte aber nicht weiter. Wenn sie also »irgendwie« Schmerz spürte, hieß das, dass sie ebenfalls andere Empfindungen haben konnte. Nachdenklich biss er in ein belegtes Brot.
»Danke, dass du Wache gehalten hast, während ich geschlafen habe«, sagte er. »Ich war sofort weg.«
»Gern geschehen«, erwiderte Beatrice. »Dafür bin ich da, um dir zu helfen. Und du hast es gebraucht. Wir sind bald bei unserer nächsten Station, dem Zeitfelsen.«
»Dann lass uns weitergehen, Michelle darf nicht zu tief in das Reich der Finsternis geraten«, schlug Pascal ungeduldig vor und biss erneut in sein Brot.
Beatrice rief sich die Anweisungen des Grafen ins Gedächtnis und betrachtete dann eingehend den dunklen Himmel: »Langsam, wir müssen noch warten«, sagte sie. »Der Zugang dorthin, zum nächsten Kreis der Hölle, ist noch nicht offen.«
Und sie streckte sich neben ihm aus, wobei ihr langes Haar seinen Unterarm streifte. War das ein Zufall gewesen?
Beatrice lag mit geschlossenen Augen da und Pascal betrachtete ihre vollen Lippen, ihre zarten Gesichtszüge, das kurze T-Shirt, unter dem ein flacher Bauch hervorschaute, und ihre Brüste, die sich nicht hoben und senkten, da sie nicht atmete. Ihr Schicksal war es, zu warten.
***
»Ich weiß nicht, was ich noch sagen soll«, fügte der Schuldirektor hinzu und zuckte mit den Schultern. »Ich bin bestimmt der Erste, der möchte, dass Sie den Mörder fassen.«
»Das kann ich mir vorstellen«, bemerkte Marguerite, die ihm an seinem Schreibtisch gegenübersaß und Notizen machte.
»Wir haben wirklich großes Pech«, sinnierte der Direktor. »Innerhalb weniger Tage sind drei Menschen, die mit dieser Schule zu tun hatten, Verbrechen zum Opfer gefallen. So etwas hat es noch nie gegeben.«
Die Kommissarin schluckte. Auch für sie war dieser schreckliche Fall trotz der vielen Dienstjahre bei der Polizei höchst ungewöhnlich. Es passierten unerklärliche Dinge, und auch das Verhalten von ihrem Kollegen Marcel, dem diese Verbrechen ziemlich nahezugehen schienen, war zumindest merkwürdig. »Es war wie ein Wunder für uns, dass Monsieur Varney hier erschienen ist, so fiel zumindest der Unterricht nicht aus«, fuhr der Direktor fort.
Marguerites Interesse war geweckt.
»Varney? Der Name sagt mir nichts.«
»Er ist der Nachfolger von Delaveau. Dann hat man ihn also nicht befragt?«
Marguerite schüttelte den Kopf.
»Warum sagen Sie, sein Erscheinen sei ein Wunder?«
Der Begriff »Erscheinen« ließ sie an alle möglichen übernatürlichen Dinge denken. Der Fall würde sie noch in den Wahnsinn treiben.
»Die Stelle war noch nicht einmal ausgeschrieben«, erklärte der Direktor, »weil uns der Vorfall ziemlich mitgenommen hatte. Varney hat mir gesagt, er habe vom Vater eines Schülers davon erfahren, und kam dann hierher, um sich vorzustellen.«
»Das war ja nicht gerade taktvoll«, stellte Marguerite fest, die dringend eine neue Spur benötigte.
»Ganz so ist es nicht. Er selbst hat mir gestanden, dass es ihm ein wenig gefühllos vorkam, sich unter diesen Umständen um eine Stelle zu bewerben.«
»Das heißt nicht unbedingt etwas. Sie werden nicht erwarten, dass ein Anwärter auf den Job Ihnen seine Freude über den Tod von Delaveau mitteilt.«
»Nein, das nicht.«
»Und was wissen Sie über ihn?«
»Erlauben Sie, dass ich seine Akte hole.«
Der Direktor erhob sich, um
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