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Puerta Oscura - 01 - Totenreise

Puerta Oscura - 01 - Totenreise

Titel: Puerta Oscura - 01 - Totenreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lozano Garbala
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Zweifel; erschrocken stellte er fest, dass auf einmal die Schwerkraft aufgehoben war und der Raum um ihn her sich weitete. Dann begann er in dem Nichts, das ihn umgab, mit wachsender Geschwindigkeit zu rotieren. Sein Magen krampfte sich zusammen, ihm wurde schwindelig und er schrie laut auf. Wann würde dieser Irrsinn enden? An irgendeinem fernen Ort musste man seinen verzweifelten Schrei vernommen haben, denn so unverhofft, wie es angefangen hatte, hörte das heftige Drehen wieder auf. In seiner Angst und Panik drängte sich die Prophezeiung von Daphne in sein Bewusstsein. Vielleicht war er soeben gestorben, ohne nur das Geringste davon bemerkt zu haben. Aus Angst, das Drehen und Schaukeln würde wieder anfangen, blieb er eine Weile reglos liegen. Er tastete nach seinem Handy und zog es vorsichtig aus der Hosentasche. Er musste Hilfe rufen. Doch das Display verriet ihm: Er war in einem Funkloch.

4
    DIE PARTY WAR in vollem Gang. In den beiden Salons drängten sich verkleidete Gestalten und tanzten in Grüppchen – zu Gothic-Rock natürlich. Auf den Sofas saßen mehrere knutschende Paare, die versuchten, dabei ihre dämonische Aufmachung nicht zu zerstören, die sie später ja noch vorführen sollten.
    Der Gastgeber vermied elektrisches Licht, stattdessen waren mehrere große Kerzenständer aufgestellt, um eine Beleuchtung wie im neunzehnten Jahrhundert zu schaffen; perfekt zur Totenfeier um Mitternacht.
    »Pascal lässt sich ganz schön Zeit.« Mit einem Blick auf sein Handy stellte Dominique fest, dass er ihnen auch keine Nachricht geschickt hatte. »Bei dem Tempo, das er vorlegt, wird ihm auch die Kostümschau entgehen.«
    Michelle neben ihm seufzte. Sie wiegte sich, ein Glas in der Hand, im Rhythmus eines düsteren Songs in den Hüften. Im dämmrigen Licht konnte man Jules’ Gummimonster ausmachen, die sehr lebendig aussahen.
    »Du kennst ihn doch, es ist ihm bestimmt peinlich, in irgendwelchen alten, ihm vielleicht viel zu großen Klamotten herumzulaufen. Warum ist er nicht einfach mal locker und macht sich einen Spaß daraus?«
    Dominique sah das genauso.
    »Ja, manchmal ist er einfach zu schüchtern.«
    Die beiden wussten, dass Pascals Problem im Grunde nicht seine Schüchternheit war; dahinter steckte tiefe Unsicherheit. Ihm fehlte es an Selbstvertrauen.
    »Langsam, Kumpel«, wandte sie ein. »Dein Extrem ist noch schlimmer. Du bist zu …«
    »… genusssüchtig? Ist das ein Problem? Genuss ist wichtig. Carpe diem heißt ein alter Spruch. Man muss das Leben genießen. Zeit zum Ausruhen hat man, wenn man tot ist.«
    Michelle wiegte sich weiter in dem dunklen Sound der Musik. Sie war bereit, Dominiques Spiel ein Stück weit mitzuspielen: Er dachte eigentlich nicht so, jedenfalls nicht so radikal.
    »Es gibt noch etwas anderes im Leben als Genuss, Dominique«, sagte sie. »Du kannst nicht alles diesem einen Ziel unterordnen. Das kann nicht gut gehen.«
    »Schon möglich.«
    »Pascal fehlt es lediglich ein bisschen an Initiative.« Sie lächelte ironisch. »Dir fehlt eine Menge mehr. Also reiß dich zusammen.«
    »Wie tiefgründig ihr Gruftis doch seid!«, sagte er und tat, als wollte er ihr den Rock hochheben, was sie mit einem Schritt zurück quittierte. »Dieses unvollkommene Wesen schlägt dir vor, Pascal suchen zu gehen.«
    Michelle nickte. »Ja, los. Mal sehen, ob wir ihn rechtzeitig zur Kostümschau finden.«
    »Und hör auf, so provozierend zu tanzen!«
    Erneut lächelte sie.
    »Dich macht doch alles an, was sich bewegt und atmet.«
    ***
    Dunkelheit. Die Minuten verstrichen, und es herrschte völlige Stille. Alles tat ihm weh, das Herz klopfte laut und der Angstschweiß rann ihm in die Augen. Doch er versuchte, sich zu beruhigen. Das Problem war nun, herauszufinden – merkwürdigerweise schien ein Teil der alten Kleidung verschwunden –, welche der Truhenseiten, die er abtastete, der Deckel war. Er hatte keine Ahnung, und ohne das zu wissen, konnte er sich nicht aus dieser rätselhaften Falle befreien. Es ärgerte ihn, dass er nicht einmal ein Feuerzeug hatte, und er begnügte sich mit dem Schimmer des Handydisplays. Zumindest bekam er noch genug Luft, obwohl er ein ungutes Gefühl hatte. Es war, als wäre er lebendig begraben.
    War er das tatsächlich? Befand er sich, ohne es zu wissen, in der Erde, gefangen in einem großen rechteckigen Kasten, der zu seinem Sarg geworden war? Er geriet in Panik. Voller Schrecken erinnerte er sich an einen bekannten Dokumentarfilm, der Bilder von der Exhumierung

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