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Puerta Oscura - 01 - Totenreise

Puerta Oscura - 01 - Totenreise

Titel: Puerta Oscura - 01 - Totenreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lozano Garbala
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eines Mannes zeigte, der aus Versehen lebendig begraben worden war. Das Holz im Innern des Sarges war überall zerkratzt und der Leichnam hatte Mund und Augen zu einem furchtbaren Schrei aufgerissen, den niemand hatte hören können. Aber das Schlimmste war, dass die Fingernägel des Toten völlig zersplittert und blutverkrustet waren, genauso wie die offenen Fingerknöchel. Das Opfer hatte während seines Todeskampfes vergeblich versucht, sich zu befreien … Würde er, Pascal, auch so enden?
    Es kostete ihn Mühe, sich vorzustellen, dass er sich noch immer bei Jules Marceaux befand. Er musste sich zwingen, an etwas Bestimmtes zu denken, musste sich ablenken, etwas tun; er beruhigte sich allmählich; ihm fiel wieder ein, dass er suchen musste, auf welcher Seite der Deckel der Truhe war, wenn er sich aus diesem Gefängnis befreien wollte. Im Schimmer des Handy tastete er die erste Längsseite ab und achtete auf jedes Detail. Nichts. Er tastete die zweite Längsseite ab – mit dem gleichen Ergebnis. Als er sich auf Knien vorwärtsbewegte, zu einer der Seiten, passierte erneut etwas Seltsames: Er fand sie nicht. So einfach und so absurd. Wo eigentlich die hölzerne Wand sein sollte, griffen seine Hände ins Leere. Auch im Lichtschein seines Handys war nichts auszumachen. Unmöglich, so groß war die Truhe nun auch nicht. Wieder strich er über die Begrenzungen links und rechts von ihm, kein Zweifel, sie waren noch da, wo sie sein sollten. Dann streckte er vorsichtig ein Bein aus in Richtung der Wand, die er suchte. Wieder nichts. Sie fehlte unbegreiflicherweise.
    Aber warum sah er dann nur Dunkelheit? »Hallo, ist hier jemand?«, rief er laut, und verzögert kam das Echo seiner Stimme zurück und verhallte. Es bestand kein Zweifel, es gab eine Öffnung, eine Truhenwand war verschwunden und an ihrer Stelle tat sich ein langer Tunnel auf. Unbegreiflich, aber wahr. Es hatte keinen Sinn zu warten, nichts war schlimmer als seine derzeitige Situation, also ließ Pascal sich auf alle viere nieder und kroch den Gang entlang. Es war völlig still. Wohin dieser dunkle Stollen wohl führte?
    Es war zehn nach zwölf. Würden seine Freunde ihn suchen, oder würden sie davon ausgehen, dass er sich weigerte, verkleidet auf der Party zu erscheinen? Wieder rief er, erhielt jedoch keine Antwort.
    Der Tunnel gewann an Höhe, und nach ein paar Dutzend Metern konnte Pascal bereits gebückt gehen. Er tastete die Wände entlang und bemerkte, sie waren in eine Wölbung übergegangen; es fühlte sich an, als wäre er in einer riesigen Röhre. Plötzlich hörte er ein Geräusch vor sich. Erschrocken hielt er an, versuchte, das Dunkel zu durchdringen – und erblickte zwei glänzend gelbe Augen mit schmalen, fast katzenhaften Pupillen, die ihn aus einiger Entfernung betrachteten. Er blieb auf seiner Stelle wie festgewachsen, und seine Anspannung verwandelte sich erneut in Panik. Er war nicht allein. Ein modriger Geruch drang zu ihm, der ihm Übelkeit verursachte. Dieser Blick, der sich inmitten der Finsternis auf ihn gerichtet hatte, verströmte etwas Böses.

5
    BEVOR SIE PASCAL suchen gingen, trat ein Mädchen zu ihnen, das sich als Selbstmörderin verkleidet hatte. Sie trug ein fast durchsichtiges Nachthemd und um den Hals eine Schlinge aus einem dicken Strick. Ihre vollen Lippen, die sie schwarz geschminkt hatte, hoben das Weiß ihrer Zähne hervor, wenn sie lächelte.
    »Hallo, Michelle.«
    »Hallo, Melanie. Wie geht’s?«
    »Super, diese Party ist der Wahnsinn. Hast du Raouls Verkleidung gesehen?«
    Dominique zögerte nicht lange damit, die Aufmerksamkeit dieser ersten Beute mit ihrem wilden Haar und der rundlichen Figur, die unter dem Hemd zu erkennen war, auf sich zu lenken: »Michelle, willst du mich nicht vorstellen?«
    Genervt verdrehte sie die Augen.
    »Das wollte ich gerade tun, sei bloß nicht so aufdringlich. Melanie, darf ich dir Dominique vorstellen, ein Freund von mir.«
    »E nchant é, Melanie«, sagte er übertrieben höflich.
    Sie küssten sich auf die Wangen.
    »Der Rollstuhl ist stark.« Die Selbstmörderin zeigte darauf. »Wir kennen uns nicht, oder?«
    »Nein, aber das lässt sich ändern.« Dominique ließ das Gelächter über sich ergehen und verschwieg, dass der Rollstuhl nicht zu seiner Kostümierung gehörte. »Wir haben die ganze Nacht dazu.«
    »Dominique gehört nicht zu unserer Clique«, beeilte sich Michelle zu erklären, »deshalb kennst du ihn nicht, Melanie, und gruselige Sachen interessieren ihn

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