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Puerta Oscura - 01 - Totenreise

Puerta Oscura - 01 - Totenreise

Titel: Puerta Oscura - 01 - Totenreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lozano Garbala
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okay?«
    Melanie sah Raoul an. Das Angebot war verlockend, denn es bedeutete einen kurzen Spaziergang, bevor sie nach Hause fuhr, und sie hatte Lust darauf. Entwaffnet von seinem unschuldigen Lächeln stimmte sie zu: »Einverstanden. Aber nur kurz, ja? Ich bin nicht scharf auf einen Anpfiff.«
    Die beiden schlenderten nebeneinander in Richtung Boulevard Haussman n. Nach ein paar Minuten erreichten sie den Park Moncea u, der nachts geschlossen war.
    »Lass uns über den Zaun springen«, schlug Raoul vor. »So gewinnen wir Zeit.«
    Den Park zu durchqueren bedeutete in der Tat eine Abkürzung, doch Melanie war nicht recht überzeugt von der Idee. Sie blickte zu den dunklen, dichten Bäumen hinüber und zu den wenigen Laternen, die den Park erleuchteten. Suchte Raoul etwa eine Gelegenheit, um seinen Mut unter Beweis zu stellen?
    »Ohne mich«, sagte sie, »versuch nicht, mich zu beeindrucken. Parks sind nachts gefährlich.«
    Wie ein lästiges Kind ließ Raoul nicht locker: »Dieser nicht, ich kenne ihn gut. Und ihn zu umrunden dauert ganz schön lang.« Er blickte auf die Uhr. »Auf der anderen Seite ist ein Taxistand. Komm, wir sind schneller dort, als du denken kannst. In zwanzig Minuten bist du zu Hause.«
    Er setzte eine erwartungsvolle Miene auf, doch Melanie zögerte noch immer. »Ab und zu muss man auch mal etwas Verrücktes machen«, dachte sie. Und zudem war dieser kleine Flirt interessant genug, um ihren Freundinnen davon zu erzählen. Aber dennoch … Als würde er wissen, was in ihr vorging, trat Raoul plötzlich ganz nahe an sie heran und legte seine Hände um ihre Taille. Eine angenehme Wärme durchströmte sie, die sie bis in ihr Gesicht spürte. »Gib dir einen Ruck …«, die tiefe Stimme des Jungen klang heiser.
    Sekunden später hatte sich Melanie an ihn geschmiegt und küsste ihn leidenschaftlich. Sie konnte jetzt nicht mehr Nein sagen, und kurz darauf kletterten sie über das schmiedeeiserne Gitter, das den Park umgab, und liefen rasch unter den Bäumen hindurch. Nur der unverwechselbare Ruf einer Eule durchbrach die Stille.
     
    »Bitte!«, rief Raoul lachend und blieb stehen, um Luft zu schöpfen. »S o schnell muss es nun auch nicht gehen, was meinst du?«
    Nur zu gern gewährte Melanie ihm – und auch sich selbst – noch fünf Minuten, mehr jedoch nicht. Dass sie auf seinen verrückten Einfall eingegangen war, bedeutete nicht, irgendwelche Dummheiten … anzustellen. Sie küssten sich ein zweites Mal.
    Als Melanie die Augen öffnete, sah sie, dass sie sich inmitten der Grünanlage befanden, tief im Dunkeln, außerhalb der Sichtweite der umliegenden Häuser. Das machte sie auf einmal nervös, und sie wollte so schnell wie möglich zu den erleuchteten Straßen zurück.
    »Denk dran, ich muss nach Hause …«, bemerkte sie.
    »Schon gut.«
    Der Junge streichelte ihr Haar, als sie auf einmal ein heftiges Flügelschlagen in ihrem Rücken bemerkten. Als sie sich umdrehten, sahen sie eine Gruppe Vögel plötzlich aus den Bäumen hinter ihnen aufsteigen.
    »Siehst du?«, meinte Raoul. »Die Vögel wollen auch noch nicht schlafen gehen.«
    »Sehr witzig. Irgendetwas hat sie aufgescheucht, meinst du nicht?«
    Der Kerl begriff aber auch gar nichts. Von irgendwoher war jetzt ein Knacken zu hören, das Geräusch eines brechenden Zweiges. Beunruhigt sah Melanie um sich.
    »Was war das?«, fragte sie mit zitternder Stimme.
    »Ein Eichhörnchen vielleicht«, versuchte Raoul die Sache herunterzuspielen. »Bild dir nicht irgendwelche Sachen ein. Ich hab’s dir doch gesagt, ich kenne den Park wirklich gut.« Doch Melanie konnte das nicht überzeugen. »Ein Eichhörnchen ist viel zu leicht, das war es nicht«, bemerkte sie. »Gehen wir endlich?«
    Raoul beschwichtigte sie weiter.
    »Nur keine Panik, dann war es eben irgendein Penner. Ich habe keine Angst, und du solltest auch keine haben, du bist ja bei mir.«
    Melanie wollte etwas erwidern, als sie plötzlich merkte, dass es überhaupt keine Geräusche mehr im Park gab. Selbst die Eule war verstummt. Und zwar genau seit dem Knacken. Ihr fiel ein, dass Tiere viel früher als die Menschen bemerkten, wenn Gefahr drohte. Sie fluchte stumm. Warum waren sie nur über den Zaun gesprungen?
    »Lass uns gehen«, bat sie den Jungen, »bitte. Mir ist unheimlich.«
    »Ihr Mädchen seid schon komisch … Also gut, gehen wir.«
    Zwischen den Bäumen entdeckte Melanie zwei schimmernde Punkte. Einen Moment lang erloschen sie, dann glommen sie wieder auf.
    Melanie schluckte

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