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Puerta Oscura - 01 - Totenreise

Puerta Oscura - 01 - Totenreise

Titel: Puerta Oscura - 01 - Totenreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lozano Garbala
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schwer.
    Das waren keine Lichter. Ihre Gedanken rasten. Das war ein Blinzeln gewesen. Oh Gott. Es waren gelbe Augen, die sie aus dem Dickicht heraus beobachteten. Sie konnte sich nicht beherrschen und flüsterte Raoul zu, was sie gerade gesehen hatte. Der Junge fing laut an zu lachen.
    »Bitte, Melanie, wir sind doch schon auf dem Weg, du brauchst nicht irgendwelche Sachen zu erfinden!«
    »Ich meine es ernst, schau doch selbst!«
    Raouls Blick folgte Melanies Finger, doch die winzigen Lichtpunkte waren verschwunden. Um zu beweisen, wie unbegründet Melanies Ängste waren, ging er ein paar Meter in die Richtung und verschwand zwischen den Bäumen. Dem Mädchen lief ein Schauer über den Rücken.
    »Raoul, komm zurück!« Melanie war kurz davor, die Nerven zu verlieren. »Du brauchst das nicht zu machen! Lass mich nicht allein!«
    »Dann komm eben her!«
    Raoul drehte sich zu ihr um und breitete die Arme aus. Hinter ihm waren die Büsche und Bäume in der Dunkelheit.
    Raoul wollte gerade etwas sagen, doch da geschah es: Melanie wurde Zeugin, wie hinter ihm zwei Klauen auftauchten, sich in die Schultern des Jungen gruben und ihn in die Dunkelheit zerrten. Ihm blieb nicht einmal Zeit zu schreien. In Sekundenschnelle war Raoul verschwunden.

9
    SIE WUSSTE, DASS es noch mehr Opfer geben würde, wenn sie sich jetzt nicht beeilten. Die grauenvolle Art, wie Delaveau zu Tode gekommen war, legte nahe, dass es sich um einen Serienmörder handelte. Deshalb gab sie trotz der späten Stunde noch Instruktionen an die gesamte Dienstmannschaft: »Ich brauche die Laborergebnisse unbedingt morgen. Und am Montag gehen Louis und Jacques in die Schule, um die Befragungen durchzuführen; fangt mit dem Lehrerkollegium an und macht dann bei den Schülern des Opfers weiter. Eine weitere Gruppe sind die Eltern der Schüler, besonders die von denen, die durchgefallen sind. Man kann nie wissen, es gibt Leute, die können nicht verlieren. Am Wochenende kümmern wir uns um die Familie des Ermordeten und den Fachbereichsleiter, der Delaveau zuletzt lebend gesehen hat.«
    Die vier Polizeibeamten, die ihr zuhörten, nickten. Kommissarin Betancourt strich mit den Fingern über ihre Amethysthalskette.
    »Noch immer keine Zeugen?«
    »Niemand hat den Vorfall gesehen, Marguerite«, antwortete ihr Kollege Pierre Bresson. »Der Lehrer war zu diesem Zeitpunkt allein im Gebäude.«
    Die Kommissarin schnaubte.
    »Und wie ist der Mörder dann reingekommen? Die Türen sind nämlich nicht aufgebrochen worden …«
    Bresson ergriff erneut das Wort: »Vielleicht hat er sich durch eines der Fenster im oberen Stock Zugang verschafft. Zwei standen offen.«
    »Die sind viel zu hoch«, erwiderte Marguerite. »Kann unser Mörder etwa fliegen?«
    »Vielleicht hat er eine Leiter benutzt …«
    »Ach was, Pierre!«, widersprach sie.
    »Es gibt keine Zeugen, und wir sind mitten in Paris. Vielleicht hatte er einen Schlüssel, was uns vielleicht zu seinen Kollegen, dem Verwaltungspersonal und dem Pförtner führt. Überprüft, ob es noch andere Mitarbeiter gibt, die einen Schlüssel haben, irgendwelche Übungsleiter. Man weiß nie. Dem Anschein nach hat das Opfer ein ziemlich ruhiges Leben geführt«, schloss Marguerite. »Aber ich trau dem Schein nicht. Findet heraus, ob er irgendein Geheimnis hatte, Alkohol, Drogen, Spielsucht, Frauen … die Art und Weise, wie man ihn getötet hat, ist höchst merkwürdig, das sieht eher nach einer raffinierten Abrechnung aus. Wir müssen das Motiv für das Verbrechen finden!«
    Damit war die Besprechung beendet.
    ***
    Wie eine Besessene rannte Melanie in entgegengesetzter Richtung davon. Sie wusste nicht, wohin sie lief, doch das war ihr egal; sie hatte nur einen Gedanken: Weg von der unbekannten Gefahr! Die Bestie, die ihren Freund mitgenommen hatte, konnte aus dem Dickicht hervorkommen und ihr nachsetzen. Der Park war zu einem Jagdrevier geworden, und sie war die Beute.
    Im Laufen schlugen ihr Zweige wie Peitschen ins Gesicht, doch sie spürte keinen Schmerz. Wieder und wieder drehte sie sich um, fiel zu Boden und rappelte sich hoch. Ihre Knie waren aufgeschürft und ihr Kostüm hing in Fetzen herunter. Wo war nur der Zaun? Wie konnte nur so etwas geschehen, mitten in Paris?
    Wind kam auf und fuhr in die Bäume. Sie hörte Autos und wusste damit, dass sie in der Nähe des Gitters war. Das gab ihr Mut. Melanie nahm eine Abkürzung quer über eine Wegbiegung – und wäre beinahe gegen eine Gestalt geprallt. Sie hing an einem Baum. Ihr

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