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Puerta Oscura - 01 - Totenreise

Puerta Oscura - 01 - Totenreise

Titel: Puerta Oscura - 01 - Totenreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lozano Garbala
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abgegeben«, gestand Pascal, der an seine Angst auf dem Weg hierher bei seinem ersten »Besuch« dachte, aber auch an die Frau im Spiegel, der er später helfen wollte …
    Da er wusste, dass die Geister früher oder später von seinem Nein gegenüber Daniel Lebobitz’ Mutter erfahren würden, wollte er ihnen lieber selbst davon erzählen.
    »Man kann nicht gleich die erste Schlacht gewinnen«, machte ihm Capitaine Runné mit einem Schulterklopfen Mut, sobald er geendet hatte. »Das wird schon, da sind wir uns sicher. Du wirst die Aufgaben, die auf dich warten, lösen. Vertrau auf dich, wie wir es ebenfalls tun.«
    »Ich denke ebenso«, stimmte Lafayette zu. »Dieses Hausgespenst … das kann warten, bis du so weit bist. Der Fehler lag in seiner Ungeduld und nicht in deinem Verhalten. Besonnenheit ist eine unterschätzte Tugend.«
    Pascal fühlte sich von den Worten bestärkt. Früher oder später, wie er sich selbst schon gesagt hatte, würde er auf die Bitte dieses Geistes im Spiegel eingehen.
    »Danke für euer Verständnis«, sagte er. »Das alles ist für mich total neu.«
    »Die großen Momente im Leben sind immer ein Bruch mit dem Alten, eine radikale Veränderung«, behauptete Lafayette. »Man sollte eine solche Gelegenheit nutzen. Und du hast es getan, indem du zurückgekehrt bist. Wir freuen uns«, fügte er hinzu und klopfte ihm auf die Schulter.
    Pascal lächelte. »Ihr wart gleich alle zur Stelle, als ich eben hier eintraf; anders als beim ersten Mal …«
    »Der einzige sichere Ort für uns sind unsere Gräber«, erklärte der Capitaine. »Wenn wir also etwas Ungewöhnliches bemerken, verstecken wir uns, bis wir sicher sind, dass keine Gefahr besteht. Aber du bist ein Freund, also haben wir auf Vorsichtsmaßnahmen verzichtet.«
    Pascal runzelte nachdenklich die Stirn.
    »Aber wenn ihr tot seid …«, fragte er, »wovor solltet ihr dann Angst haben?«
    Die Verstorbenen warfen einander Blicke zu. Der junge Charles Lafayette ergriff das Wort: »Diese Welt hier ist nur ein Durchgangsort, Pascal. Nur ganz wenige werden, wenn sie sterben, direkt ins Reich des Guten oder Bösen geschickt. Die meisten von uns müssen einige Zeit hier verbringen, in einer Art Paralleldimension zur Welt der Lebenden. Wir nennen es das Zwischenreich.«
    Davon hatte Pascal schon gehört, von der Frau im Spiegel, oder besser, ihrem Geist.
    »Im Guten oder Bösen ist alles endgültig«, fuhr Runné fort. »Doch im Zwischenreich sind die Seelen noch verwundbar. Deshalb müssen wir uns schützen.«
    »Wovor denn?«, wollte Pascal wissen.
    »Vor dem Bösen«, erklärte Lafayette. »Das Böse ist immer hungrig auf neue Seelen. Wir sind seine Nahrung. Deshalb lauert es in der Dunkelheit auf uns. Und deshalb müssen wir vorsichtig sein.«
    »Durch die ewige Dunkelheit dieser Welt irren schreckliche Kreaturen«, erklärte Runné, »die einen Toten, wenn sie ihn außerhalb der geheiligten Zone entdecken, angreifen und in unbekannte Abgründe reißen. Und dort erwartet ihn ein ewiger Todeskampf, ohne Aussicht auf Erlösung.«
    Pascal erinnerte sich an die schrecklichen Gesichter im Wasser des schwarzen Sees, und offenbar wussten die anderen von ähnlich Gequälten, denn für einen Augenblick verstummten alle. Nur das Echo der Unterhaltung war zu hören, hallte wider von den Grabsteinen, bis es in der Dunkelheit hinter den Friedhofsmauern verhallte.
    »Jetzt wo ihr tot seid, könnte man annehmen, ihr seid vom Bösen befreit … Es ist ungerecht, dass ihr noch immer in Gefahr seid …«, wandte Pascal ein.
    »Wenn es einen Weg gibt, besteht auch immer die Möglichkeit, ihn nicht zu gehen«, erwiderte Lafayette. »Und noch ist unser Schicksal nicht besiegelt. Selbst hier haben wir die Freiheit zu wählen. Ohne die Existenz des Bösen könnten wir uns nicht für das Gute entscheiden. Das ist genauso wie die Dunkelheit; es würde sie ohne das Licht nicht geben.«
    Pascal nickte, während ihm eine weitere Frage einfiel. »Warum gibt es in dieser Zwischenwelt zwar diesen Friedhof von Montparnass e, so wie er auch in der wirklichen Welt existiert, aber nicht das ganze Paris?«
    »Hier materialisieren sich nur die heiligen Orte«, antwortete Runné. »Deshalb siehst du diesen Ort, aber nicht den Rest der Stadt.«
    Pascal nickte erneut.
    »Wenn man dem Leuchtpfad folgt«, Runné streckte den Arm aus, »kommt man zu anderen Friedhöfen und heiligen Stätten. Und zu einer zweiten Ebene dieses Zwischenreichs. Dort findest du alle konkreten Dinge ohne

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