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Pulphead

Pulphead

Titel: Pulphead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Jeremiah Sullivan
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Kabelfernsehen über die Untersuchung von Paläofäkalien haben sprechen hören, dann war das Patty Jo Watson – hatte in dieser Kammer auf dem Rücken gelegen und mit ihrer Lampe die Decke untersucht, als sie »Die Sonne! Die Sonne!« schrie. Alle dachten, sie hätte einen neuen Zugang entdeckt, und freuten sich, weil sie jetzt nicht den ganzen Weg zurücklaufen müssten.
    Franklin brachte den Teil mit der Kunst eilig hinter sich. Sie interessierte ihn nicht. Er interessierte sich für prähistorische Steinwerkzeuge. Als er alle Glyphen abgehakt hatte, führte er uns in eine Ecke und ging in die Knie. Wir stellten uns in einem Halbkreis hinter ihm auf und leuchteten mit unseren
Strahlern auf den Boden vor ihm. Überall lagen dicke Klumpen schwarzen Hornsteins – Hornstein ist Feuerstein in Reinform, das graue, glasige Gestein, aus dem die meisten Pfeilspitzen gemacht sind. Feuerstein und Hornstein entstehen beide durch einen chemischen Prozess im Kalkstein. Der Fels hatte die erstklassigen Hornsteinklumpen abgesondert. Sie könnten der Grund gewesen sein, warum die vorzeitlichen Bergleute überhaupt ihr Leben riskiert hatten und so weit in die Höhle vorgedrungen waren – um das Zeug für ihre Waffen und Werkzeuge zu bekommen. Allerdings gab es an der Erdoberfläche ebenso guten Feuerstein, sagte Franklin. Warum sie überhaupt hier runter gekommen waren, blieb rätselhaft.
    Franklin wurde langsam warm, er zeigte uns, wie sie die Felsklumpen aufgebrochen hatten, um an den guten Feuerstein im Inneren zu kommen. Es war bemerkenswert, wie seine Hände die Klumpen rekonstruierten, wie flink sie den »Freistellungsprozess« umkehrten; was die Indianer zerschlagen hatten, setzte er wieder zusammen. Die Einzelteile lagen vor ihm, wie man sie vor viertausend Jahren fallen gelassen hatte – es war, als sähe man einem dieser Kinder zu, die blitzschnell einen Zauberwürfel lösen können. Und plötzlich hielt Franklin das komplette Straußenei aus dunklem Stein in seiner Hand, als hätte er es geheilt.
    Die Indianer wussten, dass sie mit ihrer Zeit haushalten mussten, erklärte uns Franklin. Sie mussten diese Exkursionen planen: Sie machten in den Höhlen Feuer, schleppten also Holz mit. Sie hatten Hammersteine dabei, um hämmern zu können. »Sie durften hier unten keinesfalls eingeschlossen werden«, sagte Franklin. Das erkannte man an der Geschwindigkeit, mit der sie nach gutem Feuerstein gesucht haben mussten, oft ließen sie sogar gute Stücke zurück. Sie schlugen einen Klumpen auf. Wenn ihnen der Inhalt nicht sofort gefiel, warfen sie ihn beiseite und versuchten es beim nächsten. Und trotzdem hatten sie noch Zeit gehabt, diese Bilder anzufertigen.
    Ehe wir die »Kammer der Glyphen« verließen – Franklin nannte sie die »Arbeitskammer« –, führte er uns zu ihrem hinteren Ende, wo er uns einige viertausend Jahre alte Fußabdrücke anstarren ließ. Links, rechts, links – eine kleine Bewegungsfolge in Stein. Man rechnete fast damit, beim letzten Abdruck noch die Ferse zu sehen, wie sie sich mit einem schmatzenden Laut aus dem Schlamm löste. Der Abdruck jedes einzelnen Zehs war zu erkennen. Dieser Fußabdruck war schon dreitausend Jahre alt gewesen, als der andere, den ich gesehen hatte – der mit den gespreizten Zehen – im Lehm hinterlassen wurde. Natürlich ist an der Neuen Welt nichts neu. Die Indianer hatten ihre eigene Prähistorie. Sie sammelten zehntausend Jahre alte Speerspitzen und arbeiteten sie um; ein paar davor hat man in Gräbern gefunden. Sie hatten ihre eigenen Theorien darüber, wer die Mounds erbaut hatte.
     
    Einmal brachte Simek eine Reihe Bücher mit ins Büro, die aussahen, als stammten sie aus dem 19. Jahrhundert. Die erste Ausgabe von Garrick Mallerys Picture Writing of the American Indians , ein Schatz seiner Höhlenkunst-Bibliothek. Er schlug einige Seiten auf. Mallery hatte sich nicht besonders ausführlich mit dem Osten beschäftigt. Keiner der frühen Forscher hat darüber geschrieben. Sie mochten die riesigen lebhaften Tafelbilder in den Canyons des Westens. Städte, die perfekt erhalten hoch oben auf Felsen in der Wüste liegen, man kann sie problemlos besichtigen. Unsere Städte sind unsichtbar.
    Trotzdem gab es im Osten einige wenige berühmte Stätten. Der Dighton Rock ist die bekannteste. Cotton Mather schrieb darüber; Bishop Berkeley fuhr hin und sah ihn sich an. Dighton Rock ist ein großer, walfischförmiger Felsen am Taunton River in der Nähe von Berkeley,

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