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Puls

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Titel: Puls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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zu, die anderen können das dort draußen gespürt haben . oder vielleicht auch nicht. Wenn sie aber nichts mitgekriegt haben, sollten wir die Sache vielleicht vorläufig für uns behalten. Was denkst du?«
    Clay dachte daran, wie Jordan den Rektor nie aus den Augen ließ, wie Alice immer den unheimlichen kleinen Turnschuh in Reichweite hatte. Er dachte an die dunklen Ringe unter ihren Augen und daran, was sie heute Nacht vorhatten. Armageddon war vermutlich ein zu starkes Wort dafür, aber es kam beinahe hin. Unabhängig davon, was die Handy-Verrückten jetzt waren, waren sie einmal Menschen gewesen, und tausend von ihnen bei lebendigem Leib verbrennen zu wollen war belastend genug. Allein der Gedanke daran ließ seine Fantasie schmerzen.
    »Einverstanden«, sagte er. »Fahr im kleinen Gang den Hügel rauf, okay?«
    »Im kleinsten, den ich finden kann«, sagte Tom. Sie waren jetzt zu den großen Propangasflaschen nachgebildeten Tankwagen unterwegs. »Wie viele Gänge, glaubst du, hat so ein Laster?«
    »Ein Vorwärtsgang müsste reichen«, sagte Clay.
    »Wenn ich sehe, wie sie geparkt sind, werden wir als Erstes rauskriegen müssen, wo der Rückwärtsgang ist.«
    »Scheiß drauf«, sagte Clay. »Wozu soll der Weltuntergang gut sein, wenn man nicht mal durch einen gottverdammten Bretterzaun fahren darf?«
    Und genau das taten sie.

21
    Akademiehügel, so nannten Rektor Ardai und sein letzter verbliebener Schüler den langen, sanft ansteigenden Hügel, der vom Schulgelände zur Hauptstraße hinunter abfiel. Das Gras war noch üppig grün und bisher kaum mit Herbstlaub bedeckt. Als der Nachmittag zum frühen Abend wurde und der Akademiehügel weiter leer blieb - nirgends eine Spur von zurückkehrenden Handy-Verrückten -, begann Alice auf dem Hauptflur der Cheatham Lodge auf und ab zu tigern, wobei sie bei jedem Rundgang nur so lange Halt machte, um kurz einen Blick aus dem Erkerfenster im Wohnzimmer zu werfen. Von dort aus konnte man den Hügel, die beiden größten Schulgebäude und den zum Fußballplatz führenden Torbogen überblicken. Der Turnschuh baumelte jetzt wieder an ihrem Handgelenk.
    Die anderen saßen in der Küche und tranken Cola aus der Dose. »Sie kommen nicht wieder«, erklärte sie ihnen am Ende eines dieser Rundgänge. »Sie haben mitgekriegt, was wir vorhaben - haben unsere Gedanken gelesen oder so -, und kommen nicht wieder.«
    Zwei weitere Rundgänge durch den langen Hauptflur, jeweils mit einer Pause, um einen Blick aus dem Erkerfenster im Wohnzimmer zu werfen, dann erschien sie wieder an der Küchentür. »Oder vielleicht gibt's eine allgemeine Zugbewegung, habt ihr darüber schon mal nachgedacht? Vielleicht ziehen sie im Winter nach Süden wie die gottverdammten Rotkehlchen.«
    Sie war fort, ohne eine Antwort abzuwarten. Den Flur hinauf, den Flur hinunter. Den Flur hinauf, hinunter.
    »Sie gleicht Ahab, der Ausschau nach Moby Dick hält«, bemerkte der Rektor.
    »Eminem mag ein Blödmann gewesen sein, aber in Bezug auf diesen Kerl hat er Recht gehabt«, sagte Tom mürrisch.
    »Entschuldigung, Tom?«, sagte der Alte.
    Tom winkte ab.
    Jordan sah auf seine Armbanduhr. »Als sie gestern Abend zurückgekommen sind, war's fast eine halbe Stunde später als jetzt«, sagte er. »Wenn ihr wollt, gehe ich hinaus und sag's ihr.«
    »Ich glaube nicht, dass das etwas nützen würde«, sagte Clay. »Da muss sie durch, das ist alles.«
    »Sie ist ziemlich von der Rolle, oder, Sir?«
    »Du etwa nicht, Jordan?«
    »Doch«, antwortete Jordan mit schwacher Stimme. »Total.«
    Als Alice das nächste Mal an der Küchentür erschien, sagte sie: »Vielleicht ist es am besten, wenn sie nicht zurückkommen. Keine Ahnung, ob sie ihre Gehirne auf irgendeine Weise neu starten, aber hier läuft irgendein schlechtes Voodoo, das steht fest. Ich hab's heute Nachmittag bei den beiden gespürt. Die Frau mit dem Buch und dem Mann mit den Süßigkeiten.« Sie schüttelte den Kopf. »Schlechtes Voodoo.«
    Bevor jemand antworten konnte, machte sie kehrt und setzte die Flurpatrouille fort, wobei der Turnschuh an ihrem Handgelenk schlenkerte.
    Der Rektor sah zu Jordan hinüber. »Hast du irgendetwas gespürt, mein Junge?«
    Jordan zögerte, dann sagte er: »Ich habe etwas gespürt. Meine Nackenhaare wollten sich sträuben.«
    Nun sah der Alte zu den Männern hinüber, die ihm am Küchentisch gegenübersaßen. »Was ist mit euch beiden? Ihr wart viel näher dran.«
    Alice bewahrte sie davor, antworten zu müssen. Sie kam mit

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