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Pulverturm

Pulverturm

Titel: Pulverturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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Dienststelle untergebracht. Eigentlich hätte er mit Robert Funk zusammenarbeiten sollen, aber es war beiden in der Vergangenheit nur schwer gelungen, miteinander auszukommen. So hatte es sich wie von selbst gefügt, dass Wenzel sein eigenes Büro und einen eigenen Aufgabenbereich erhielt. Während Robert Funk in die menschlichen und strafrechtlichen Tiefen von Betrugsdelikten und deren Derivate eindrang, kümmerte sich Adolf Wenzel um die gröbere Klientel, diesen Burschen eben, deren geistigen Anlagen nur für Einbrüche und ähnlich grobdumme Delikte ausreichten.
    Adolf Wenzel litt unter seinem Vornamen und der Tatsache, dass es nur diesen einen gab, er somit nicht auf einen imaginären zweiten ausweichen konnte. Zum einen lag sein Hader daran, dass seine Eltern ihn mit diesem Vornamen belegten, als das tausendjährige Reich samt Adolf schon über ein Jahrzehnt in Schutt und Asche versunken war und seine Freunde auf Thomas, Helmut, Rudolf oder Peter hörten. Zum anderen ließ ihn dieser Vorname auch älter erscheinen, als er war, was insofern bedauerlich war, als dass Adolf Wenzel seine Existenz auf dieser Welt nicht an eine Frau verschenken wollte. Wenigstens hatten seine Kollegen Verständnis für die Schwierigkeiten seinen Vornamen betreffend und nannten ihn ausschließlich bei seinem Nachnamen, Wenzel, ohne dass dies als respektlos hätte empfunden werden können.

    Kurz vor Schluss ihrer Zusammenkunft klingelte das Telefon. Eine Streife hatte Ottmar Kinkers Auto gefunden. Es war versperrt auf dem Parkplatz am Europaplatz aufgefunden worden. Von außen war nichts Bemerkenswertes zu erkennen. Lydia machte sich sofort auf den Weg.
    Als sie die Dienststelle gerade verlassen wollte, traf sie Robert Funk.
    »Du Robert, eine Frage. Diese Antiquitätenhändlerin auf der Insel, taugt die was?«
    Robert Funk sah sie verdutzt an. »Die ganze Insel ist voll mit Antiquitätenhändlerinnen.«
    Sie zwinkerte ihn an. »Ich meine die schlanke braunhaarige, mit den lockigen Haaren, bei der du immer Informationen einholst … wenn sie mittags den Laden schließt … Du weißt schon …«
    Robert Funk richtete seine Fliege und entgegnete trocken: »Kann ich durchaus empfehlen.«
    Lydia lächelte. »Ich hätte da einen Auftrag für sie, der etwas umfangreicher, aber hochinteressant ist und vor allem korrekt abgewickelt werden sollte. Wir unterhalten uns da mal.«
    Er nickte ihr noch versonnen nach, als sie schon lange aus dem Blickfeld verschwunden war.
    Schielin war zu diesem Zeitpunkt schon mit dem alten BMW auf dem Weg nach Memmingen.

Linzer Land
    Im Linzer Land lagen mannshohe Nebel über den feuchten Wiesen. Oberinspektor Helmut Mosbichl saß hinter seinem schwarzen Schreibtisch und betrachtete das Telefon. Ihm gegenüber hatte sein Kollege Schachnik Platz genommen, der Mosbichl mit forschender Miene ansah.
    Der wirkte zerfahren und begann stockend. »Vor einigen Tagen hatte ich ein Gespräch mit unserem Zinken-Josi, welch selbiges nur sehr bedingt freudevoll verlaufen ist.«
    Schachnik schwieg und verzog den Mund gelangweilt, was so viel heißen sollte wie: Ja, na und?
    Mosbichl rollte die Augen. »Ja nicht so die übliche Tour. Dann hätte ich dich ja auch nicht hierher bestellt. Vielmehr ist es so, dass die alte Zinke zunehmend außer Kontrolle gerät. Du wirst es kaum glauben, aber der hat tatsächlich versucht, mich unter Druck zu setzen. Ich denke, wir müssen uns Gedanken darüber machen, wie wir uns von ihm trennen. Ich glaube fast, der sentimentale Arsch hat sich in dieses russische Vögelchen verschaut, das ihm davongelaufen ist.«
    »Ukrainisches Vögelchen. Sie ist Ukrainerin«, verbesserte Schachnik, der immer noch gelangweilt im Drehstuhl lehnte, aber inzwischen sehr aufmerksam zuhörte.
    Mosbichl war der Unterschied zwischen Russen und anderen von da drüben völlig gleich. Er winkte ab. »Ist doch eh alles ein und dasselbe Gschwerl.«
    »Und wie stellst du dir die Trennung vor?«, fragte Schachnik, der die arrogante Art von Mosbichl zwar abstoßend fand, sich aber auf irgendeine Weise damit arrangieren musste.
    »Wir versorgen unseren Josi mit den erforderlichen Informationen und lassen ihn einfach machen. Der reitet sich selbst rein, wirst schon sehen. Der ist wie rasend. Ich glaub, das Vögelchen, das ukrainische, hat ihn da gepackt, wo es dem Lodl am ärgsten wehtut, an den Eiern.«
    Beiden lachten. Schachniks Lachen war gespielt. Er fragte Mosbichl mit einem Schuss lauernder Besorgnis: »Wenn er aber

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