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Pulverturm

Pulverturm

Titel: Pulverturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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stellt sich das bis jetzt viel zu abgebrüht dar.«
    »Das mag schon alles sein. Aber warum, Conrad? Wer hatte denn einen Grund, diesen Ottmar Kinker umzubringen, oder umbringen zu lassen. Wenn es ein Streit gewesen wäre mit einem sozusagen klassischen Eskalationsverlauf, ein Messer liegt rum oder man hat es zur Hand, gleichwie, ein Stich … und unglücklicherweise gut getroffen. Ergebnis: Mensch tot. Aber hier!? Auch noch auf der Insel. Am Pulverturm, ausgerechnet an einem Ort, wo man immer damit rechnen muss, dass da jemand dahergehatscht kommt. Also professionell finde ich das gerade nicht. Ein Profi sucht sich einen anderen Ort aus. Am Parkplatz drüben auf der Hinteren Insel vielleicht. Überall könnte ich mir das vorstellen, aber doch nicht ausgerechnet da, wo immer Leute auftauchen können, wo ganze Fensterfronten zum Tatort weisen. Das ist doch nicht schlüssig. Nein. Also ich vermute da etwas viel Schlimmeres.«
    »Und was?«, fragte Schielin, der auch schon an das gedacht hatte, worauf sie jetzt hinaus wollte.
    »Zufallsmord. Ein Mord aus reiner Lust am Töten. Opfer und Täter stehen in keinerlei Bezug zueinander, und es war … Schicksal … , dass sie einander begegnet sind. Pech für Ottmar Kinker und das reinste Glück für einen kranken, brutalen Mörder, der die Situation erhofft und vorgefunden hat.«
    Schielin sah seine Kollegin nachdenklich an. »Daran hatte ich auch schon gedacht.«
    »Und?«
    Er schüttelte den Kopf. »Dieser Schlag passt da nicht rein.«
    Lydia Naber schnitt eine Grimasse. »Der Schlag?«
    »Ja. Wenn es ein Zufallstäter gewesen wäre, der mit dem Messer tötet, mit nur einem Stich, sozusagen einer, der das, was er tut, als Kunstwerk betrachtet … so einer, der hätte nicht zugeschlagen.«
    Lydia überlegte, wog den Kopf und signalisierte, dass sie zwar große Zweifel an Schielins Theorie hatte, sie aber nicht ganz verwerfen wollte.
    Er sprach weiter. »Ich gehe davon aus, dass sich diese Tat exakt auf Ottmar Kinker bezogen hat, und wir müssen herausfinden, aus welchem Grund, und ich bin sicher, es gibt einen. Jetzt bin ich – wie gesagt – erst einmal auf das Ergebnis der Obduktion gespannt. Vor allem, ob sich das bestätigt, was wir vermuten. Nicht dass es da doch noch eine Überraschung gibt.
    Und noch etwas geht mir durch den Kopf. Dieser Tatort ist schon sehr außergewöhnlich und exponiert. Vielleicht … vielleicht hat auch er eine Bedeutung. Dieser Pulverturm geht mir nicht aus dem Kopf.«

    Lydia Naber sah zum Fenster hinaus und dachte nach. Auch ihr war dieser Ort aufgefallen. In der Tat war es eine besondere Stelle auf der Lindauer Insel. Einmal durch die hervorstechende Optik des Pulverturms selbst, aber es war auch ein Ort, an welchem sich imaginäre Linien trafen, Achsen bildeten und teilten. Ein fast magischer Ort, wenn man es richtig bedachte.
    Sie nickte stumm und stand auf, denn vom Gang her waren Aktivitäten zu vernehmen. Kimmel bat die anderen in den Besprechungsraum und hatte frischen Kaffee aufgesetzt, dessen aromatischer Duft sich aufdringlich ausbreitete.
    »Ach, übrigens Kaffee«, sagte Lydia, »ich habe die Sachen gesichtet, die er bei sich hatte. Den Geldbeutel eben. Neben dem Geld war noch ein Rechnungsbeleg dabei. Der Kassenbon, der angeheftet war, ist vorgestern im Mediamarkt Ravensburg ausgestellt worden. Um sechzehn Uhr siebzehn. Er hat dort wohl so eine moderne Espressomaschine gekauft. Hat zweihundertneunundneunzig Euro gekostet.«
    Schielin sah sie verdutzt an. »Wie bitte? Der hat so viel Kohle für eine Espressomaschine ausgegeben?«
    »Na, ich bitte dich. Als Mietshausbesitzer kann er sich das sicher leisten.«
    Schielin winkte ab. »Ach. Du weißt doch, was ich meine. Die Wohnung! Nicht die Spur von Luxus, und dann so ein modernes Ding. Das passt doch gar nicht zusammen. Aber andere Frage … hast du …«
    Lydia Naber unterbrach ihn. »… natürlich habe ich sofort dort angerufen und die Überwachungsaufnahmen sichern lassen. Die waren sehr kooperativ und unkompliziert. Wir bekommen eine DVD mit den Aufnahmen zwischen fünfzehn und siebzehn Uhr. Wenn wir Glück haben, ist er drauf und vielleicht auch nicht alleine.«
    »Und was ist mit dem Auto? Haben wir das schon gefunden?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Noch keine Rückmeldung gekommen.«
    Schielin erhob sich stöhnend. »Also gut, ich übernehme die Obduktion und fahre auf dem Rückweg über Ravensburg. Mal sehen, was ich da alles erledigen kann. Diese DVD abholen, und dann

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