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Pulverturm

Pulverturm

Titel: Pulverturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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noch die Arbeitsstelle bei diesem Immobilientandler. Die scheinen ihn nicht zu vermissen, oder? Na ja. Vielleicht hatte er ja auch Urlaub.«
    Er blieb im Büro stehen und deutete auf eine blaue Plastikkiste. »Sind das die sichergestellten Asservate vom Tatort?«
    Lydia nickte stumm, ohne sich der Ecke zuzuwenden, in welcher die Kiste stand. »Ja. Die Faserspuren sind nicht dabei. Die machen schon den Abgleich mit Kinkers Kleidung.«
    Schielin holte die vier Plastiktüten aus der Kiste und legte sie nebeneinander auf den Schreibtisch. Eine magere Ausbeute im Vergleich zu anderen Tatorten. An den Tüten hefteten Polaroidfotografien, die neben der exakten schriftlichen Beschreibung auf den beiliegenden Berichten nochmals die genaue Lage dokumentierten.
    In der ersten Tüte fand sich der abgerissene Halter eines Schlüsselbundes. Er hatte in der Ecke der fünften Stufe gelegen. Dann folgte eine alte Gürtelschnalle, die zwei Stufen tiefer gelegen hatte. Ihr Aussehen legte nahe, dass sie schon das Weihnachtsfest am Pulverturm verbracht hatte. Unten am Ufer, zwischen den Kieselsteinen links der Treppe, hatte man einen Kugelschreiber gefunden, der noch nicht lange da liegen konnte. Die Notiz gab Auskunft darüber, dass drei Fingerabdrücke einer rechten Hand gesichert werden konnten. Na wenigstens etwas, dachte Schielin.
    In der letzten Plastiktüte lag ein grau-blau melierter Knopf. Er hatte etwa die Größe eines Ein-Euro-Stücks, war vierlöchrig und am Rand, genau über einem der Löcher, befand sich ein Ausbruch. Ein altmodisches Ding, das schon ewig da oben in der Ecke des Durchgangs liegen konnte. Die Kemptener Kollegen waren da aber anderer Meinung, da sie in einer Kante des Bruches zwei Fasern gesichert hatten und bei der Betrachtung unter dem Mikroskop – wie beim Kugelschreiber auch – keine Patina finden konnten, die sich bei längerer Lage hätte finden lassen müssen. Fixe Kerle, dachte Schielin und legte die Asservatentüten wieder zurück in die Kiste.
    *
    Bald darauf saßen sie im Besprechungszimmer. Die Obduktion sollte erst um ein Uhr stattfinden, also nach dem Mittagstisch, wodurch zum einen kein Termindruck aufkommen konnte – und bei Schielin nicht die Spur eines Hungergefühls. Er hatte am Morgen auf der Insel eine telefonische Bestellung von Funk entgegengenommen und beim Fidelis-Bäck alles bekommen.
    Kimmel machte heute einen äußerst herben Eindruck. Er muffelte herum und blaffte Gommert an. »Und dein scheiß Drucker geht schon wieder nicht. In den Computer komme ich nur noch an ungeraden Tagen rein, oder umgekehrt. Was macht ihr eigentlich mit der vielen Kohle, die ihr für eine so elendige EDV kriegt, he!?«
    Gommert, der sich unvorsichtigerweise auf die Eckbank gesetzt hatte und Kimmels schon in Friedenszeiten eindringlich körperlicher Präsenz somit fast schutzlos ausgeliefert war, presste sich etwas fester an die Pseudopolsterung der Rückenlehne, wie sie Möbeln aus Mitnahmemärkten eigen ist.
    Er winselte. »Es ist doch nicht mein Drucker. Ich muss doch nehmen, was uns von Kempten vorgegeben wird.
    Ausschreibung, und so. Und das Computersystem ist vom LKA. Da haben nicht mal die Kemptener was mit zu tun.«
    Kimmel beugte sich drohend über den Tisch. »Ich war neulich in Kaufbeuren. Die haben auch andere Drucker, und ich will jetzt auch so ein Ding. Das Geld dafür haben wir doch … da wird jetzt nicht mehr an der falschen Stelle gespart!«
    »Was haben die denn für einen?«, traute sich Gommert tatsächlich zu fragen.
    »Der kann alles. Drucken, Faxen, Scannen und so. Vor allem druckt der einwandfrei.«
    Gommert schwieg.

    Lydia war mit dem Ordnen ihrer Unterlagen fertig und begann zu berichten, was sie zuvor mit Schielin besprochen hatte. Sie legte die unterschiedlichen Varianten und die Begründungen dar. Keiner hatte Fragen.
    Schielin schwieg zunächst. Dann meinte er in Richtung Kimmel: »Wir brauchen die Streifenberichte von der Trachtentruppe drüben und die von der Fahndung draußen in Ziegelhaus. Wen haben die vom Wochenende an kontrolliert, wer ist ihnen aufgefallen und aus welchem Grund, wo fanden Radarmessungen statt, und wer ist reingerauscht. Die Standards eben. Morgen ist doch Wenzel wieder zurück. Der könnte das doch erledigen?
    Und dann wäre da noch der Neffe von Meta Kinker, der wohnt auch irgendwo in Reutin. Um den soll er sich auch mal kümmern. Die üblichen Fragen eben.«
    Kimmel stimmte zu.
    Adolf Wenzel war im hintersten Büro des langen Ganges der

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