Puppenbraut: Psychothriller (German Edition)
ewiger Herzenswunsch! Wie zu den Zeiten, zu denen sie alle so viel gemeinsam lachten! Bevor ihre Mutter anfing, immer öfter ihre verweinten Augen mit Schminke zu kaschieren und “Es ist wirklich nichts, Schatz!“ auf Zoeys zahlreiche Fragen zu antworten.
Lange Zeit glaubte sie ihr, doch eines Tages, als sie von der Schule nach Hause kam, waren Daddys Sachen gepackt. Er war einfach weg! Zunächst sollte es nur Urlaub sein, hatte es Mommy ihr erklärt. Doch während die Tage vergingen, blieb Larry Andrews seinem Zuhause weiterhin fern. Irgendwann verschwanden auch sein Duschgel und seine Zahnbürste. Dann begann er, Zoey von der Schule abzuholen, während ihre Mutter sich mit Freunden traf.
Amy Andrews achtete peinlich genau darauf, dass ihre Tochter wenig von ihrem neuen Lebenswandel mitbekam. Sie übersah dabei, dass das Kind so aufmerksam war, dass es die unterschiedlichen Männerutensilien im Badezimmer, die wöchentlich wechselten, voneinander unterscheiden konnte. Zoeys Wunsch, ihre Eltern Hand in Hand zu sehen, flog davon wie ein wunderschöner Schmetterling in der wärmenden Mai-Sonne.
Bis ihr Peiniger auf sie zukam und ihre Hoffnung erneut weckte.
Wieder war es dunkel. ‘Ist jetzt Nacht oder Tag?’, fragte sie sich selbst und begann herzzerreißend zu schluchzen. Ihre Mutter würde bestimmt sehr sauer sein, dass sie nun so lange weggeblieben war. Ob sie ihr überhaupt zuhören würde? ‘Definitiv werde ich dann Fernsehverbot kriegen!’, ging ihr durch den Kopf. Trotzdem freute sie sich, ihre Eltern zu sehen. Draußen zu sein. Seit ein paar Tagen, sie wusste nicht wie vielen, war dieser stickige Raum das Einzige, was sie jeden Morgen und Abend zu Gesicht bekam. Nur der liebe Gott wusste, wie lange das schon war.
Zoey hoffte, er würde nicht erzählen, dass sie auf dem Parkplatz auf ihn gewartet hatte. Geburtstagsgeschenk hin oder her, ihre Mutter hatte es ihr seit jeher verboten. Doch woher wusste er, wann ihre Mutter Geburtstag hatte und dass ihr Vater nicht mehr zu Hause wohnte? Er kannte sogar ihre Adresse! Von wem sonst als nicht von ihrer Mutter? Vielleicht sollte sie ihm einfach vertrauen? Ihm zu glauben, machte alles einfacher. Und weniger schmerzhaft...
Er sagte, er müsse Zoey vor anderen Männern beschützen. Alle wären sie böse und würden sie entführen wollen, weil sie so eine schöne Frau geworden sei. Er würde für immer in ihrer Nähe bleiben, damit ihr nichts passierte. Ob das stimmte oder nicht, war ihr mittlerweile egal. Alles war ihr egal!
Ein Pfeifen an der Tür zu ihrem Loch ertönte, und sie bekam wieder einmal Gänsehaut. Er war wieder da! Wie würde er drauf sein? Lachen? Sie anschreien? Langsam verstand sie sich gut darin, die Worte so zu wählen, um ihn nicht zu verärgern. Sie wurde immer besser darin.
„Zooooooooeeeeey!“, hörte sie ihn rufen. Tränen liefen ihr unkontrolliert panisch über ihre noch teils kindlich geformte Wangen. Mit aller Kraft betete sie, dass er heute gute Laune hatte. Instinktiv schloss sie die Augen, damit er nicht sehen konnte, dass sie wach war. Wenn sie nicht schlief, das behauptete er immer, würde sie nur Unsinn denken. Mit einem aufsteigenden Schrecken stellte sie fest, dass ihr Magen knurrte. Das konnte sie verraten.
„Zoey! Du Schlafmütze!“ Offenbar hatte er gute Laune. Die Tür ihres kleinen Gefängnisses wurde endlich entriegelt. Sie konnte etwas Licht erspähen. Das Mädchen atmete erleichtert auf und tat so, als hätte er sie gerade geweckt. Voller Zufriedenheit, dass der Schwindel nicht aufgefallen war, streckte sie sich. Jetzt war sie sicher, dass sie sich für ihren Ungehorsam keine Backpfeife einfangen würde.
„Meine Liebste, die Sonne scheint so schön!“
Doch ihre gesamte Aufmerksamkeit galt plötzlich nur seiner Hand. Darin steckte etwas, das wie ein belegtes Brötchen aussah. Zoeys Magen knurrte erneut.
„Ist das für mich?“, fragte sie so lieb, wie sie konnte. Sie wollte ihn nicht so verärgern, dass er ihr wieder das Essen verweigern würde. Viel schlimmer als die Schläge oder der Hunger war aber, dass er sie danach immer umarmte und sie beruhigend auf die Stirn küsste. Sie mochte das einfach nicht! Sein Parfüm roch so widerlich! Auch sein stinkender Atem an ihrem Gesicht widerte sie an!
„Ich habe denen heute endlich bewiesen, meine Liebste!“, hörte sie ihn sagen, als er ihr das Brötchen reichte, „dass wir einfach zusammengehören! Jetzt
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